Ben Glassberg wird neuer Musikdirektor der Volksoper Wien

Omer Meir Wellber verlässt nun doch vorzeitig Wien und übergibt mit Jahreswechsel sein Amt des Musikdirektors der Volksoper Wien an den britischen Dirigenten Ben Glassberg. Das wurde am Mittwoch bekanntgegeben. Der erst seit einem Jahr amtierende Wellber wird ab Sommer 2025 Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg und hatte zunächst vor, seinen Vertrag bis Beginn der Saison 2027/28 erfüllen zu wollen.

Seine Entscheidung habe nun aber persönliche Gründe, erläuterte Wellber vor Journalisten. Er brauche eine Zeit zum Durchatmen und für private Prioritäten und habe in nächster Zeit auch seine Gastdirigate an anderen Häusern reduziert. Freilich habe „alles immer mit allem zu tun“, wollte er einen Bezug zu seiner beruflichen Zukunft nicht gänzlich in Abrede stellen. Nun habe sich aber durch die Möglichkeit, Glassberg, den er sehr schätze und selbst ans Haus geholt habe, als Musikdirektor zu engagieren, „eine Win-Win-Situation“ ergeben, mit der alle sehr glücklich seien. Der junge Brite werde in seiner ersten Hamburger Saison auch dort dirigieren, sagte Wellber, der darauf hinwies, dass an der Volksoper wichtige Probespiele bevorstünden, bei denen sein Nachfolger bereits mitentscheiden solle.

Wellber wird nur seine Verantwortung als Musikdirektor abgeben und der Volksoper als Gastdirigent erhalten bleiben und in dieser Saison wie geplant die Neuproduktion von „Salome“ (Premiere am 15. September) sowie „Die Zauberflöte“, „La traviata“ und „Jolanthe und der Nussknacker“ sowie Orchesterkonzerte dirigieren. Als Art Willkommensgeste wird er jedoch das geplante Premieren-Dirigat der „Lustigen Witwe“ an Glassberg abgeben. Für die Saison 2024/25 seien mit Wellber zwei Premieren, darunter eine Uraufführung, geplant, hieß es.

Glassberg war bisher Erster Gastdirigent am Haus und dirigierte etwa die Premiere von „Die lustigen Weiber von Windsor“. Als Musikdirektor wird Glassberg die Premieren von „West Side Story“ und „Die lustige Witwe“ sowie Vorstellungen von „La bohème“, „Der Zauberer von Oz“, „Hänsel und Gretel“ und „Jolanthe und der Nussknacker“ dirigieren. Seine Begegnung mit dem Volksopern-Orchester sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagte er. Auch Lotte de Beer hob noch vor der Information des Orchesters über die Personalentscheidung hervor, welchen hervorragenden Ruf er innerhalb des Hauses genieße. „Ben und die Volksoper sind in vielerlei Hinsicht wie geschaffen füreinander“, streute die Intendantin dem neuen Musikchef Rosen. „Seine persönliche Art, auf alle Kolleg:innen offen und herzlich zuzugehen, passt genauso gut zu unserer Volksopernfamilie wie sein inspirierender Führungsstil.“

Der 1994 in London geborene Ben Glassberg war von 2019 bis 2021 Chefdirigent der Glyndebourne Tour und ist noch bis 2025/26 Musikdirektor der Opéra de Rouen Normandie. Das Haus sei ein Stagione-Betrieb und erfordere nicht mehr als drei Monate jährlich Anwesenheit, erklärte er auf Nachfrage. Sieben Monate pro Jahr sei er künftig an Wien gebunden, führte der kaufmännische Chef der Volksoper, Christoph Ladstätter, aus. „Im nächsten Jahr übersiedele ich mit meiner Familie nach Wien“, versprach der neue Musikchef.

(APA)

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