"Die große Dschungelshow" – das Zwischenfazit: Drei sind acht zu wenig

„Die große Dschungelshow“ sollte als Ersatz für die coronabedingte Absage von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ dienen. Doch wo sich sonst die Kandidaten maximal auf die Nerven gehen, herrscht diesmal weitgehend Frieden. Was ist da los? Ein Zwischenfazit.

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„Wie lange muss man hier drin sein, bis man so richtig durchdreht?“ Die Frage von Sam Dylan ist vollkommen berechtigt und die Antwort nach acht Tagen Dschungelshow lautet: Schon noch ein bisschen.

Kontrolliertes Durchdrehen gehört bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ zum Konzept. Dafür wurde die Show gemacht und deswegen schalten die Zuschauer ein. Das kann man nun gut finden oder nicht – es ist erst einmal so.

Beziehungsweise sollte es bisher so sein, denn wenn man dieser Tage die „Dschungelshow ansieht, hat man nicht den Eindruck, dass es hier bei irgendjemandem gleich Kuckuck macht.

„Man hockt herum“, gibt Frank Fussbroich an Tag zwei Einblick in die Highlights seiner Aktivitäten und das sagt schon viel über eine Show, die zu ihrem Beginn noch der Untergang des Abendlandes mindestens aber der größte anzunehmende Sittenverfall gewesen sein soll. Was ist passiert?

Das Dschungelcamp hatte immer mal wieder kleine Hängerchen in der Dramaturgie und die waren in der Regel auf die Auswahl der Kandidaten zurückzuführen.

Sieht man sich das diesjährige Personal an, so kann man RTL in dieser Hinsicht eigentlich keinen Vorwurf machen. Es ist eigentlich jede Temperamentsnuance vorhanden, vor allem aber hat RTL beim Einkauf darauf geachtet, keine Berufsanfänger zu buchen. Jeder der Kandidaten weiß, was von ihm oder ihr erwartet wird. Was also läuft falsch?

Die Trash-TV-Ferraris stehen in der Garage

Wieder ist es Sam Dylan, der die Antwort liefert: „Drei ist immer irgendwie … weiß ich nicht“, beklagt Dylan, dass er sich in seinem Dreierteam mit Oliver Sanne und Christina Dimitriou als drittes Rad am Wagen fühlt. Das ist zwar ein reichlich schiefer Vergleich, trotzdem liegt Dylan damit ganz richtig.

Nicht die Kandidaten selbst, sondern deren Anzahl ist der Grund, warum in diesem Jahr noch niemand sein Gehirn zur Faust ballt.

RTL hat sich wegen der Corona-Epidemie nämlich entschieden, die ganze Dschungel-Bagage in ein Tiny House zu stecken, aber eben nicht alle auf einmal, sondern in vier Dreierteams – mit Folgen. Die Enge reicht den Kandidaten offenbar, um sich zwar auf die Nerven, nicht aber an den Hals zu gehen.

Mit anderen Worten: RTL hat zwar ein paar Trash-TV-Ferraris gekauft, lässt aber immer nur ein Viertel von ihnen auf die Rennstrecke. Wenn von denen dann auch nur ein einziger eine Panne hat, wird es eben extrem eng mit der Fernsehunterhaltung.

Dschungelshow-Promis geizen nicht mit intimen sehr

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Den Kandidaten selbst kann man dabei keinen Vorwurf machen, sie tun ihr Bestes oder zumindest das, was sie dafür halten.

Zoe Salome Saip lässt die Zuschauer an ihren Therapieerfolgen teilhaben, Bea Fiedler an ihrer familiären Situation, Christina Dimitriou an ihrer Vergangenheit als Mobbing-Opfer und Oliver Sanne an den Moment, als eine Hantelbank für ihn zum Karrieregrab wurde. Dass hier vor laufender Kamera Intimstes preisgegeben wird, gehört aber eigentlich zum Dschungel-Standard.

Mike Heiter hingegen meidet den Plausch über Persönliches, insbesondere über seine Ex, Elena Miras, und überrascht den Zuschauer lieber mit seiner eigenen Realität. „Ich war schon langsam, aber trotzdem schnell“, erklärt Heiter etwa, als er Zahlenschlösser öffnen soll.

Damit empfiehlt sich Heiter zwar nicht unbedingt für einen Logik-Lehrstuhl, aber dafür für die Gunst der Zuschauer.

Die große Dschungelshow: Keine Lust mehr auf Trash-TV?

Denn auch wenn das Kernelement der Show, die Lust des Zuschauers, dabei zuzusehen, wie sich die Kandidaten gegenseitig in den Wahnsinn treiben, bislang kaum bedient wurde, scheint der Zuschauer genau das zu mögen.

Das zumindest zeigen die Sympathiebekundungen via Telefon. Aus jedem Dreierteam dürfen die Zuschauer per Abstimmung nämlich einen Kandidaten hinaus wählen und bislang scheinen die Kandidaten besser anzukommen, die zwischenmenschlich nicht gleich in die Vollen gehen.

Frank Fussbroich nutzte die Zeit im Haus, indem er Zoe Saip wegen ihres Versagen bei einem Spiel runterputzte und war schneller wieder zu Hause als er Känguruhoden sagen kann. Lars Tönsfeuerborn wünschte sich von Bea Fiedler eine häufigere Sichtbarkeit ihrer liebenswürdigen Persönlichkeitsanteile. Der Zuschauer nicht und wählte Fiedler kurzerhand raus. Und im aktuellen Team liegt die nie um einen Fluch verlegene Christina Dimitriou bei den Sympathieplätzen auf dem dritten von drei möglichen Plätzen. Raubeinig kommt momentan offenbar nicht gut an.

Das kann man natürlich als Trend werten, dass der Zuschauer von allzu brachialer Unterhaltung inzwischen die Nase voll hat. Auch die jüngsten Eskapaden bei „Promis unter Palmen“ und dem „Sommerhaus der Stars“ gingen vielen Zuschauern bereits zu weit. Vielleicht ist eine Pandemie ja nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt, um Unterhaltung mit stumpfen C-Promi-Hahnenkämpfen zu machen. Vielleicht gab es diesen Zeitpunkt aber auch noch nie.

Nach der ersten Woche „Dschungelshow“ scheint jedenfalls niemand so recht Lust am sonst so üblichen Eskalieren zu haben: RTL nicht, die Kandidaten nicht – und die Zuschauer offenbar auch nicht.

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