Boerne und Thiel ermittelten bereits zum 39. Mal gemeinsam im „Tatort“. Für Jan Josef Liefers Rolle war es ein besonderer Einsatz, denn gegen ihn gab es einen Plagiatsvorwurf. Und genau darum gab es Diskussionen.
Umstrittene Aktion #allesdichtmachen
Ironische Kritik von Künstlern löst Debatte aus
Jan Josef Liefers und Axel Prahl hat es als Ermittlerduo Boerne und Thiel am Sonntagabend in eine schräge Community mit Hippie-Touch, Bauwagen und Alpakas verschlagen. In „Rhythm and love“ wurde das junge Aktmodel Maik Koslowski, Mitglied der spirituell angehauchten Kommune „Erlenhof“, tot aufgefunden und die Münsteraner Kult-Ermittler hatten alle Hände voll zu tun.
Neben der detektivischen Arbeit war es vor allem eine persönliche Herausforderung von Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne, die viel Raum in dem Sonntagskrimi einnahm. Von einem drohenden Plagiatsverfahren gegen den eitlen Professor war die Rede. Hat Boerne bei einer Forschungsarbeit von einem renommierten Kollegen abgekupfert? Und wer ist dieser Kollege eigentlich?
Prof. Dr. Michael Tsoko von der Charité spielt Gastrolle
Ein gewisser Professor Thomsen wird erwähnt, doch nicht gezeigt. Nur in einer klitzekleinen Einstellung ist eine Silhouette des Herren zu erkennen, als er Boerne in der Rechtsmedizin besucht und die Vorwürfe aus der Welt schafft. Das war ursprünglich anders geplant, wie nun herauskam. Denn: Prof. Dr. Michael Tsokos, Leiter der Rechtsmedizin an der Charité in Berlin, hat sich für eine Gastrolle beim „Tatort“ anheuern lassen – unentgeltlich. Doch Tsokos war für einen größeren Auftritt am Set des ARD-Krimis und spielte mehr als diese eine Mini-Szene.
„Wo fängt Zensur an?“, beginnt der Professor einen Instagram-Beitrag am Sonntag und erklärt dort, wie es zu der kuriosen Kürzung kam. „Ok, es war keine hohe Schauspielkunst und nicht vergleichbar mit den Hauptdarstellern des Münsteraner Tatorts, aber das ist nicht der Grund“, so Tsokos, der anschließend die Entscheidung des Senders wiedergibt: Seine Serie „Obduktion“, die im Privatfernsehen gezeigt wird und ebenfalls mit Jan Josef Liefers geplant ist, sei schuld. Die ARD erfuhr erst im Nachhinein von der Produktion und wollte unfreiwillige Werbung für das Format verhindern.
Anfangs zeigt der Professor der Charité dafür kein Verständnis. Er schimpft: „Im Ernst, das ist die Begründung! Die mir aber natürlich nicht ins Gesicht gesagt wurde, sondern (feige?) hinten rum kommuniziert wurde.“ Und es wird noch dramatischer im Ton: „Gerade in einer Zeit wie heute, in der potentielle Meinungsmache öffentlich-rechtlicher Sender immer wieder hinterfragt wird (und auch hinterfragt werden muss!), damit die GEZ-finanzierten Sender nicht endgültig zu einer Art Staatsfernsehen verkommen – was wir bekanntlich schon einmal in einem deutschen Staat hatten – halte ich so ein Agieren für gefährlich.“
Eine Gastrolle, eine gekürzte Version und ein renommierter Professor, der von „Staatsfernsehen“ spricht: Selten hat eine geschnittene „Tatort“-Szene für derart viel Wirbel gesorgt. Doch nach etwa drei Stunden legt sich die allgemeine Anspannung etwas und Michael Tsokos beschwichtigt auf Instagram mit einem neuen Post.
Er zeigt den Screenshot einer WDR-Antwort und ergänzt in seinem Kommentar: „Da hat er WDR aber schnell reagiert und ich rechne es den Verantwortlichen hoch an, dass Sie hier nichts unter den Tisch fallen lassen.“ Tsokos wendet sich allerdings an einige Kommentatoren, die ihn in die „rechte Ecke“ gesteckt hatten nach seinen Aussagen gegen die öffentlich-rechtlichen Sender. Das sei „wirklich das Allerletzte von einigen, die meinen letzten Post entsprechend kommentiert haben“.
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„Diesen ganzen Blindfischen, die völlig verblendet sind, kann man sowieso nichts recht machen“, schreibt er abschließend und erklärt, sich nun wieder vor allem zur Rechtsmedizin zu äußern. Seinen ersten „Tatort“-Auftritt hatte er sich wohl anders vorgestellt.
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