"Dienstleisterin" Barbara Schöneberger erklärt: Das unterscheidet mich von Kebekus, Engelke und Co.

  • Samstag (20.15 Uhr im Ersten) präsentiert Barbara Schöneberger zum dritten Mal „Verstehen Sie Spaß?“.
  • Vor der Live-Show aus Berlin spricht die Moderatorin im Interview über ihre Lehren aus den ersten beiden Sendungen, den Quoten-Absturz und weibliche Sichtbarkeit im TV.

Frau Schöneberger, am Samstag moderieren Sie eine weitere Ausgabe von „Verstehen Sie Spaß?“ – live aus Berlin. Spielt es für Sie überhaupt eine Rolle, in welcher Stadt Sie auf der Bühne stehen? Mit Blick auf einen Ihrer Songs, in dem es heißt „Bin ich zu hässlich für München, zu dumm für Berlin?“, kriegt nahezu jede Metropole ihr Fett weg …

Barbara Schöneberger: Das stimmt – und ich finde es super. Egal, in welcher Stadt man diesen Song singt: Man gibt immer irgendwem einen mit. Da es augenzwinkernd gemeint ist, nimmt mir das aber niemand übel. Vor allem in Hannover freuen sich die Menschen. Bei der Zeile „Ich glaub‘, ich zieh‘ nach Hannover, denn da gehör‘ ich hin“ singt und jubelt jeder mit. Nur bei „Manchmal hab‘ ich das Gefühl, dass ich zu durchschnittlich bin“, was die Hannover-Pointe ja einleitet, ist es deutlich ruhiger im Publikum. Ich muss aber sagen, dass ich mit Hannover ausschließlich gute Erfahrungen gemacht habe.

Zurück nach Berlin: Welche Gäste begrüßen Sie denn diesmal?

Wir haben unter anderem aus dem „MOMA“ Anna Planken und Till Nassif in der Show, die ich reingelegt habe. Das war sehr lustig. Und ich freue mich auf Roland Kaiser sowie die Pahde-Zwillinge (Valentina und Cheyenne; Anm. d. Red.). Die beiden liefern einen ebenfalls unglaublich lustigen Film ab, bei dem Tahnee ihre Finger im Spiel hatte.

Es ist also für alle Generationen etwas dabei …

Ganz genau. Wir versuchen, die gesamte Bevölkerung glücklich zu machen – mit einer Mischung aus den mittelalten Intellektuellen vom „MOMA“, Roland Kaiser, der für alle da ist, und den Pahde-Zwillingen, damit auch meine Kinder sagen: Die waren cool, alle anderen waren doof. Spaß beiseite: Uns ist aufgefallen, dass wir immer dann erfolgreich waren, wenn für jeden jemanden in der Show sitzen hatten. Nur mit den Ü40-jährigen A-Promis zu arbeiten, geht heute nicht mehr.

Sie fungieren nun seit einem guten halben Jahr als Gastgeberin von „Verstehen Sie Spaß?“. Sind Sie schon heimisch geworden?

Absolut, auch wenn es sich nicht wie ein halbes Jahr anfühlt, weil es insgesamt nur fünf Arbeitstage pro Sendung waren. Die Hauptarbeitswoche besteht immer aus einer Aufzeichnung und aus der Live-Show. Ich merke dann immer, dass „Verstehen Sie Spaß?“ wirklich eine riesige und teure Produktion ist, die viel Vorbereitungszeit in Anspruch nimmt. Vieles hat dabei übrigens gar nichts mit mir zu tun.

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Sie verstecken die Kameras also nicht selbst?

Doch, natürlich. Ich verstecke nicht nur die Kameras, sondern wische auch nachts feucht durch. Nein, es ist ein Irrglaube, dass „Verstehen Sie Spaß?“ die „Barbara Schöneberger Show“ ist.

Als Lockvogel wird man Sie auch in Zukunft hin und wieder zu sehen bekommen, oder?

Ja. Tatsächlich habe ich für einen der Filme, die wir in einer kommenden Ausgabe zeigen, ein neues Gesicht bekommen. So viel darf ich schon verraten: Besonders brutal sind die hervorstehenden, braun-gelben Zähne. Ich durfte mich nun schon ein paar Mal verkleiden und Leute reinlegen. Dabei stellte sich immer wieder das heraus, warum ich diese Sendung so liebe: Der Mensch ist gut. Sie machen nahezu alles mit, sind freundlich und behalten meistens die Ruhe.

Wie schwierig war es für Sie, die Nerven zu behalten, als ausgerechnet Ihre allererste Show im April mit einer Ton-Panne begann? Niemand konnte Ihren Opener hören …

Das werde ich nie vergessen. Ich habe mir wirklich die Seele aus dem Leib gesungen. Wir hatten einen so geilen Text, den ich vermutlich immer noch auswendig kann, weil wir diesen Opener tagelang geprobt hatten. Ich wusste in der Live-Show nichts von den Problemen – bis mein Autor während des ersten eingespielten Films zu mir kam und sagte: „Vielleicht kannst du kurz erwähnen, dass wir wohl am Anfang ein paar Tonprobleme hatten.“ Ich konnte es zu diesem Zeitpunkt gar nicht einschätzen und dachte, dass es sich nur um Kleinigkeiten handelte. Aus diesem Grund verzichtete ich zunächst auf einen Hinweis an die Zuschauer.

Wann erfuhren Sie, dass da mehr war?

Während des zweiten Films kam mein Autor erneut zu mir und druckste ein bisschen herum: „Du, wegen des Tons … ganz wichtig! Entschuldige dich bitte noch mal.“ Ich wusste da aber immer noch nicht so genau, warum ich das tun sollte. Erst im weiteren Verlauf der Show bekam ich raus, dass wir fünf Minuten komplett ohne Ton waren. Da haben wir uns also selbst einen Streich gespielt. Aber was soll’s!?

Der eine oder andere dachte, dass sein Fernseher kaputt sei …

Auch bei mir zu Hause spielten sich kleine Dramen ab. Mein Sohn erzählte mir später, dass er Angst gehabt habe, mein Mann würde ihm eine Ohrfeige geben, weil er glaubte, dass er wieder an den Knöpfen rumgespielt habe. Da war richtig Druck auf dem Kessel, denn ich habe meiner Familie gesagt, dass sie unbedingt einschalten müssen. Die gucken sonst nie meine Shows, hatten diesmal aber sogar einen Beamer aufgestellt. Und dann das! Ich glaube, am größten war am Ende die Erleichterung bei meinem Sohn.

Ich merke schon: Sie nehmen es mit Humor. Haben Sie sich in solchen Situationen die „Wurschtigkeit“ Ihres Kollegen Thomas Gottschalk zu eigen gemacht?

Ich denke schon. Bis heute halte ich daran fest, mich nur dann aufzuregen, wenn ich noch etwas ändern oder verbessern kann. Zumindest versuche ich das. Aber natürlich hätte ich es mir anders gewünscht. Am nächsten Tag habe ich dementsprechend auch darauf verzichtet, mir die Kritiken durchzulesen. Meine Managerin sagte später: „Du bist gut weggekommen, brauchst also nichts mehr zu lesen.“

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Gehen Sie beim Thema „Quoten“ ähnlich vor? Der Start mit 4,53 Millionen Zuschauern war geglückt, die zweite Show sahen aber nur noch 2,35 Millionen Menschen – der niedrigste Wert in der Geschichte von „Verstehen Sie Spaß?“.

Wenn mir jemand sagt, dass ich als Moderatorin alles falsch gemacht habe oder unerträglich war, dann würde mir das zu denken geben. Das war nicht der Fall. Und dennoch versuche ich immer, meine eigenen Erkenntnisse zu gewinnen und Dinge anzupassen.

Welche Erkenntnisse haben Sie aus den ersten zwei Sendungen konkret gewinnen können?

Ich glaube, man kann das etwas langsamer moderieren. Insofern habe ich mir vorgenommen, nicht mehr ganz so schnell zu reden, da das für das ältere Publikum mitunter anstrengend sein kann. Auf der anderen Seite haben wir das hier so gewissenhaft und euphorisch vorbereitet, wie es uns möglich ist. Und das werden wir auch in Zukunft tun. Wir haben vor allem die Marktanteile im Blick. Und diese sind nach wie vor gut. Zudem war die Maßgabe, die junge Zielgruppe zu erreichen. Und das haben wir. In diesem Bereich sind wir so gut wie nie zuvor. Ganz besonders habe ich mich über 12,6 Millionen Aufrufe meines Films mit Roland Trettl bei Instagram gefreut.

Das ist schon mal die halbe Miete. Doch wie wollen Sie die älteren Zuschauer zurückgewinnen?

Denen nehmen wir einfach die Fernbedienung weg, damit sie nicht mehr umschalten können. Nein, letztendlich spielen doch verschiedene Faktoren hinein: Wie sind die TV-Zuschauer an dem jeweiligen Tag drauf? Wie ist das Wetter? Im Übrigen dürfen wir auch die Mediatheken nicht außer Acht lassen. Wir haben dort rund zwei Millionen Aufrufe, die man fairerweise dazuzählen müsste. Ich gebe jedenfalls weiterhin alles. Und wenn das nicht reichen sollte, dann müssen wir auch mal über ein Versagen des Publikums reden (lacht). Mein Deal wäre: Ich rede weniger schnell, wenn der Zuschauer dann auch mitarbeitet.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass Sie es können. Nicht ohne Grund ist häufig zu lesen, dass es hierzulande mit Ausnahme von Barbara Schöneberger keine gute Showmasterin gibt. Woran liegt das?

Vielleicht haben meine Kolleginnen auch gar kein Interesse an den großen TV-Shows. Denn machen wir uns nichts vor: Andere Sendungen als die Prime-Time-Shows bieten viel mehr Freiheiten. Carolin Kebekus finde ich zum Beispiel großartig, aber mit dem, was sie macht, kann sie kaum um 20.15 Uhr laufen. Und wieder andere lassen sich ungern etwas aufzwängen. Ich hingegen bin da eher kooperativer.

Wie meinen Sie das genau?

Wenn mich jemand bittet, dass ich ein rotes Kleid anziehen soll, dann ziehe ich ein rotes Kleid an. Aber sagen Sie das mal Ina Müller. Sie würde antworten: Ich komme mit einem schwarzen Hosenanzug – friss oder stirb! Bei mir ist das etwas anders, denn ich sehe mich eher als Dienstleister und bin vielleicht etwas kompromissbereiter als andere. Das funktioniert aber nur so lange, wie auch das Publikum begeistert ist.

Wünschen Sie sich grundsätzlich mehr weibliche Sichtbarkeit im TV?

Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Wenn ich den Fernseher einschalte, sehe ich sehr viele Frauen – übrigens auch bei Fußball-Übertragungen. Auf große Abendshows trifft das wiederum schon zu, da gibt es Nachholbedarf. Wobei es nicht an weiblichen Stars mangelt. Nur: Eine Anke Engelke macht nun einmal nicht mehr als ein, zwei Shows pro Jahr, in denen sie dann aber voll abliefert. Annette Frier ist Schauspielerin und Helene Fischer will in erster Linie singen.

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