Dokumentation "Monacos unglückliche Fürstin": Sind die Grimaldi-Frauen verflucht?

Die Geschichte poppt in Monaco nach wie vor regelmäßig auf: Der Legende nach soll Rainier I, ein Urahn der Grimaldis aus dem Jahre Schnee, eine schöne Flämin mit Gewalt genommen haben, worauf diese ihn und seine gesamte Familie bis in alle Ewigkeit verflucht hat. Kein Grimaldi, prophezeit die Bäuerin, würde je sein Glück in der Ehe finden. Und tatsächlich: Die Frauen der Grimaldis sind gerade in den letzten Jahrzehnten heftigen Schicksalsschlägen ausgesetzt. Die Dokumentation „Monacos unglückliche Fürstin – der Fluch der Grimaldi-Frauen“ ging deren Historien nach.

Eine KritikvonRobert Penz

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Tod und Trauer ziehen sich wie ein Schatten durch das monegassische Fürstentum, weshalb Anne Kauth mit ihrer ZDF-Dokumentation „Monacos unglückliche Fürstin – der Fluch der Grimaldi-Frauen“ der Frage nachging, weshalb die Grimaldi-Frauen bei all ihrer Apartheit, dem Reichtum sowie dem privilegierten Leben letztlich tragische Geschöpfe sind – von Gracia Patricia über Caroline bis hin zu Charlène.

Letztere ist es, die derzeit wieder deutlich macht, dass der Dienst an der Monarchie mit Schattenseiten verknüpft ist. Nach fast einem Jahr Abwesenheit ist die Fürstin und Gemahlin von Fürst Albert II. wieder zurück bei Familie und Volk. Das große „Aber“ kommt von Royal-Expertin Eva Maria Moosmüller: „Es ist die Maske einer Fürstin, da steckt nicht mehr viel Mensch dahinter“, kommentiert sie Charlènes heutigen Auftritte. Die lange Absenz der 44-jährigen Landesmutter zuvor sorgt für große Irritationen im kleinen Staat.

Fürst Albert II.: „Es gibt keine Ehekrise“

Im März 2021 reist Charlène in ihre Heimat Südafrika, um dort mit ihrer Stiftung der Jagd auf Nashörner den Kampf anzusagen. Aus dem Kurztrip wird ein langer Aufenthalt. „Wegen Hals-Nasen-Ohren-Problemen“, heißt es offiziell. Als die Fürstin der Miniaturmonarchie dann auf ihrem Instagram-Kanal kundtut, dass es ihr prinzipiell gut gehen würde, sie aber ihre Kinder vermisse, lassen sich die Monegassen damit nicht wirklich beschwichtigen, spielt doch der Gemahl in ihrem Posting nicht die geringste Rolle.

Als die Fürstin dann sogar Einschulung und Geburtstag ihrer Zwillinge Gabriella und Jacques verpasst, gehen die Spekulationen so richtig los. „Hat sie keine Lust mehr auf Monaco, die Monegassen, ihren Gemahl?“ Der Fürst dementiert die Gerüchte. „Es gibt keine Ehekrise, die Medien lieben es, Probleme zu erfinden, wo keine sind“, so Albert bei einem Besuch in Deutschland.

Grace Kelly bringt das Rampenlicht

Seit 700 Jahren herrschen die Grimaldis im heute zwei Quadratkilometer kleinen Zwergstaat. Offiziell haben darin die Männer das Sagen, doch ohne die Frauen ist das Sichern des Fortbestands naturgemäß nicht möglich. „In einer Monarchie muss man als Frau schön sein, lächeln, Kinder gebären und den Mund halten“, lautet dazu der atavistische Befund des französischen Royal-Experten Patrick Weber.

Die Aufgaben der Grimaldi-Frauen sind aber tatsächlich klar definiert, was diese nicht davon abhält, sie individuell auszulegen. Gracia Patricia (1929–1982) etwa gilt als Role Model einer Fürstin. Vor ihrer Zeit mangelte es der Monarchie am Mittelmeer an allen Ecken an Glanz und Glamour. Doch der Kleinstaat rückt im April 1956, als Fürst Rainier III. die Schauspielerin Grace Kelly heiratet und zu Fürstin Gracia Patricia macht, schlagartig ins Rampenlicht. Monaco ist jetzt Märchenland.

Strategie: Das Unglück weglächeln

Gracia Patricia prägt die Rolle der Landesmutter wie keine Fürstin vor ihr und bringt obendrein Geld, Prestige und Tonnen an Stars nach Monaco. Natürlich auch Thronfolger. „Wenn kein Erbe vorhanden ist, droht die Gefahr, dass Frankreich Monaco annektiert“, behauptet „Grace – die Biographie“-Autor Thilo Wydra in Kauths Dokumentation. Der Beginn der Massenmedien ändert schließlich auch die Anforderungen an das Stellenprofil Fürstin.

Notwendige Kompetenz: Medientauglichkeit! Für die einstige Hollywood-Mimin und Oskar-Preisträgerin nicht das große Problem. Sie und Rainier haben auch einen Exklusivvertrag mit der Illustrierten „Paris Match“, die über sämtliche Ereignisse des Clans exklusiv berichten darf. Monaco verkauft fortan also Glück. Doch auch Gracia Patricia muss sich in Verzicht üben.

Von ihrem Freund, dem Regisseur Alfred Hitchcock, bekommt sie das Angebot für eine weitere Hauptrolle. Sie sagt umgehend zu, muss diesen Traum letztlich aber wieder stornieren, da sich die Familie, Volk und sogar der Papst einschalten und insistieren, dass eine Fürstin eine Fürstin bleiben müsse. Fortan muss Gracia Patricia im Blitzlichtgewitter immer häufiger ihr Unglück weglächeln.

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Ein unheilvoller Tag im Spätsommer 1982

Am 13. September 1982 fällt dann für die Monegassen die Sonne vom Himmel. Gracia Patricia fährt mit ihrer Tochter Fürstin Stéphanie von ihrem Landsitz zurück ins Fürstenturm. In einer Haarnadelkurve gerät ihr Auto außer Kontrolle und stürzt 40 Meter in die Tiefe. Während die Tochter „nur“ eine Gehirnerschütterung erleidet und sich einen Wirbel bricht, ringt die Mutter danach ob schwerer Kopfverletzungen um ihr Leben.

Am Folgetag aber erliegt sie ihnen im Alter von 52 Jahren, nachdem die engsten Angehörigen ihr Einverständnis gegeben haben, die lebenserhaltenden Geräte abzuschalten. Es wird gewaltig finster in Monaco. Und wieder ist die Rede von diesem Fluch, der die Familie angeblich einst heimgesucht habe.

Die Prinzessin wird zur Landesmutter

Prinzessin Caroline, die Tochter von Fürst Rainier III. und der Verstorbenen, sowie die Schwester von Fürst Albert II. und Stéphanie von Monaco, übernimmt damals die Rolle der Landesmutter. Sie gilt als die heimliche Fürstin von Monaco. Das Volk kennt sie gut, hat es Caroline doch unter der Sonne der Côte d’Azur aufwachsen sehen.

Bruder Albert ist zwar nur der Zweitgeborene, aber eben ein Junge, weshalb ihn das jahrhundertealte Erbfolgerecht als Thronfolger vorsieht. Eine Verfassungsänderung kommt – anders als in Schweden – in Monaco nicht in Frage. Carolines großes Problem: Sie kann quasi nicht einen einzigen Schritt tun, ohne von Paparazzi verfolgt zu werden, weshalb sie auch eine veritable Aversion gegen die Boulevardpresse und ihre Auswüchse entwickelt.

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Verflucht und vom Pech verfolgt

Nach einer kurzen Ehe mit dem älteren Finanzmakler Philippe Junot im Jahr 1980 heiratet Caroline drei Jahre später den italienischen Unternehmersohn Stefano Casiraghi. Aus der Verbindung, die drei Kinder hervorbringt, wird eine Traumfamilie: schön und reich. Für Fürst Albert interessiert sich damals so gut wie keiner. Doch auch Caroline und Stefano ist keine glückliche Zukunft vergönnt.

Casiraghi ist leider begeisterter Speedboot-Pilot. Mehrfach schon soll Caroline ihn gebeten haben, die gefährliche Passion an den Nagel zu hängen. Am 3. Oktober 1990 kommt es vor der Küste Monacos zur Katastrophe. Stefano Casiraghis Boot überschlägt sich bei höchstem Tempo, er kann nur mehr tot geborgen werden. Abermals ist die Fürstenfamilie in Trauer, erneut ist ein Liebesglück zerstört, wieder wird der Fluch ausgegraben.

Frischer Wind durch die Eisprinzessin

Im Juni 2022 kehrt die offenbar genesene Charlène nach Monaco zurück. Doch die Gerüchte um sie reißen nicht ab. Zu oft und zu lange war sie weg. Im Palasthof werden indes „Beweisfotos“ geschossen, die belegen sollen, dass die Familie vereint und glücklich ist. „Wie dann Albert so etwas hilflos neben ihr steht, die Zwillinge davor und der Hund rennt auch noch rum. Das wirkte alles total unprofessionell“, kommentiert „Bunte“-Adelsexperte Stefan Blatt die Bilder.

Nach fast 30 Jahren ohne Fürstin bringt Charlène zwar einst frischen Wind ins Fürstentum, doch schon am Tag der Trauung mit Albert bekommt die schöne Oberfläche einen ersten Riss. Während die ganze Welt das Spektakel verfolgt, fließen bei ihr Tränen, die Rätsel aufgeben. Ob es bereits jetzt kriseln würde, fragt man sich. „Das ist doch lächerlich“, antwortet die Fürstin und einstige südafrikanische Olympiaschwimmerin, die zuvor als bodenständig, entspannt, sorglos und unkompliziert gilt, im Laufe ihrer monegassischen Jahre aber zur Eisprinzessin mutiert.

Feine Gesellschaft rümpft die Nase: Eine Schwimmerin? Wirklich?

Ein Grund hierfür vielleicht: Hinter den Kulissen rümpft die feine Gesellschaft die Nase. Quasi: „Eine Schwimmerin? Wirklich?“ Auch Prinzessin Caroline soll nicht ganz glücklich über die Brautwahl des Bruders gewesen sein. „Zu wenig Anpassungswille ans höfische Protokoll“ munkelt man. Die Folge: Charlène zieht sich immer mehr zurück.

Auch der ewige Vergleich mit Gracia Patricia macht ihr royales Dasein nicht gerade einfacher. „Ich habe immer gesagt, dass ich nicht in die Fußstapfen anderer treten will. Ich bin immer meinen einfachen Weg gegangen“, so Charlène vor Jahren. Ob sie es künftig schafft, den Spagat zwischen Pflichterfüllung und Selbstbestimmung zu vollziehen? Französische Medien berichten von einem Vertrag, demzufolge es vorgeschriebene Termine geben soll, welche die Fürstin wahrzunehmen habe.

Im Gegenzug soll ihr ein Etat von mehreren Millionen Euro zur freien Verfügung stehen. Ob sie langfristig in Monaco bleiben wird? „Charléne ist wie eine Daily Soap, man weiß nie, was in der nächsten Folge kommt“, meint Weber am Ende der Dokumentation, die nicht allzu viel Neues, aber einen netten Abriss über den Miniaturstaat der letzten Jahrzehnte offerierte. (ff/dpa)

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