Prokopetz schrieb Roman "Hofer" rund um Austro-Pop-Klassiker

„Denn eines weiß ich ganz gewiss, dass die Leich der Hofer is“ – so endet der Geburtssong des Austropop, „Da Hofa“. Anfang der 70er-Jahre verfasste Joesi Prokopetz den Text zum Lied, das Wolfgang Ambros in die heimischen Charts katapultierte. Nun schrieb der 71-Jährige einen Roman rund um den Klassiker: Das Buch „Hofer“ sei „Kriminalgeschichte und Sittenbild“ des damaligen Jahrzehnts, sagte Prokopetz im Gespräch mit der APA.

Was veranlasste den Autor, Musiker, Darsteller und Kabarettisten, nach mehr als 50 Jahren die Geschichte rund um den besungenen Leichenfund weiterzuerzählen? „Ich muss gestehen, das war gar nicht meine Idee, sondern die meines Verlegers, die ich nach einiger Überlegung für gut befand“, betonte Prokopetz. Er habe sich eine Handlung ausgedacht, die mit dem Lied lediglich am Rande zu tun hat: „Der Hofer spielt im Roman nur eine äußerst untergeordnete Rolle – nur am Anfang und nur als Leiche.“

Mit dem Fund eines Toten beginnend, den eine Hausmeisterin wie im Lied als den Hofer identifiziert, entwickelt sich bei Prokopetz eine Kriminalgeschichte rund um Drogengeschäfte, ein geplantes politisches Attentat und Morde. „Mehr will ich gar nicht verraten, außer dass nach wie vor nicht gesagt wird, wer ‚da Hofa‘ genau ist. Man ahnt nur, wer ihn umgebracht hat“, schmunzelt Prokopetz.

Trotz aller Recherchen für das Buch habe es ihm „grundsätzlich a Freud‘ g’macht“, das Klima aufzuzeigen, das Anfang der 70er in Wien herrschte: „Dieses Postfaschistische, dieses wahnsinnig Katholische, dieses Spießbürgerliche, Körperfeindliche – alles war ganz schrecklich“, erinnert sich der Künstler selbst an die Zeit. „Es herrschte ein Law-and-Order-Denken. Die meisten Leute wollten Langhaarige in Arbeitshäuser schicken – 30 Jahre nach dem ‚Dritten Reich‘. So eine Stimmung herrschte damals. Es war ganz interessant, das schriftstellerisch aufzuarbeiten.“

In „Hofer“ geht es mitunter recht wild und brutal zu, auch einige Schockmomente hat Prokopetz für seine Leser parat. „Ich liebe plötzliche Wendungen“, sagt er. Zugleich hielt der Tausendsassa fest, dass alle Figuren im Buch erfunden seien. „Aber die beschriebenen Lokale hat es gegeben, auch die erwähnten Gassen und Straßen und diesen letztlich lächerlichen Haschischhandel. Da sind eigene Erfahrungen eingeflossen und Geschichten, die man so gehört hat.“

Während in „Hofer“ die Polizei mitunter recht tollpatschig ermittelt, wettern die älteren Nachbarn gegen eine Gruppe Jugendlicher, die Hauptpersonen im Krimi. „Ja, solche Leut‘ hat’s gegeben“, meint Prokopetz, „die Spießigen, Bildungsfernen, in Zimmer-Küche-Wohnungen Lebenden. Mit Wasser und Klo am Gang, wie ich es im Buch beschreibe.“ Der jungen Generation von damals streut Prokopetz aber auch nicht nur Rosen, nicht im Roman und nicht im Interview: „Musik, lange Haare und Leistungsverweigerung, das war alles. Aber sich politisch, intellektuell mit den Zuständen auseinanderzusetzen, das war in Österreich so gut wie nicht gegeben.“

„Hofer“ bietet Wien-Kennern einiges zum Schmunzeln. So äußert sich eine Romanfigur kritisch über die Buchteln im Café Hawelka. Darüber wäre die legendäre Frau Josefine Hawelka wohl nicht glücklich gewesen. „Nein, aber ich habe auch damals als Stammgast immer gesagt, dass die Wuchteln zu hart oder trocken sind – und hab‘ keine gegessen“, sagte Prokopetz. Und für Nichtwiener und Leser im benachbarten Deutschland gibt es Randnotizen, die u.a. darüber aufklären, dass es sich bei Topfengolatschen um „Quarktaschen“ handelt.

(S E R V I C E – Joesi Prokopetz: „Hofer – Ein 70er-Jahre Krimi“, Verlag Edition a, Taschenbuch, 320 Seiten, 21 Euro, Buchpräsentation am Donnerstag in Wien, Buchhandlung Morawa, Wollzeile, 19.00 Uhr)

(APA)

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