Burgtheater-Ehrenmitglied Martin Schwab wird 85

Das Wiener Burgtheater-Ehrenmitglied Martin Schwab wird am Mittwoch, den 9. November, 85 Jahre alt.

Seit 1987 kann und will keine Burgtheater-Direktion auf Martin Schwabverzichten. Auch bei Martin Kušej ist der deutsche Schauspieler einVielbeschäftigter. Alleine im November und Dezember steht er in fünfProduktionen auf der Bühne. Ehe er am 8. Dezember in Peter Handkes, denverstorbenen Schauspielern Otto Sander und Bruno Ganz gewidmetem“Zwiegespräch“ an der Seite von Branko Samarovski mit einem neuen StückPremiere feiert, begeht er am 9. November seinen 85. Geburtstag.

Burgtheater-Ehrenmitglied Martin Schwab feiert 85. Geburtstag

In „Geschichten aus dem WienerWald“ gibt er den stets Haltung bewahrenden Rittmeister, am Ende von in“Reich des Todes“ hat er einen irritierenden Auftritt alsJoe-Biden-Lookalike. In „Richard II.“ ist er ebenso zu sehen wie in der“Jagdgesellschaft“. Er ist als Protagonist ebenso einsetzbar wie alsEnsemblespieler, der sich uneigennützig in den Dienst der Sache stellt,die nicht selten dem Zeitgenössischen im Theater gilt. Er hat schonvielen Ur- und Erstaufführungen mit zum Erfolg verholfen. So spielte eretwa in Jelineks „Totenauberg“ und „Raststätte oder Sie machen’s alle“,in Turrinis „Schlacht um Wien“oder in Handkes „Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land“,“Zurüstungen für die Unsterblichkeit“ oder „Die Unschuldigen, ich unddie Unbekannte am Rand der Landstraße“. An die 150 Rollen dürfte er in Wien bereits gespielt haben.

Theater ist der Lebensinhalt und Lebensmittel für Schwab

„Ich glaube bei aller meiner Liebe zur Familie, ohne die ich nicht sein könnte, ist Theater für mich trotzdem der Lebensinhalt, das Lebensmittel. Ich habe immer nur Theater gespielt. Ich kann auch nichts anderes“, sagte Schwab, der mit Claus Peymann ans Burgtheater kam, seit 35 Jahren dem Ensemble des Hauses angehört und 2009 zum Ehrenmitglied ernannt wurde, einmal im APA-Interview.

Martin Schwab kam 1962 nach Wien ans Max-Reinhardt-Seminar

Martin Schwab wurde 1937 in Möckmühl, Württemberg, als viertes von acht Kindern geboren. Er studierte an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin und kam im Rahmen eines Austauschstipendiums erstmals 1962 nach Wien ans Max-Reinhardt-Seminar, wo u.a. Fred Liewehr und Susi Nicoletti seine Lehrer waren und wo er später auch selbst unterrichtete. Das Burgtheater kam ihm damals „so fremd, so verstaubt, so altmodisch vor. Ich ging lieber ins Volkstheater zu Gustav Manker“, erzählt er in einem 2007 erschienenen Porträt-Buch von Klaus Dermutz.

Erstes Engagement SChwabs an der Landesbühne Rheinland-Pfalz

Sein erstes Engagement trat er an der Landesbühne Rheinland-Pfalz an. Über Oldenburg und Ulm kam er 1972 an das Staatstheater Stuttgart, wo 1974 Claus Peymann Schauspieldirektor wurde. Ihm folgte er 1979 nach Bochum und 1986, nach einem Intermezzo in Frankfurt, zunächst als Gast nach Wien. In Österreich war Martin Schwab vor seinem Wien-Engagement bereits von Produktionen der Salzburger Festspiele bekannt, wo er u.a. in der Regie von Wim Wenders in Peter Handkes „Über die Dörfer“ und in Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ in der Regie von Claus Peymann spielte.

Schwab: „Natürlich bin ich auch ein Solist“

„Er ist per naturam die Gegenstimme, facettenreich und subtil wie kaum ein anderer. Und immer beflügeln ihn sein Humor und seine Leichtigkeit in Einklang mit der Welt und der Gegenwart“, pries ihn der frühere Burgtheater-Direktor Klaus Bachler. Dass er als Inbegriff der uneitlen, stets mit größtem Ernst arbeitenden Ensemblestütze gilt, als Solist, der sich im Ensemble wohlfühlt, hält Schwab für durchaus treffend: „Wenn man das vom Musikalischen her betrachtet: Natürlich bin ich auch ein Solist. Aber die Kammermusik, das Quartett, ist die vollendetste Art zu musizieren. Berühmte Solisten drängt es ins Kammerspiel. Da fühle ich mich bestätigt und wunderbar aufgehoben. Ein Dienender im Sinne von Maos China zu sein, inmitten von tausenden Leuten, die Fähnchen auf Kommando schwingen – das interessiert mich nicht.“

Schwab seit langem Stütze der Festspiele in Reichenau

Schwab zählt seit langem auch zu den Stützen der Festspiele in Reichenau, denen er auch unter der neuen Chefin und Burgtheater-Kollegin Maria Happel die Treue hielt und dort heuer in „Die Möwe“ zu sehen war. Zu seinen vielen Auszeichnungen zählen die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (1992), der „Schauspieler des Jahres“ 1999 der Hörspiel-Jury, der Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Beste Nebenrolle“ (für seine Darstellung des Bischofs in Grillparzers „Weh dem, der lügt!“), das Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste der Stadt Wien (2003), der Berufstitel Kammerschauspieler (2005) und die Ernennung zum Ehrenmitglied des Wiener Burgtheaters (2009). „Man muss ja auch Dank ertragen können, das gehört auch zu unserem Leben“, hatte dies der Schauspieler einmal schmunzelnd kommentiert.

(APA/Red)

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