Geliebt und gehasst: Ein Ermittlerduo spaltet die Massen

Welchen „Tatort“ lieben die Deutschen – und von welchem ARD-Team waren sie enttäuscht? t-online hat eine große Umfrage gestartet und überraschende Antworten erhalten. 

Die erste Überraschung liefert bereits die kühle Zahlenbilanz: So wenige neue „Tatort“-Fälle wie im vergangenen Jahr gab es seit 2008 nicht mehr. Nur 33 Krimis kamen frisch aus den einzelnen ARD-Produktionsschmieden und begeisterten die Zuschauerinnen und Zuschauer. Das Interesse an den Filmen war wiederum groß: Im Schnitt sahen 9,2 Millionen Menschen am Sonntagabend zu – und damit mehr als in den fünf Jahren zuvor.

Geht es nach den TV-Quoten hat auch im Jahr 2021 wieder ein „Tatort“-Duo alle anderen Teams der ARD übertrumpft. Die Ermittler aus Münster, Thiel und Boerne gespielt von Axel Prahl und Jan Josef Liefers, haben mit ihrer Folge „Rhythm and Love“ Anfang Mai satte 14,22 Millionen Menschen vor die Bildschirme gelockt. Einen Marktanteil von 39,6 Prozent: Das schaffte 2021 bei der ARD kein anderes Team.

Der von Harald Krassnitzer verkörperte Kommissar Moritz Eisner und seine Kollegin Bibi Fellner, die von Adele Neuhauser gespielt wird, waren 2021 in zwei Fällen zu sehen. Am 28. März schalteten „Die Amme“ 8,65 Millionen Menschen ein, am 9. Mai waren es für den Fall „Verschwörung“ 8,62 Millionen. Damit liegt das Duo in der Quotenbilanz irgendwo im Mittelfeld. Schließlich schafften es neben dem Münster-„Tatort“ noch fünf weitere Krimis über die Marke von zehn Millionen Zuschauern. 

Insgesamt nahmen fast 12.000 Menschen an der Befragung von t-online teil. (Quelle: t-online-Umfrage)

Der im Januar gelaufene Kölner Krimi „Der Tod der Anderen“ war darunter, der Stuttgarter Fall „Das ist unser Haus“ eine Woche später, der NDR-Film „Tödliche Flut“ ebenfalls aus dem Januar, die Dresdner Episode „Rettung so nah“ vom 7. Februar sowie „Wie alle anderen auch“ aus Köln, der am 21. März lief. Alle wurden folglich in der ersten Jahreshälfte zu Lockdown-Zeiten ausgestrahlt: Hier erklärte „Tatort“-Experte Dennis Gräf, was dahinterstecken könnte. 

Münster-„Tatort“ polarisiert auch 2021 enorm

Die t-online-Umfrage führt eines dieser bei den Fernsehquoten so erfolgreichen Teams ebenfalls in den Top drei. Ballauf und Schenk aus Köln haben 9,9 Prozent aller Befragten im Jahr 2021 überzeugt. Die von Klaus Behrendt und Dietmar Bär gespielten Ermittler können sich damit über Bronze freuen. Knapp dahinter landen Batic und Leitmayr aus München mit 9,3 Prozent sowie das Dortmunder Quartett um Faber und Bönisch mit 8,5 Prozent der Stimmen. 

In einem zweiten Teil der Umfrage wollten wir wissen, welches „Tatort“-Team im vergangenen Jahr am wenigsten gefallen hat. Hierbei gab es keinen so eindeutigen Spitzenreiter wie bei der ersten Frage. Auffällig ist allerdings, dass sich das Duo aus Münster abermals weit vorne befindet. 9,2 Prozent der Befragten geben an, von den „Thiel und Boerne“-Krimis enttäuscht zu sein; 14,4 Prozent entscheiden sich bei der Frage „Welches Team haben Sie 2021 nicht gerne gesehen?“ für die Münsteraner. Im Unterschied zu den anderen beiden Fragen waren hierbei jedoch Mehrfachnennungen möglich. 

Und wieder sind Thiel und Boerne vorne mit dabei. (Quelle: t-online-Umfrage)

Angeführt wird das Unbeliebtheitsranking vom Team aus Zürich. Es hat sich 2020 neu gebildet, war bisher erst zweimal im Einsatz, zuletzt am 28. Februar in „Schoggiläbe“, den 7,85 Millionen Menschen einschalteten. Dass die Polizistinnen Isabelle Grandjean, gespielt von Anna Pieri Zuercher, und Tessa Ott, verkörpert von Carol Schuler, „am wenigsten überzeugt“ haben, könnte also auch an ihrer ohnehin nicht sehr großen Popularität liegen.

Ein Aspekt, der für Ulrich Tukur sicherlich nicht gilt. Er ist „Mister Extravaganz“ für die ARD, liefert mit seiner Ermittlerfigur Felix Murot die skurrilsten „Tatort“-Fälle und erreichte mit seinem 2021er-Einsatz „Murot und das Prinzip Hoffnung“ am 21. November 7,34 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. In der Umfrage landet er mit 10,9 Prozent auf Platz zwei der Enttäuschungen. Ein Indikator dafür, dass „Tatort“-Zuschauer keine Lust auf Experimente haben. Bizarr, abgedreht und unkonventionell: Das mögen ARD-Zuschauer am Sonntagabend offenbar nicht.

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Das neue „Tatort“-Team aus Bremen hat es schwer

Ebenfalls nicht gut abgeschnitten hat das neu zusammengewürfelte Team aus Bremen. Seit dem 24. Mai besteht das Trio dort aus Jasna Fritzi Bauer, Dar Salim und Luise Wolfram. Mit 9,72 Prozent holen sie sich den traurigen Bronzeplatz. Möglicherweise weil Lürsen und Stedefreund, gespielt von Sabine Postel und Oliver Mommsen, zuvor äußerst beliebt waren, weit über Bremen hinaus und die neuen Ermittler nun in sehr große Fußstapfen treten? Es würde in das Erklärungsschema passen: „Tatort“-Zuschauer wollen nicht überrascht werden, sondern gerne wissen, was sie erwartet.

Bleibt also nur noch die Frage, wieso die Münsteraner derart polarisieren? Liefers und Prahl scheinen die Massen mit ihren oft hart am Klamauk vorbeischlitternden Krimiausgaben zu spalten. Bei Twitter ist in aller Regelmäßigkeit viel Unmut zu lesen, wenn der WDR-„Tatort“ mal wieder ausgestrahlt wird. Dass die kritischen Stimmen dort stets lauter sind als die versöhnlichen, ist bekannt. Nun ist auch mit der t-online-Umfrage abermals deutlich geworden: Kein TV-Krimiduo beschäftigt die Deutschen so sehr wie das aus Münster.

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