Prinz Harry, Prinzessin Märtha Louise & Co.: Wieso wiegt die Last der Zweitgeborenen so schwer?

Sie spielen die royale zweite Geige

Prinz Harry, Prinzessin Märtha Louise & Co.: Wieso wiegt die Last der Zweitgeborenen so schwer?

von Charlotte Reppenhagen

Er spaltet die Meinungen, teilt gegen seine engste Familie aus und ist sich nicht zu schade, intimste Details zum Besten zu geben: Prinz Harry (38) scheint durch sein Interview und seine Memoiren zur plaudernden Höchstform aufzulaufen. Aber was steckt wirklich hinter den Ausbrüchen? Ist es tatsächlich die Tatsache, dass Harry Zeit seines Lebens im Schatten seines älteren Bruders und Thronfolgers Prinz William (40) steht? RTL hat mit einer Expertin gesprochen – ein Erklärungsversuch.

Für Prinz Harry gab es nie einen Weg nach oben

Die britische Thronfolge ist – wie in jedem anderen Königshaus auch – klar geregelt. Schon vor der Geburt eines royalen Babys kann festgestellt werden, welchen Platz in der Thronfolge das Kind einmal einnehmen wird. Und daran orientiert sich auch sein Stand innerhalb der Familie und der Institution Krone. Prinz William wurde seit seiner Geburt zum zukünftigen König von Großbritannien erzogen. Und während er in der Thronfolge immer weiter nach oben steigt, gibt es für seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Prinz Harry nur einen Weg: immer weiter hinab. Mit jeder Geburt von William und Prinzessin Kates (41) Kindern rutschte der zweite Sohn von König Charles III. (74) und Prinzessin Diana (†36) weiter nach unten.

Diese Familiendynamik könnte für Prinz Harry einer der Gründe sein, warum er sich nun so hart gegen seine Liebsten wendet. Ruth Marquardt, systematische Familienberaterin, erklärt es so: „Während Erstgeborene eine Zeit lang die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern genießen und diese oft auch als Vorbilder ansehen, sieht es für Zweitgeborene durchaus anders aus: Sie müssen sich die Liebe der Eltern von Anfang an teilen und werden in der Außenwahrnehmung regelmäßig mit den älteren Geschwistern verglichen.“

Ein Los, das besonders innerhalb der royalen Familien schwer wiegt. Denn dort bekommen die Erstgeborenen nicht nur mehr Zeit allein mit ihren Eltern, sondern eben auch den Thron. „Kein Wunder, dass Zweitgeborene viel mehr darum ringen müssen, in ihrer Identität gesehen zu werden und dass sie einen besonderen Wunsch nach Autonomie hegen“, so Marquardt. „Einer unser psychologischen Motoren ist das menschliche Bedürfnis nach Gesehen-Werden“ – und für seinen eigenen Geschmack lebte Harry viel zu lange im Schatten seines Bruders.

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Aber: Harry ist nicht der einzige, der unter seinem Schicksal leidet. Kaum ein europäischer Thronfolger ist Einzelkind – natürlich nicht. Die Krone muss schließlich gesichert werden. Deshalb scheinen es am ehesten die Zweitgeborenen zu sein, die ihren heimischen Köngishäusern Sorgen bereiten – auch, wenn das noch niemand so extrem geschafft hat wie Harry. Märtha Louise von Norwegen (51) machte im November 2022 öffentlich, von ihren royalen Pflichten zurückzutreten. Vorher gab es viele negative Schlagzeilen um ihre Beziehung mit dem Schamanen Durek Verrett (48) und der Tatsache, dass die beiden Heilkristalle mit dem Prädikat „royal“ verkauft haben.

Prinz Joachim (53) trifft es sogar noch härter: Weil das dänische Königshaus klein ist, darf er nicht für die Krone arbeiten und eine Apanage kassieren. Deswegen musste er sich kurzerhand einen „normalen“ Job suchen und kümmerte sich eine Zeit lang als Argrarökonom um Gut Schackenborg. Dieses Projekt ließ er mit hohen Schulden zurück, für ihn eine persönliche Niederlage. Erst im September 2022 verkündete Joachims Mutter Königin Margrethe II. (82), seinen Kindern ihre Prinzen- und Prinzessinnen-Titel zu entziehen. Der Riss, den diese Entscheidung zwischen Mutter und Sohn gezogen hat, soll durch Gespräche gekittet worden sein.

Im Video: Royaler Zoff bei den Dänen

Königin Margrethe II. entschuldigt sich

Aber warum begreifen die vermeintlich zweitrangigen Mitglieder der Königsfamilien ihre Position eher als Fluch – und nicht als weniger Pflicht-lastigen Segen? Niemand könne von außen nachvollziehen, wie man sich als Mensch innerhalb einer solchen Institution fühlen würde, wie die Rollenverteilung laufe und welche Interaktionen geschehen würden, so Ruth Marquardt. „Die besondere Last, die heutzutage immer weniger Royals tragen wollen, ist die des Schweigens. Des So-tun-als-ob. Der eigene Wunsch nach Anerkennung der Gefühle ist immens wichtig. Gerade dann, wenn wir uns ungerecht behandelt oder ungeliebt fühlen“, so die Familien-Expertin Marquardt. Ganz getreu dem Motto „Never complain, never explain“, das Königin Elizabeth II. (†96) prägte. Und das ihr Enkel Harry mit Füßen zu treten scheint.

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