Barbara Schöneberger: "Sag mal spinnst du? Wir machen hier nicht Rentner-TV"

Bei „Denn sie wissen nicht, was passiert“ kommt es eigentlich nicht darauf an, wer gewinnt. Hauptziel der RTL-Show ist, der Titel verrät es, chaotische TV-Unterhaltung. Gottschalk, Jauch und Schöneberger wissen das, nur ihr Gegner Johannes B. Kerner ist am Sonntagabend so ehrgeizig, dass er sogar beim Memory schummelt.

Eine KritikvonChristian Vock

Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

Die jüngste Ausgabe von „Denn sie wissen nicht, was passiert“ beginnt mit einer kleinen Vorgeschichte. Zum einen mit der Tatsache, dass die Show nach der Folge am vorangegangenen Samstag zum ersten Mal direkt einen Tag später und damit auch noch sonntags läuft. Darüber hinaus versprach Günther Jauch bei der Samstagsausgabe, dass es diesmal nicht ganz so lang gehen würde. Ein Versprechen, das man angesichts einer Dauer von viereinhalb Stunden Sendezeit gerne eingelöst sieht.

Aber Jauch wurde noch ein ganz anderes Versprechen in den Rucksack für die Sonntagsausgabe gepackt und das erklärt, warum er am Sonntagabend mit einer Blockflöte und Schöneberger mit pinken Engelsflügeln ins Studio einlaufen. Denn den dreien wurde am Samstag erklärt, dass sie Tags drauf als Band auftreten und den Reinhard-Mey-Klassiker „Über den Wolken“ aufführen sollen.

„Herr Jauch hat die ganze Nacht die Flöte im Mund gehabt. Ich hatte gehofft, dass ich diesen Satz sagen kann, aber so war’s nicht“, eröffnet Schöneberger dann am Sonntag die Kalauerei mit Schlüpfrigkeiten. Thomas Gottschalk hingegen macht sich eher Sorgen um die Qualität des Auftritts: „Wir hätten das doch wenigstens einmal proben sollen.“ Jauch beschwert sich indes über die Qualität der Ausrüstung: „Das ist alles in ihre Flügel geflossen, das Budget. Ich hab’ die billige Plastikflöte.“

Gottschalk und Jauch gegen Kerner und Zarrella

Ohne hier jemandem zu nahe treten zu wollen, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch recht hoch, dass nicht das Material der Flöte über die Qualität des Auftritts entscheiden wird. Doch das ist im wahrsten Sinne des Wortes Zukunftsmusik. Erst einmal sind die Grundlagen des Abends gelegt, zumindest die meisten.

Was fehlt, ist noch die Info, wer den Abend moderiert und diese Nachricht soll eigentlich ein Hund ins Studio bringen. Doch der verweigert und Gottschalk glaubt, den Grund zu kennen: „Immer, wenn er Günther sieht, dreht er um.“ Am Ende klappt es doch noch und Barbara Schöneberger erfährt, dass diesmal sie an der Reihe ist.

Fehlen noch die Gegner und da scheint man Schöneberger einen Gefallen bei der Auswahl getan haben: „Ich freu mich, wenn ich lese, was hier steht, denn das wird lustig“, behauptet Schöneberger, als sie den Umschlag mit den Namen der Gäste öffnet, denn dort stehen Giovanni Zarrella und Johannes B. Kerner auf dem Zettel. Über die Gesamtheit des Abends hat sie damit nicht Unrecht, doch bereits bei Spiel zwei muss Schöneberger eine grobe Unsportlichkeit moderieren.

Es geht um eine Art Song-Memory, wobei jeder Song in Instrumental und Gesang zerlegt wurde. Auf dem Bildschirm sind für Zuschauer und Kandidaten nun zweimal neun Felder zu sehen. Die Felder links sind mit Buchstaben versehen, die Felder rechts mit Ziffern. Unter den Buchstaben steckt das Instrumental, unter den Ziffern der Gesang. Jedes Team deckt nun ein Buchstaben- und ein Ziffernfeld auf und die Band legt los. Passen Musik und Gesang zusammen, gibt es einen Punkt, wenn nicht, dann nicht.

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Johannes B. Kerner: überehrgeizig und unsportlich

Es dauert ein Weilchen, bis alle die Regeln kapiert haben, doch als Jauch und Gottschalk ihr erstes Pärchen aufdecken, fällt Günther Jauch etwas auf und Barbara Schöneberger fragt einmal dezent bei Johannes B. Kerner nach: „Darf ich ganz kurz fragen, Johannes: Was tippst du in dein Telefon?“ Kerner glaubt, nichts Unrechtes getan zu haben und antwortet: „Ich tippe mir ein, was das für ein Song ist …“ Doch da fährt Schöneberger schon dazwischen: „Sag mal spinnst du! Wir machen hier nicht Rentner-TV, wir sind bei RTL!“

Nun kann man Kerners übertriebenen Ehrgeiz unsympathisch finden, schließlich geht es hier um ein Unterhaltungsformat und da interessiert es einen toten Frisör, wer die Blödelspielchen gewinnt. Auf der anderen Seite kann man auch argumentieren, dass Kerner mit seinem Überehrgeiz – wenn auch unabsichtlich – ja gerade für Unterhaltung sorgt, weil er ein bisschen Emotionen in die Show bringt, was man an den Buhrufen des Studiopublikums ablesen kann. Unterhaltsam kann ja auch sein, wenn man jemanden unsympathisch finden kann.

Den Rest des Abends hält sich Kerner aber zurück und überlässt Schöneberger, Jauch und Gottschalk den Unterhaltungsauftrag und die zeigen, dass das auch auf sympathische und lustige Weise gelingen kann. Vielleicht mit einer Ausnahme. Denn der groß angekündigte Auftritt der Schöneberger-Jauch-Gottschalk-Band gerät erwartbar zur Glitzerkostüm-Klamauk-Dorffest-Mitgröl-Nummer. Muss man wollen.

Günther Jauch hält sein Versprechen – gerade so

Der Rest des Abends gehört dann wieder allerlei Party-Spielchen, die man von „Denn sie wissen nicht, was passiert“ gewohnt ist. In einem drehenden Auto spielen die Promis Tabu, wenig später dann mit Handventilatoren Tischtennis. Amira und Oliver Pocher tanzen Songs vor, die Kerner, Zarrella und Co. erkennen müssen, im Anschluss sollen Becher nur mit Luftballons transportiert werden. So weit, so unterhaltsam und so arbeitet sich die Show der Antwort entgegen, ob Günther Jauch sein Versprechen halten wird, diesmal früher in den Sack zu hauen.

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Die Antwort: Jein. Zwar geht es „schon“ um 23:36 Uhr ins Finale, doch so richtig los geht es erst nach einer weiteren Werbepause und einer kurzen Unterbrechung, weil Günther Jauch noch sein Mikrofon gerichtet haben möchte. Dann aber beginnt’s und angesichts der Tatsache, dass das Team Zarrella/Kerner nach den Spielen mit 7:1 ins Finale geht, könnte man meinen, dass es eine schnelle Sache wird. Denn 7:1 bedeutet, dass an „der Wand“ bei Jauch vorab sieben Steine herausgefahren werden, bei Zarrella nur einer.

Zur Erinnerung: Im Finale hängt pro Team ein Promi in einer Wand, während sein Partner Fragen beantwortet. Bei einer falschen Antwort oder einer richtigen Antwort des Gegners wird ein Stein von hinten in die Wand geschoben. Wer sich länger in der Wand halten kann, gewinnt. Doch weil er zusammen mit Jauch relativ zügig aufholt, gibt sich Gottschalk angesichts der vorherigen „Streberei“ seiner Gegner gelassen: „Wir sind ausgeruht in der Endrunde angekommen.“ Doch trotz aller Ausgeruhtheit geht der Abend für Gottschalk und Jauch verloren. Denn Jauch stürzt um 00:40 Uhr aus der Wand und damit drei Minuten früher als sein Gegner Alvaro Soler am Tag zuvor. Versprechen also gerade so gehalten.

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