Über 50 TV-Stars fordern ironisch "Lockdown für immer"

Sie fordern ironisch: „Alles dicht machen“. Mehr als 50 bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler kritisieren in einer Kampagne die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Prompt gab es auch prominenten Widerspruch.

Mehr als 50 prominente Schauspielerinnen und Schauspieler sind am Donnerstagabend mit einer Kampagne namens „#Allesdichtmachen“ an die Öffentlichkeit gegangen, die sich gegen die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie richtet. In jeweils kurzen Statements stellen sie die Maßnahmen ironisch stark übertrieben dar. Als Konsequenz fordern sie einen Lockdown für immer. 

Eine eigene Webseite mit den Videos war offenbar unter dem Ansturm von Besuchern schon nach kurzer Zeit nicht mehr erreichbar. Ohne weitere Erläuterungen finden sich dort die Videos von 53 Künstlerinnen und Künstlern. Auf Youtube sind die Videos aber noch abrufbar (siehe hier). Ein großer Teil der Stars wirken auch im Tatort mit, wie etwa Jan Josef Liefers, Ulrike Folkerts, Cem-Ali Gültekin, Ulrich Tukur und Richy Müller .  

Zunächst war auch ein Video von Heike Makatsch dabei, das dann jedoch wieder verschwand. Darin klingelt es bei ihr an der Tür, sie geht aber nicht hin. „Ich mache nicht auf, es ist wichtig, dass wir alle nicht aufmachen.“

Dem Prinzip, die Maßnahmen noch zu übertreiben und dabei dann Unsinn als empfehlenswert darzustellen, folgen die meisten Videos. „Babylon Berlin“-Hauptdarsteller Volker Bruch etwa sagt: „Ich merke, wie meine Angst nachlässt, und das macht mir Angst“, sagt er. „Deshalb appelliere ich an unsere Regierung: Macht uns mehr Angst.“ 

Widerspruch und Zuspruch für die Kampagne

In den sozialen Netzwerken gab es für die 53 Schauspielerinnen und Schauspieler viel Zuspruch und Dankesbekundungen dafür, sich so „mutig“ zu Wort zu melden. Manche Betrachter empfanden die Aktion als treffende Parodie der Corona-Debatte, die seit Monaten Politik und Medien dominiert. Gleichzeitig erntet die Aktion aber auch fassungslose Reaktionen. Manche Nutzer fragen, wie privilegierte Stars ohne finanzielle Not sich derart verhalten könnten, während Menschen wegen nicht ausreichender Eindämmung der dritten Corona-Welle sterben. Der Schauspieler Elyas M´Barek schrieb auf Instagram: „Come on, das ist doch Blödsinn. (…) Jeder will wieder zur Normalität zurückkehren, und das wird auch passieren.“ Alle müssten dafür sorgen, dass eine weltweite Pandemie bekämpft wird. „Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“

„Ekelige Ironie“

Diese Stars sind beteiligt
Diese TV-Stars beteiligen sich: Pasquale Aleardi, Tina Maria Aigner, José Barros, Gianna Valentina Bauer, Peri Baumeister, Meret Becker, Martin Brambach, Volker Bruch, Dietrich Brüggemann, Jörg Bundschuh, Joseph Bundschuh, Samia Dauenhauer, Nadine Dubois, Roland Düringer, Ken Duken, Christian Ehrich, Werner Eng, Ulrike Folkerts, Inka Friedrich, Markus Gläser, Bernd Gnann, Cem Ali Gültekin, Nina Gummich, Felix Klare, Kea Könneker, Vicky Krieps, Jan Josef Liefers, Heike Makatsch (nicht mehr dabei), Alexandra Marinescu, Maxim Mehmet, Thorsten Merten, Wotan Wilke Möhring, Ben Münchow, Richy Müller, Nicholas Ofczarek, Kathrin Osterode, Jeana Paraschiva, Nina Proll, Trystan Pütter, Claudia Rippe, Manuel Rubey, Katharina Schlothauer, Christine Sommer, Miriam Stein, Karoline Teska, Ulrich Tukur, Nadja Uhl, Kostja Ullmann, Jens Wawrczeck, Monika Anna Wojtyllo, Ramin Yazdani, Hanns Zischler.

Stefan Niggemeier, der mit seinem Blog „Übermedien“ sehr kritisch die Medienszene verfolgt, fasste die Kampagne so zusammen: „Bekannte, geschätzte Schauspielerinnen und Schauspieler kämpfen mit ekliger Ironie gegen Corona-Maßnahmen.“ Das sei nicht nur von der Zielrichtung her grauenhaft, sondern auch in der Form. Der Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter ist, twitterte: „Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben.“

Geteilt wurde die Kampagne sehr schnell unter anderem von „Querdenken-711“ und Michael Ballweg, Gründer und Kopf der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppe. Er dürfte sich an eine eigene Strategie aus dem vergangenen Jahr erinnert fühlen. „Querdenken“ hatte auf sogenannte „Schwarze Wahrheiten“ gesetzt: Ziel dieser Technik ist, durch Übertreibung und vermeintlich begeisterter Zustimmung zu Maßnahmen und Forderung nach viel strengeren Maßnahmen einen Schock-Effekt bei Zuschauern zu wecken.

  • Jauch, Glas und Co.: “Impfluencer“: Promis werben fürs Impfen
  • „Fast dahingerafft“: Ex-ZDF-Moderator berichtet von heftigem Corona-Verlauf
  • „Als ob das alternativlos wäre“: Steffen Henssler kritisiert Corona-Politik

Ballweg selbst hatte im Januar ebenfalls einen „Mega-Lockdown“ gefordert mit „Notbetrieb für Medien und Zeitungen“ und „Schließung aller Fabriken und Unternehmen“ sowie der öffentlichen Verwaltung und des Bundestags.

Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel