Dr. Mark Benecke und Dr. Bianca Stücker: Wie Rosen und Glitzer gegen Traurigkeit helfen

Neue EP „Songs of Love and Sorrow“

Dr. Mark Benecke und Dr. Bianca Stücker: Wie Rosen und Glitzer gegen Traurigkeit helfen

von Denise Kylla

Sie haben es wieder getan! Nach ihrem gemeinsamen EP-Erfolg „We Want It Darker“ widmen sich Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke und Multiinstrumentalistin Dr. Bianca Stücker wieder gemeinsam der Musik. Ihr neues Werk „Songs of Love and Sorrow“ (Veröffentlichung am 26.05.2023) fesselt den Zuhörer mit drei düsteren Stücken über Tod und Verlust. Begleitet wird Marks finsterer Gesang von Biancas sanfter Stimme und ihren zahlreichen außergewöhnlichen Instrumenten, wie der Nyckelharpa, Tagelharpa und dem Hackbrett. Im Interview mit RTL verrieten die Beiden, was den Reiz des Düsteren ausmacht und wie sie sich melancholische Tage fröhlicher machen.

Warum sind es diesmal wehmütige und wütende Songs, die sich mit Tod und Verlust beschäftigen?

Mark: Bianca ist von Herzen gothic, wenn ich mal was Fröhliches vorschlage, wird es auf jeden Fall in Moll und tiefe Gefühle umgeschrieben. Da dachte ich: Lass’ uns doch gleich was Finsteres nehmen, das spart einen künstlerischen Schritt. Doch weit gefehlt: Jetzt ist das ohnehin schon Verdunkelte unter unseren Händen und Kehlen sogar noch schwärzer geworden.

Bianca: Man sieht beim Anhören sozusagen die Hand vor Augen nicht! Das Fröhliche, das er mal vorgeschlagen hat, war übrigens ein Lied von Tiffany.

Mark: „I think we’re alone now“ — das ist doch traurig, oder nicht?

Bianca: Es kommt vielleicht drauf an, mit WEM man gerade allein ist.

Warum sind wehmütige Lieder die besseren?

Bianca: Ach, gegen Gute-Laune-Lieder ist auch nichts einzuwenden! Ich glaube, mit traurigen Liedern – und Texten, Geschichten, Filmen, Theaterstücken – verarbeiten die Menschen ihre traurigen Erfahrungen, und vielleicht steckt genau das mit drin: Ein vorsichtiges „Es-kann-ja-nicht-immer-regnen“.

Seid Ihr melancholische Menschen?

Mark: Wir schenken uns seit zehn Jahren nur Glitzerzeug, beispielsweise habe ich immer noch Biancas Prinzessinnen-Truhe (mit Schlüssel), in der ich Plastik-Sterne aufbewahre.

Bianca: Das ist richtig! Ich besitze dank Mark zahlreiche Büchlein mit glitzernden Vögeln und schönen Sinnsprüchen. Und er schickte mir erst vor wenigen Tagen eine Karte aus Wien mit einer Torte drauf, für die ich mich noch gar nicht bedankt habe! Er hat sich dafür entschuldigt, dass es keine Sisi-Karte war, weil es keine mit Glitzer gab.

Mark: Und Bianca züchtet eine Rose, die sie Roger Whittaker nennt. So gesehen: Naja.

Bianca: Roger Whittaker gibt es in jedem Gartencenter, wie auch Heidi Klum, Helmut Kohl und Helmut Schmidt. Ich glaube, Helmut Schmidt ist gelb.

Mark: Klar, vom Rauchen!

Welcher Song auf dem Album war für Euch am anspruchsvollsten?

Bianca: „Back to black“. Die Originalversion von Amy Winehouse ist ja nun wirklich sehr bekannt, und ich wollte gern, dass daraus etwas Neues wird, anstatt es nur „nachzuspielen“. Ich habe mich dann dafür entschieden, zuerst einmal das charakteristische Klavier durch ein Cembalo zu ersetzen. Mark sagt immer: „Mach einfach alles rein, alles übereinander!“ Er hat es übrigens echt gut gesungen!

Mark: … und Bianca hat ebenso echt alles aus ihrem Musikalien-Zimmer herausgeholt. Und zwar wörtlich: Eine Nyckel- und eine Tagel-Harpa, eine griffbrettlose Zither, ein Cembalo und einen Synthesizer. Nicht normal!

Bianca: Und Blockflöten! Kein Witz. Blockflöten! Blockflöten haben es verdient, endlich ihr trauriges Image loszuwerden.

Welcher bedeutet Euch am meisten?

Bianca: „Gloomy Sunday“ mag ich sehr, ich habe es durch Gitane Demone kennengelernt, die ich sehr bewundert habe, als ich noch ganz jung war.

Mark: Für Jüngere als Bianca: Es sind weder Zigaretten noch Dämonen gemeint, sondern die abgefahrene Sängerin dieses Namens. Sie hat auf ihrem Album „With Love and Dementia“ ebenfalls „Gloomy Sunday“ gesungen. Auf ihrer Myspace-Seite (kein Witz) ist es zu hören.

Bianca: Mit MySpace macht man nichts verkehrt, ich sehe schon ein MySpace-Revival aufkommen! „I am stretched on your grave“ hat sich ganz von selbst ganz anders entwickelt, als ich es eigentlich geplant hatte – und dann kam auch noch Mark mit dem Wunsch um die Ecke, es etwas „verrückter“ zu machen. Es ist jetzt eine Art Folk-Märchen-Epic-Dark-Mittelalter-Pop-Version geworden. 🙂

Mark: Für Jüngere: Das folgende Zeichen „:)“ bedeutete früher ein lachendes Gesicht, ein Smiley, also Freude. Modernere Emojis kennt meine Mitsängerin noch nicht.

Was macht Ihr, wenn es mal zu melancholisch wird? Euer Rezept für gute Laune:

Mark: Ich öffne mein Prinzessinnen-Kästchen.

Bianca: Und du schreibst Spaßmails!

Mark: Bianca kauft sich für ihre Auftritte auch Haare, die sie dann in die eigenen klemmt. Das gibt ihr Bühnen-Kraft. Was uns zudem Spaß macht, ist, gemeinsam bekleidet in der gefüllten Wanne zu liegen. Das mussten wir für die Fotos zur neuen Platte machen, weil es gruselig aussehen sollte und wir kein größeres Gewässer mit warmem Wasser in der Nähe hatten. Wir sind beide sehr kälteempfindlich.

Bianca: Richtig! Und Chelsea, die Fotografin, balancierte über uns und sagte Bescheid, wann genau wir mit den Ohren unter die Wasseroberfläche tauchen sollten. Das Bild ist übrigens auf der CD selbst gelandet (nicht auf dem Cover).

Wie war die gemeinsame Arbeit an den Songs für Euch?

Mark: Lustig, weil im Nachbar-Raum des Tonstudios eine Horde Sittiche lebt.

Bianca: Das ist richtig. Sechs Stück.

Mark: Bei den Aufnahmen lebte auch noch „der Weiße“, eigentlich wirklich spooky. Denn er sah nichts mehr, wurde von den anderen Sittichen geärgert und als wir aus dem Studio kamen, saß er schlafend bei meiner Frau auf der Schulter. Niemand weiß, wie er da hingekommen war!

Bianca: Er mochte Ines! Er war ein sehr freundlicher Vogel und wurde zehn Jahre alt.

Wie arbeitet Ihr an Liedern? Läuft das digital oder trefft ihr Euch ganz altmodisch?

Mark: Wir sind sehr altmodisch, Bianca hat sogar noch ein E-Mail-Konto bei AOL … Ich vermute, es ist das letzte auf der Erde.

Bianca: Das zweitletzte. Ich habe letztens jemanden kennengelernt, der hatte auch eins.

Mark: Daher singen wir auch nur persönlich und gemeinsam, es wäre sonst zu aufregend für meine Mitsängerin. Außerdem gibt sie mir auch immer ganz einfühlsam Tipps, wie bei einem Kind, das gerade aus der Wohngruppe geworfen wurde: „Mark, das ist wirklich super, aber es würde vielleicht noch besser klingen, wenn du den Mund etwas weiter aufmachtest. Versuch es doch einfach mal, wenn du magst!“

Bianca: So ist es. Ansonsten versenke ich mich lange Zeit, bevor Mark zum Einsingen anreist, in die Ideen, nehme eigentümliche Instrumente auf, arrangiere vor mich hin, und lange Zeit nachher versenke ich mich in den Mix. Und dann ist irgendwann alles fertig.

Seid Ihr altmodisch oder hip?

Mark: Ich kann schon hip sein, beispielsweise sage ich neuerdings „cringe“, allerdings auch „knorke“. Es geht beides.

Bianca: Ich trage neuerdings eine sehr moderne Lidstrichform.

Ihr seid beide unglaublich vielseitige Menschen. Wenn ihr Euch jeweils nur eines Eurer Talente/ eine Eurer Interessen entscheiden müsstet. Welche(s) wäre das?

Bianca: Das wäre ja schrecklich! Ich würde mich einfach dafür entscheiden, alles gleichzeitig zu machen.

Habt Ihr Vorbilder? Wer ist das?

Mark: Bianca behauptet ja immer, dass sie einen längst verstorbenen Grufti gut findet, dem sie immer noch nachtrauert. In Wahrheit ist sie aber Katzenberger-Fanin und bittet mich schon seit Jahren, dass ich mal ein Autogramm „der Katze“ mitbringen soll. Frau Katzenberger, falls Sie das hier lesen: Kein Witz (wirklich ernst gemeint), bitte senden Sie Bianca ein Autogramm.

Bianca: Es geht auch beides zugleich! Das Katzenbergerinnenautogramm hänge ich dann direkt neben den Rozz Williams-Kalender!

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