Filmkritik "Einfach mal was Schönes": Karoline Herfurth spielt Single mit Kinderwunsch – Kinostart 17.11.2022

Junge Frau (fast 40, ledig) sucht Mann oder Baby oder beides?

Filmkritik "Einfach mal was Schönes": Karoline Herfurth spielt Single mit Kinderwunsch – Kinostart 17.11.2022

von Mireilla Zirpins

Karoline Herfurth gelingt der nächste Coup als Regisseurin: Nachdem sie sich für ihren Kinohit „Wunderschön“ zehn Kilo angefuttert hatte, zeigt sie sich auch in ihrem neuen Film „Einfach mal was Schönes“ herrlich uneitel. Völlig verheult und in Klamotten, die mindestens Geschmackssache sind, mimt sie eine frustrierte Enddreißiger-Singlefrau, die erst ‘nen Kerl will und als das nicht klappt, ausgerechnet ein Kind. Klingt nach einer lupenreinen Komödie, ist stellenweise auch wirklich brüllkomisch, aber in den richtigen Momenten extrem berührend.

Nie wieder Sex mit dem Ex – das ist ja das Drama!

Dass unsere Antiheldin Karla (Karoline Herfurth spielt sie mit Begeisterung selbst) zum Fremdschämen peinlich sein kann, wird gleich zu Anfang klar. Als ihr Ex auszieht, klammert sie sich vor dem Umzugswagen an ihn. Und da haben wir von ihren berufsjugendlichen Hipsterklamotten noch gar nicht geredet.

Karla findet: Wenn der Typ nach drei Jahren Beziehung Schluss macht, kann man das als Frau Ende 30 nicht einfach so hinnehmen. Zumal ihre Online-Dating-Versuche immer in der Katastrophe enden: Erst macht sie sich zum Löffel, Schlammrobben inklusive, um einem paarungswilligen Männchen zu gefallen. Doch kurz nach dem Autosex ruft seine Frau an wegen des Einkaufs.

Als dann auf der zweiten Hochzeit von Karlas Vater ihr Ex auch noch mit seiner schwangeren neuen Schnalle im Schlepptau aufkreuzt, hört Karla ihre biologische Uhr ticken. Das hätte doch SIE sein sollen! Wenn sie schon keinen Typ abkriegt, will sie wenigstens ein Baby. Geht ja heute auch ohne Beziehung.

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Wer wird Karlas Herzblatt sein? Der Samenspender oder der 28-Jährige Toy Boy?

Klingt jetzt vermutlich für Sie wie viele Filme, die sie schon gesehen haben – und Karoline Herfurth kennt die auch alle, von „Plan B für die Liebe“ bis „Beim ersten Mal“. Munter bedient sie sich der Rom-Com-Klischees, um daraus etwas ganz Eigenes zu mixen. So schickt sie Karla nach der Jagd auf den Mann fürs Leben in eine zweite Runde Speeddating – diesmal, um einen Samenspender fürs Co-Parenting zu finden. Ach ja, und rauskommen soll bitte nur ein Baby, denn mehr wäre für sie als alleinerziehende Ü-40-Mutti dann doch zu viel.

Wir Zuschauer wissen da natürlich längst, dass Karla besser mal dem schnuckligen Krankenpfleger Ole (Aaran Altaras), der ihr auf Papas Hochzeit vor die Füße fiel, eine echte Chance geben sollte. In ihr Bett schafft er es schnell, aber nicht in ihr Herz. Denn Ole ist erst süße 28. Und Karla steht eh schon mit einem Bein in der Samenbank…

Herzlich gelacht und am Ende ein Tränchen verdrückt: "Einfach mal was Schönes"

Aber so herzlich wir auch lachen können über Karlas Fatalismus, den derben Humor ihrer Schwester und allerhand verspritzte Körperflüssigkeiten: In Wirklichkeit ist es Karla, die erstmal erwachsen werden muss, bevor sie reif für ein Baby und eine neue Beziehung ist. Sie hat sich ja noch nicht mal von ihrer Mutter (eine Wucht: Ulrike Kriener) abgenabelt.

Kein Wunder, denn Karlas alkoholabhängige Mama ist nach all den Jahren immer noch nicht über die Trennung von ihrem Ex weg und crasht zu Beginn dessen Hochzeit, dass es hochnotpeinlich ist. Ja, gerade wenn Ulrike Kriener als Schnapsdrossel alles gibt, ist es manchmal ein bisschen drüber, so groß ist unsere Fremdscham. Aber genau darum geht es Karoline Herfurth. Sie zwingt uns, Längen, Klischees und Überzeichnung auszuhalten und belohnt uns dafür zum Glück immer wieder mit einem befreienden Lacher. Im Grunde wie bei einem Familienfest.

Und das wird im Laufe des Films immer klarer: Ihr geht es viel weniger darum, dass Karlas Töpfchen im romantischen Sinne sein Deckelchen findet, sie interessieren viel mehr die vielen Facetten von Frausein, von Mutterschaft und Familie.

Ganz schön viel für so eine Boy-meets-Girl-Geschichte? Eben! Und deshalb sind hier ausnahmsweise mal die Nebenfiguren richtig liebevoll gezeichnet und extrem wichtig: allen voran Nora Tschirner, die allein mit ihrer Mimik das ganze Drama ehelicher Frustration deklinieren kann: 50 Shades of zuckender Mundwinkel. Oder Milena Tscharntke (Ex-Kinderstar aus den „Wilde Hühner“-Filmen), die als harmoniesüchtige kleine Schwester herrlich Tränen versprüht und hyperventiliert. Und nicht zuletzt Sängerin Jasmin Shakeri („Buba“), die als resolute Freundin und Kollegin kein Blatt vor den Mund nimmt. Dass bei so viel Frauenpower der blutjunge Loverboy ein bisschen blass bleibt, ist eigentlich nur konsequent.

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