Manuel Rubey verrät, warum er nie wieder den Falco spielen will

  • Im Mai ist Manuel Rubey gleich doppelt im ZDF vertreten.
  • Der Österreicher spricht über seine beiden „Landkrimis” und erklärt, warum er nie wieder den Falco spielen möchte.
  • Ein InterviewvonDennis Ebbecke

    Herr Rubey, Sie spielen im Mai in zwei „Landkrimis“ (ORF und ZDF) mit. Allerdings schlüpfen Sie in „Flammenmädchen“ (23.05.) in eine ganz andere Rolle als in „Vier“ (25.05.). Wie kam das zustande?

    Manuel Rubey: Ich habe zwar auch im „Tatort“ schon Darstellerinnen und Darsteller gesehen, die in einer späteren Episode als eine andere Person erneut auf dem Bildschirm erschienen sind, aber die „Landkrimis“ muss man grundsätzlich losgelöst voneinander betrachten. Das ist einer der großen Unterschiede zu anderen Krimi-Reihen. „Landkrimi“ ist nur der Oberbegriff, denn es handelt sich um komplett eigenständige Geschichten. Dass diese beiden Folgen diesmal kurz hintereinander ausgestrahlt werden, ist eher ein Zufall. Inhaltlich haben die beiden Fälle nichts miteinander zu tun.

    Sorgt diese zeitliche Nähe bei den Zuschauern nicht eher für Verwirrung?

    Normalerweise wird schon darauf geachtet, dass man nicht quasi doppelt vorkommt. Es ist wohl eher eine Ausnahme. In dem einen Fall, der im Salzburger Land spielt, bin ich als Kommissar im Einsatz, während ich in der anderen Geschichte einen Wiener Arzt spiele. Das hat auch damit zu tun, dass „Vier“ der erste „Landkrimi“ von Marie Kreutzer ist. Wir sind uns bereits seit vielen Jahren sehr verbunden und drehen häufig miteinander.

    Polizeiuniform oder Arztkittel: In welcher Arbeitskleidung haben Sie sich wohler gefühlt?

    Das Fantastische an der Schauspielerei ist doch, dass wir uns nicht festlegen müssen. Daher kann ich diese Frage so pauschal nicht beantworten – zumal ich nicht unbedingt nostalgisch veranlagt bin. Ich finde immer das spannend, woran ich gerade arbeite und kann mit abgedrehten Filmen relativ schnell abschließen.

    Gilt das auch mit Blick auf Falco, den Sie 2008 gespielt haben? Man wird Sie ein Leben lang mit dieser Rolle in Verbindung bringen …

    Mit meiner Falco-Rolle habe ich in den ersten Jahren nach dem Film ein bisschen gehadert. Das gebe ich zu. Mein Ziel war es nicht, in den nächsten 30 Jahren als Falco durch die Lande zu tingeln. Mir war es damals wichtig, das zu vermitteln. Inzwischen ist aber viel Zeit vergangen. Ich durfte viele andere Rollen übernehmen und erkannte, dass mir der Falco-Film auch Türen geöffnet hat.

    Sie haben sozusagen Ihren Frieden mit Falco gemacht. Würden Sie ihn noch einmal verkörpern?

    Mit der letzten Klappe habe ich mir selbst einen Schwur gegeben: Ich werde nie mehr als Falco auftreten. Seitdem kamen über 200 Anfragen zu dem Thema – an Falcos Geburtstagen, für Werbespots oder große Konzerte. Ich habe alles abgelehnt und damit letztlich vielleicht auf eine Menge Geld verzichtet. Dennoch bleibe ich da konsequent, auch wenn ich den Falco wirklich gerne gespielt habe.

    So viel Aufsehen wie Falco wird der von Ihnen im „Landkrimi“ gespielte Kommissar Martin Merana nicht erregen. Wie muss man sich ihn vorstellen? Welche Eigenschaften schätzen Sie an ihm?

    Kommissar Martin Merana ist wesentlich klüger und vor allem analytischer veranlagt als ich es bin. Er kann sehr abstrakt und logisch denken. Ich mag zudem, dass er sehr schlagfertig ist und einen trockenen Humor hat. Und er ist großzügig.

    Wo hat der Kommissar Defizite?

    Er ist etwas beziehungsgestört. In seiner Vergangenheit dürfte auf diesem Gebiet so einiges schiefgelaufen sein. In den ersten beiden Fällen wurde darauf eingegangen, in „Flammenmädchen“ wird das allerdings weniger Thema sein.

    Auch wenn die Geschichten der „Landkrimis“ losgelöst voneinander zu betrachten sind, werden die Persönlichkeiten also schon weiterentwickelt, korrekt?

    Ja, das ist sicherlich das Ziel – und ich begrüße diese Entwicklung sehr. Wir können aber nach wie vor nicht sicher sein, ob die Geschichten weitererzählt werden. Dass Deutschland in Form des ZDF sozusagen mit eingestiegen ist, war ein wichtiger Schritt. Da dürfen wir uns nichts vormachen. Mir gefällt der Gedanke, eine Figur über einen längeren Zeitraum weiterzudenken – wenngleich ich nicht auf eine Rolle festgelegt werden möchte. Jedes Jahr ein Film mit mir als Kommissar Merana wäre für mich ideal.

    Reicht ein Film im Jahr aus, um das Publikum an die Figur zu binden? Beispiel „Tatort“: Es gibt inzwischen so viele Ermittler-Teams, dass der Zuschauer manch eine Hintergrundgeschichte aus den Augen verloren hat …

    Das stimmt natürlich. Die Perspektive des Zuschauers sollte man nie außer Acht lassen. Mein Ansatz war zugegebenermaßen eher egoistischer Natur, weil es ein Vorteil ist, wenn sich das Team bereits kennt und das Vokabular nicht neu erfunden werden muss. Aus Publikumssicht wären mehrere Filme einer Reihe natürlich besser, weil man sich ein Jahr später kaum noch an die Hintergründe erinnern kann.

    Apropos Vokabular: Ist bei österreichischen Dialekten mehr Zurückhaltung geboten, seit das ZDF mit an Bord ist?

    Tatsächlich gibt es leicht-synchronisierte Fassungen. Mitunter geht es zwischen den Beteiligten dann schon mal hoch her – in dem Sinne, dass um einzelne Formulierungen gestritten wird. Wie viel kann man dem Publikum zumuten?

    Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?

    Meiner Ansicht nach ist der Erfolg der „Landkrimis“ auch darauf zurückzuführen, dass sie sich trauen, innerhalb des kleinen Landes Österreich regional zu sein. Zum Beispiel versteht man in der Steiermark einen Vorarlberger eigentlich nicht mehr. Wenn es dem Zuschauer dann bei dem einen oder anderen Wort ähnlich geht, finde ich das nicht so schlimm. Entscheiden müssen letztlich zum Glück andere (lacht).

    Stimmt es, dass die „Landkrimis“ feministischer sind als andere Filmreihen?

    Zumindest für die beiden Filme, über die wir hier reden, trifft das zu. Ich kenne beide Regisseurinnen (Catalina Molina und Marie Kreutzer; Anm. d. Red.) gut genug, um sagen zu können, dass hier Wert auf einen jungen, feministischen Blickwinkel gelegt wurde. Diese Haltung empfinde ich als elementar wichtig. Sie muss aber subtil herüberkommen und darf nicht aufgedrückt wirken. Dieser Spagat ist in beiden Fällen geglückt.

    Was muss das lineare Fernsehen tun, um von den Streamingdiensten nicht gänzlich verdrängt zu werden?

    Im besten Fall kann man voneinander lernen. Die Öffentlich-rechtlichen sollten sich darauf besinnen, was auszeichnen sollte: Nämlich Nischen zu besetzen und gewisse Risiken einzugehen. Ich wünsche mir, dass jungen, aufstrebenden Filmemacher:innen vermehrt zugetraut wird, dass sie sich ausprobieren dürfen. Im Serien-Bereich leben wir in einem goldenen Zeitalter, seit HBO mit Serien wie „Die Sopranos“ oder „Twin Peaks“ eine neue Ära begründen konnte. Ich glaube, Shakespeare würde heute für HBO arbeiten (lacht).

    Sie sind ein Mann klarer Worte, erheben auch immer wieder ihre Stimme gegen rechtes Gedankengut. Das aktuelle Weltgeschehen, sprich den Krieg gegen die Ukraine, aber ignorieren Sie größtenteils. Warum?

    Sie spielen vermutlich auf ein Statement auf meiner Homepage an. „Ignorieren“ ist jedoch nicht der richtige Begriff beziehungsweise etwas aus dem Zusammenhang gerissen.

    Auf Ihrer Homepage steht: „Liebe Menschen, ich ignoriere jetzt das Weltgeschehen …“

    Korrekt, aber wie geht es weiter? Was kommt nach dem Komma?

    “ … weil es keine Worte gibt.“

    Und genau das meine ich. Ich möchte es so erklären: In der aktuellen Situation nehme ich es mir heraus, das Weltgeschehen kurzfristig zu ignorieren, um in dieser schwierigen Zeit überhaupt noch auf Kunst hinweisen zu dürfen. Andernfalls müsste man doch kapitulieren. Meine grundsätzliche Frage, die dahinter steckt und die mich umtreibt, lautet: Darf ich überhaupt noch egoistisch sein und auf meine Filme hinweisen? Oder ist das angesichts der aktuellen Lage vermessen? Ich werde aber in mich gehen und darüber nachdenken, ob es etwas umformuliert werden muss. Denn ich möchte auf keinen Fall falsch verstanden werden. Der Krieg in der Ukraine beschäftigt mich 24 Stunden am Tag … und ich kann nichts mehr dazu beitragen als meine Hoffnung, dass wir immer wieder aufeinander zugehen.

    Tragen Sie nicht etwas bei, indem Sie mit Ihren Filmen Menschen in diesen schwierigen Zeiten auf andere Gedanken bringen?

    Ich hoffe das, aber es bleibt eine Gratwanderung. Ein Beispiel: Ich bin aktuell mit einem Bühnenprogramm unterwegs, das viel Anlass zum Lachen gibt. Ich habe mich dazu entschieden, diesen Weg weiterzugehen, weil das Feedback mich bestärkt hat. Vielen Menschen tut es gut, anderthalb Stunden in eine andere Welt entführt zu werden.

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    • In der sechsteiligen ARD-Serie „Die Glücksspieler“, an der Sie mitgewirkt haben, geht es darum, ein Jahr lang zu versuchen, glücklicher zu werden. Wie glücklich macht denn diese etwas andere Serie?

      Der Regisseur Michael Hofmann ist für seinen etwas schrägen Außenseiter-Blick auf die Welt und die Figuren bekannt. Seine Arbeit schätze ich sehr und ich bin unfassbar gespannt, welche Reise diese Serie noch nehmen wird. Im besten Fall wird es ein Geheimtipp, der sich langsam herumspricht. Für „Die Glücksspieler“ muss man sich ein bisschen Zeit nehmen, die Serie hat einen seltsamen Zauber für den es sich lohnt dranzubleiben.

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