Skandale: Inauguration: Was bei einer Amtseinführung schon alles schief ging

Die feierliche Amtseinführung des US-Präsidenten vor dem Kapitol in Washington D.C. ist für viele Amerikaner ein heiliger Akt der Demokratie. Nicht immer ging dabei in der Geschichte jedoch alles glatt. Ein Rückblick.

Inauguration. Für die meisten Amerikaner ist die feierliche Amtseinführung des Staatsoberhauptes immer noch ein heiliger Akt ihrer Demokratie. Dieses Jahr steht der Schwur des 46. US-Präsidenten Joe Biden (78, „Versprich es mir: Über Hoffnung am Rande des Abgrunds“) auf die Verfassung der Vereinigten Staaten unter ganz besonderen Vorzeichen: Die Hauptstadt der USA fürchtet erneute Unruhen, nachdem am 6. Januar ein Mob von Anhängern des scheidenden Donald Trump (74) das Kapitol in Washington D.C. gestürmt und verwüstet hatte und fünf Menschen dabei getötet wurden.

Die Inauguration gibt es seit über 230 Jahren, und nicht immer lief alles glatt ab. Einen Präsidenten kostete die Amtseinführung sogar das Leben.

George Washington wollte keine dritte Amtszeit

Der erste Präsident war General George Washington (1732-1799), einer der Gründungsväter der USA. Er legte seinen Amtseid auf dem Balkon der Federal Hall, dem ersten Tagungsort des US-Kongresses, in New York City ab.

Washington, der von 1789 bis 1797 amtierte, wollte keine dritte Amtszeit. Nach ihm wurde es in den USA üblich, dass Amtszeiten von Präsidenten zeitlich beschränkt blieben. Erst 1951 wurde es Gesetz, dass nur eine Wiederwahl möglich ist und eine Person höchstens zwei Amtszeiten lang Präsident sein kann.

Es gab nur eine Ausnahme: Franklin D. Roosevelt (1882-1945), 32. Präsident der USA (1933 bis 1945), war viermal hintereinander für die Demokraten zum Präsidenten gewählt worden. Und einer wurde gleich doppelt gezählt: Grover Cleveland (1837-1908) gewann als einziger zwei nicht aufeinanderfolgende Wahlen und war von 1885 bis 1889 und von 1893 bis 1897 im Weißen Haus. Deshalb wird er als 25. und 27. Präsident gezählt.

Thomas Jefferson (1743-1826), der maßgebliche Autor der US-Verfassung, war der erste Präsident, der 1801 in der neu erbauten Hauptstadt Washington D.C. als 3. Staatsoberhaupt der USA vereidigt wurde.

William Henry Harrisons zweistündige Rede brachte ihn ins Grab

Die kürzeste Einführungsrede – Inaugural Address – hielt wiederum der legendäre George Washington. Er brauchte 1793 bei seiner zweiten Amtseinführung nur 135 Worte. Die längste Rede wird dem ehemaligen General William Henry Harrison (1773-1841) zugeschrieben. Er redete 1841 über zwei Stunden lang mehr als 10.000 Worte, während in Washington ein eisiger Schneesturm tobte, dem der Präsident ohne Mantel, Hut und Handschuhe trotzte. 31 Tage später war der 68-Jährige tot, gestorben an einer Lungenentzündung, die er sich mutmaßlich bei der Inauguration geholt hatte. Damit stellte Harrison einen zweiten Rekord auf: Er hatte die kürzeste Amtszeit aller Präsidenten.

Der 5. Präsident James Monroe (1758-1831) sagte 1821 in seiner zweiten Inaugural Address 29 Mal „great“ – auch ein Rekord. Das Wörtchen wurde später zur Lieblingsvokabel des 45. Präsidenten Donald Trump. Doch in seiner Antrittsrede konnte „Forty-Five“ die Bestmarke von James Monroe nicht brechen.

Washington-Insider sahen anfangs in Donald Trump eine mögliche Wiedergeburt des 7. Präsidenten Andrew Jackson (1767-1845). Der Anwalt und Mitbegründer der Demokratischen Partei war der Kandidat der kleinen Leute und „Hinterwäldler“. Als er 1828 Präsident wurde, war es der erste Sieg über die politische Elite an der Ostküste.

Andrew Jacksons Anhänger verwüsteten das Weiße Haus

Zu seiner Inauguration kamen über 20.000 Jackson-Anhänger nach Washington. Die Massen durchbrachen die Absperrung um das Kapitol, einige verwüsteten danach sogar die Inneneinrichtung des Weißen Hauses. Erst als Jackson massenhaft Alkohol ausschenken ließ, beruhigte sich die Menge wieder.

Im Gegensatz zu Trump gilt Andrew Jackson als einer der prägenden US-Präsidenten, die zweite Amtszeit schaffte er mühelos. 1935 wurde auf ihn als ersten Präsidenten ein Attentat verübt, das gescheitert war, weil Jackson den Attentäter mit seinem Spazierstock vermöbelt hatte.

Zachary Taylor (1784-1850) wurde 1949 als 12. Präsident vereidigt. Bei seiner Inauguration war es so bitterkalt, dass sich Taylor bis zur Unkenntlichkeit mit Mantel und Schals eingehüllt hatte. Als er zur Amtseinführung auf die Bühne wollte, hielt man ihn für einen Landstreicher, dem der Zutritt zunächst verwehrt wurde. Im darauffolgenden Jahr machte ihm bei einer Parade zum Nationalfeiertag am 4. Juli die Sommerhitze arg zu schaffen. Taylor aß reichlich Obst und trank dazu eisgekühlte Milch. Er bekam eine Magen-Darm-Entzündung, an der er nach fünf Tagen verstarb.

Auch bei der Inauguration des Republikaners Ulysses Grant (1822-1885), 18. Präsident der USA, spielte 1873 das Wetter eine unschöne Hauptrolle. Hunderte von Kanarienvögeln, die dem Akt eine exotische Note verleihen sollten, sind jämmerlich erfroren.

Abraham Lincolns Vize schaute zu tief ins Glas, Woodrow Wilson bekam Gegenwind von Frauenrechtlerinnen

Dagegen ging es bei der ersten Amtseinführung des berühmten Republikaners Abraham Lincoln (1809-1865) ausgesprochen heiter zu: Der 16. US-Präsident durfte 34 hübsche Mädchen küssen, die stellvertretend für die damaligen Bundesstaaten auf die Bühne kamen. Seine zweite Inauguration verlief 1865 dagegen ziemlich peinlich: Vize-Präsident Andrew Johnson (1808-1875) hielt eine völlig zusammenhanglose Rede und war total betrunken. Keine sechs Wochen später war Johnson der 17. Präsident, denn Lincoln fiel am 14. April 1865 einem Attentat zum Opfer.

Die Amtseinführung des 28. Präsidenten und späteren Friedensnobelpreisträger Woodrow Wilson (1856-1924) stand auch unter keinem guten Stern. Am Tag vor seiner Inauguration demonstrierten 1913 über 8000 Frauenrechtlerinnen für ihr Wahlrecht. Sie wurden von wütenden Männern beleidigt, bespuckt und teilweise geschlagen. Washingtons oberster Polizist musste deswegen zurücktreten. 1920 führten die USA das Frauenwahlrecht ein, kurz vor dem Ende von Wilsons zweiter Amtszeit.

In der Neuzeit kam es bei der ersten Amtseinführung von Barack Obama (59, „Ein verheißenes Land“) als 44. Präsident zu einem kleinen Fauxpas: Bei der Vereidigung sprach 2009 der Oberste Richter John Roberts den Amtseid falsch vor. Statt“…I will faithfully execute the office of President of the United States…“ sagte der Jurist: „…I will execute the office of President to the United States faithfully…“ Da verhaspelte sich auch Obama, als er den Satz des Richters wortwörtlich wiederholte, wie es protokollarisch auch vorgesehen ist.

Um seine Präsidentschaft rechtlich wasserdicht zu machen, hatte Obama einen Tag später dem Amtseid erneut im Weißen Haus abgelegt, diesmal in der korrekten Reihenfolge und Wortwahl.

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