Neue Ära: Prinzessin Leonor sorgt für eine Zeitenwende in der spanischen Monarchie

Im Jahre 1843 war es die spätere Königin Isabella II. (1830-1904), die auf die Carta Magna (auch Magna Charta; lateinisch für "große Urkunde der Freiheiten"; Anmerkung der Redaktion) von 1837 geschworen hat. In den 190 Jahren danach hat sich vieles geändert. Spanien ist heutzutage eine Demokratie und Prinzessin Leonor, 18, wird wohl die erste Königin in der 1975 in Spanien eingeläuteten Epoche der Volksherrschaft werden. Zudem wird sie als Monarchin die Oberbefehlshaberin der Streitkräfte sein. Eine Zeitenwende auf dem Thron des Landes. 

Prinzessin Leonor: Erste Frau auf dem spanischen Thron seit 190 Jahren

Es sind Titel voller Symbolik, die nach Ansicht des TV-Senders "RTVE" eine neue Phase der Modernität in der Institution markieren, und mit denen die Thronfolgerin als Referenz für ihre Generation dienen soll. Wenn die Zeit gekommen ist, wird sie die vierte Königin in der Geschichte Spaniens nach Johanna I. von Kastilien (1479-1555), Isabella I. (1451-1504) und Isabella II.

Als Leonors Vater, König Felipe, 55, am 19. Juni 2014 als König von Spanien vereidigt wurde, propagierte er eine neue Monarchie für neue Zeiten. Bei der Vereidigung von Leonor als Thronfolgerin Spaniens forderte er seine Tochter dazu auf, jeden Tag mehr über die Geschichte Spaniens zu erfahren und die Vielfalt und den Reichtum ihres Landes zu schätzen. Und er versprach: "Du wirst auf deinem Weg nicht allein sein." 




Prinzessin Leonor Die schönsten Bilder ihres 18. Geburtstags

Leonor schwor auf dieselbe Kopie der Carta Magna wie ihr Vater am 30. Januar 1986, als er volljährig wurde. Auch die verwendete Formel war gleich: "Ich schwöre, meine Pflichten gewissenhaft zu erfüllen, die Verfassung und die Gesetze zu wahren und zu schützen, die Rechte der Bürger und der autonomen Gemeinschaften zu achten und dem König die Treue zu halten."

Die Kronprinzessin empfing zudem die Collane des Ordens Karl III., die Mitgliedern der spanischen Königsfamilie, Staatsoberhäuptern und Regierungschefs vorbehalten ist. Schon als 12-Jährige erhielt Leonor im Januar 2018 den Orden vom Goldenen Vlies. Als sie 2019 bei ihrem Prinzessin von Asturien-Preis debütierte, erklärte Leonor: "Der Titel der Erbin verpflichtet mich zu den Bemühungen, Spanien und allen Spaniern zu dienen."

Es wird ernst für Leonor

Leonor ist schon jung in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Sie lernte, wie Felipe, an der Schule Santa Maria de los Rosales. Danach studierte sie zwei Jahre lang am UWC Atlantic College in Wales. Im August 2023 begann sie ihre Militärausbildung an der Allgemeinen Militärakademie in Saragossa – so wie ihr Vater es einst tat.

Mit ihrem 18. Geburtstag am 31. Oktober 2023 ändert sich so einiges für die älteste Königstochter. Ihre Rolle innerhalb der Monarchie wird an Bedeutung noch mehr gewinnen. So wird sie bereits 2024 allein den Vorsitz bei dem Prinzessin von Asturien-Preis für sich beanspruchen dürfen. Sie kann auch, bei Bedarf, die Führung des Staates übernehmen. In ihrer Rede am Tag ihrer Volljährigkeit betonte Leonor, dass sie sich ihrer Pflichten bewusst sei und wisse, welche Verantwortung ihre Position mit sich bringe.

Gegenwind für Frauen

Interessante Randnotiz: Nach Recherchen von "RTVE" saßen zu Felipes Amtsantritt als Monarch vor neun Jahren nur 22 Frauen im spanischen Kongress. Inzwischen sind es 155 weibliche Abgeordnete, 44 Prozent der Gesamtzahl. Und mit Francina Armengol, 52, steht eine Präsidentin dem Parlament vor. Als Felipe vor nunmehr 37 Jahren seinen Treueeid ablegte, gab es keine einzige Ministerin, während heutzutage zwölf Frauen im Ministerrat sitzen. Der progressive König hat die Weichen gestellt. 

Trotzdem haben Männer in der spanischen Thronfolge noch immer Vorzug vor den Frauen. Lediglich aufgrund der Tatsache, dass sie keine Brüder hat, darf Leonor Königin werden. Nur eine Frau war an der Ausarbeitung der modernen Carta Magna 1978 beteiligt: Maria Teresa Revilla hatte sich zwar damals geweigert, in der Thronfolge Männer über Frauen zu stellen, ihren männlichen Kollegen war das allerdings egal. Der Streit ist auch heute kein Schnee von gestern. 

Während Ministerpräsident Pedro Sánchez, 51, Leonor "die Loyalität, den Respekt und die Zuneigung" der Regierung übermittelt und sie dazu beglückwünscht hat, dass sie "die Carta Magna erneuert und ihr mehr Zukunft gegeben" hat, blieben mehrere Parteien der Vereidigung von Leonor fern. 

Die Gleichstellungsministerin Irene Montero, 35, sagte, sie halte die Monarchie für eine "antidemokratische Institution", in der der Monarch nur "durch eine genetische Tatsache" sein Amt innehabe. Auf X (ehemals Twitter) schrieb sie: "Der Feminismus ist der Motor der Demokratie, das Gegenteil der Monarchie. Der Feminismus beruht auf der Idee der radikalen Gleichheit der Menschen, die Monarchie auf dem Blutprivileg. Monarchie und Demokratie, Monarchie und Feminismus, sind unvereinbar."

Es scheint, Leonor habe – trotz der Vorarbeit ihres Vaters – eine wahre Mammutaufgabe zu bewältigen. Doch wer weiß? Vielleicht wird der eisige Gegenwind aus der noch etwas zurückhaltend wirkenden jungen Frau schon bald das nötige Selbstbewusstsein herausholen, um veraltete Strukturen und Ansichten aufzubrechen. König Felipe und Königin Letizia, 51, als stolze und unterstützende Eltern zumindest scheinen nicht daran zu zweifeln.  

Verwendete Quellen: RTVE.es, twitter.com

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