Klaas bei "Late Night Berlin" über Friedrich Merz: "Sieht aus wie einer, der auf Kinder schießt"

Was schenkt man jemandem, der schon alles hat? Klaas Heufer-Umlauf hatte da am Dienstagabend eine Idee. Zu Gast war nämlich Designer Harald Glööckler. Der hatte nicht nur viel zu erzählen, sondern auch die Gelegenheit auf ein Namensupgrade. Ein Polit-Promi kam hingegen gar nicht gut weg.

Eine Kritikvon Christian Vock

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Russlands Test einer Anti-Satellitenrakete, die Pinkel-Einlage einer Sängerin während eines Konzerts, die neue Staffel „Adam sucht Eva“ – der Thementisch war auch in dieser Woche wieder reich gedeckt für Klaas Heufer-Umlauf. Vielleicht mit einer Ausnahme: Zwar hat Klaas Heufer-Umlauf bisher seine Späße über Impfverweigerer gemacht, aber nun demonstrieren die nicht mehr auf der Straße, sondern füllen die Krankenhäuser. Angesichts der Überlastung der Intensivstationen und der Krankenhausmitarbeiter und -mitarbeiterinnen sind Corona-Scherze inzwischen grenzwertig.

Trotzdem muss sich Heufer-Umlauf am Dienstagabend bei „Late Night Berlin“ keine Sorgen für seinen Stand-up-Part machen, schließlich gibt es ein Thema, das geradezu danach schreit, von ihm humoristisch behandelt zu werden: Friedrich Merz verkündete nun offiziell, dass er zum dritten Mal versuchen will, CDU-Vorsitzender zu werden. Alleine die Tatsache, dass der Vorsitzende einer Wirtschaftslobby-Vereinigung nun soziale Gerechtigkeit als sein neues Schwerpunktthema entdeckt haben will, bietet so viele Steilvorlagen, dass Heufer-Umlauf eigentlich nur noch den Ball über die Linie drücken muss.

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Heufer-Umlauf über Friedrich Merz: „Sieht aus wie einer, der auf Kinder schießt“

Und was macht Heufer-Umlauf? Tatsächlich lässt er sich einen Kommentar zum Pinkel-Auftritt von Brass-Against-Sängerin Sophia Urista nicht nehmen. An Corona wagt sich Heufer-Umlauf trotz der angespannten Lage auch, nimmt sich aber zurück. Er nimmt ein bisschen die Verschwörungstheorien auf den Arm, freut sich dann aber über Pietro Lombardi, weil der auf seinen Social-Media-Kanälen erklärt hat, warum man sich impfen lassen soll. „Heute ist der Tag: Kein Pietro-Lombardi-Gag, weil, das ist ja schön, sehr gut, Applaus“, findet Heufer-Umlauf und urteilt dann: „Der Mann weiß, wo man die Linie zieht. Oliver Pocher kommt ihm gerade noch ins Haus, aber bei Corona hört der Spaß auf.“

Wo bei Heufer-Umlauf der Spaß aber nicht aufhört, ist die CDU. Denn natürlich ist die Kandidatenaufstellung für den Parteivorsitz Thema und damit auch Friedrich Merz. Doch bevor er sich den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden des Vermögensverwalters BlackRock in Deutschland vorknöpft, zeigt Heufer-Umlauf erst einmal ein Bild der drei Kandidaten Norbert Röttgen, Helge Braun und eben Merz und meint ironisch: „Was sofort auffällt: Die Erneuerung der CDU ist in vollem Gange.“

Dann geht Heufer-Umlauf die Kandidaten durch. Über Norbert Röttgen urteilt der Moderator „Sieht ein bisschen aus wie der aus der Nespresso-Werbung“ und Helge Braun bekommt ein „Der ist so süß. Wenn Teddybären traurig sind, dann drücken sie zum Trost Helge Braun“ zu hören. Und Friedrich Merz? Der bekommt es deutlich deftiger ab: „Der sieht aus wie einer, der auf Kinder schießt, wenn er sie beim Klingelstreich erwischt und dann eines von ihnen aufisst, damit die anderen das nicht nochmal machen.“

Harald Glööckler: „Es ist besser, man kann gar nichts und tut blöd“

Und sonst so? Nach der Dauerwerbesendung der vergangenen Woche, in der Verona Pooth für die Firma ihres Mannes Werbung machte und Sebastian Pufpaff für sein TV-Debüt der wiederauferstandenen Show „TV total“, wäre es schön, wenn Heufer-Umlaufs nächster Gast ein bisschen weniger Reklame für sich machen würde – oder zumindest unauffälliger. Doch unauffällig ist nun einmal nicht die Sache von Harald Glööckler, die Sache mit der dezenteren Werbung hat er aber trotzdem hinbekommen. Zumindest auf den ersten Blick.

Vier Jahre lang, erzählt Klaas Heufer-Umlauf, habe er gebettelt, dass Glööckler einmal in seine Show kommt. Warum er ihn unbedingt dabei haben will, erfährt man am Dienstagabend nicht, wohl aber, warum sich Glööckler bisher so geziert hat: „Ich bin kein leichtes Mädchen.“ Und dann geht sie los, die Glööckler-Show, bei der man nicht weiß, ob es eine einzige Werbeveranstaltung für das Glööckler-Universum ist oder ein zutiefst authentischer Auftritt eines Mannes, dem nichts mehr etwas anhaben kann. Vielleicht ist eine Trennung hier auch gar nicht möglich, denn wenn Harald Glööckler da ist, dann ist er einfach da. Mehr Präsenz geht kaum.

Und so sitzt er nun auf dem Sofa von Klaas Heufer-Umlauf, dem man anmerkt, dass er sich dem Bann seines Gastes nicht entziehen kann, und plaudert mit ihm über sein Buch „How to get famous“. Was er denn in puncto Starappeal machen könne, will Heufer-Umlauf wissen und Glööckler gibt hier den Mentor für alle, die mal berühmt werden wollen. Man solle es unbedingt auf den roten Teppich einer Filmpremiere schaffen, aber stilecht: „Wer nicht vorgefahren wird, ist nicht interessant.“ Es folgen weitere Tipps ehe Heufer-Umlauf fragt: „Wann muss man Talent nachschieben?. Glööcklers Antwort: „Erstmal gar nicht. Das ist sogar eher kontraproduktiv. Es ist besser, man kann gar nichts und tut blöd. Dann kommt man am weitesten.“

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„Late Night Berlin“: Gebt mir ein ö!

Es sind nicht die einzigen markigen Sätze, die an diesem Abend von Glööckler kommen. „Ich bin immer noch da und immer noch interessant“, erzählt der Designer über sich und als ihm Heufer-Umlauf erklärt, er solle nun ein Quiz zum Thema Harald Glööckler spielen, meint Glööckler: „Das mag ich gut leiden. Ich bin immer das Thema.“ Das ist er dann auch und während die beiden spielen, erkennt man bei Heufer-Umlauf eine Mischung aus ehrlicher Bewunderung für seinen Gast, wegen dessen Wurschtigkeitsausstrahlung, seiner Handwerkskunst als Moderator und seiner Raffinesse, Glööckler trotz aller Sympathie bei dessen Eitelkeit zu packen, um so erinnerungswürdige Momente für seine Show zu schaffen.

So ruft Heufer-Umlauf zum Beispiel für den Fall, dass Glööckler gewinnt, einen ganz besonderen Preis aus: „Wir schenken Ihnen das dritte ö!“ Das gibt es zwar am Ende nicht, weil Glööckler verliert, dafür erfährt man aber Einiges über den Designer. Etwa, dass er bereits 1994 einen Song namens „Pompöös is my life“ aufgenommen hat; dass die Filmrolle von Sacha Baron Cohens „Brüno“ auf Glööckler basiert oder dass es zwar ein Gemälde von ihm als Ludwig XIV., als Kardinal und als Zyklop gibt, aber nicht als Jesus: „Ich dachte, das ist dann doch ein bisschen zu viel.“ Und so endet ein inhaltlich banaler, aber kurzweiliger Abend bei „Late Night Berlin“ mit dem Hinweis auf Heufer-Umlaufs Gast der kommenden Woche. Und der könnte nicht weiter von Harald Glööckler entfernt sein: Philipp Lahm.

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