70 Nikotin-Bonbons: Robbie Williams übergibt sich während Konzert in München

Am Samstagabend gab Robbie Williams sein einziges Konzert 2022 in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit verfügbaren Tickets. Rund 100.000 Fans feierten den einstigen „Take That“-Star. Dabei nahm der 48-Jährige den Song-Titel „Let Me Entertain You“ teils sehr genau – private Kuscheleinheiten auf der Bühne, eine unerwartete Pause und ein ekliger Fauxpas inklusive.

Die Bühne erleuchtete in einem strahlenden Rot, in riesigen Lettern erschienen Worte wie „Hello Munich“, „Am I still your son?“ und „I want to contact the living“. Den knapp 100.000 Fans machte die 20-minütige Verspätung offenbar nichts aus, die Jubelrufe wurden lauter, immer mehr Handys gingen hoch.

Wenige Minuten später ertönten die ersten Bässe von Robbie Williams wohl größtem Hit: „Let Me Entertain You“. Der Entertainer himself betrat in schwarzem Muskel-Shirt, roten Socken, schwarzen Slippern und dicken Silber-Ketten die Bühne.

Begleitet wurde er von rund einem Dutzend Tänzerinnen, die mit ihren glitzernden Ganzkörper-Anzügen und ihrer perfekt einstudierten Tanzperformance Helene Fischer glatt Konkurrenz machen könnten. Fast das ganze Messegelände sang, tanzte und hüpfte mit. Besser hätte Robbie Williams sein Konzert nicht starten können.

Auf Indie-Rock und Elektro-DJs hatten die Fans wenig Lust

Der Brite weiß einfach, wie man Stimmung unter die Leute bringt – im Gegensatz zu seinen Vorgruppen „Josh Savage“ und „Lufthaus“. Erstere versuchten vergeblich, mit verschlafenem Indie-Rock neue Fans an Land zu ziehen, doch mitklatschen und mitsingen wollte niemand so richtig.

Auch bei „Lufthaus“, einem DJ-Duo aus Großbritannien, funktionierte das mit dem Stimmung machen nur mäßig – trotz einer Handvoll Coverversionen bekannter Songs wie „Gimme! Gimme! Gimme! (A man after midnight)“ (ABBA) und „Sweet Dreams“ (Eurythmics).

Dabei wird sogar Robbie Williams emotional

Darum schnell wieder zurück zum eigentlichen Star des Abends. Nach „Let Me Entertain You“ folgten weitere Klassiker, wozu Robbie Willams fast immer eine kleine Anekdote zur Entstehung oder aus seinem Leben parat hatte – nicht selten mit Kraftausdrücken versehen.

So kündigte der Entertainer mit etwas hängendem Kopf einen Evergreen an, den er sonst immer mit seinem Vater (von ihm liebevoll „Daddy“ genannt) zusammen gesungen hatte, der nun aber an Parkinson leidet: „Sweet Caroline“.

Ebenfalls mit viel Emotion stimmte der Sänger das Lied „Love My Life“ an, eine Widmung an seine Kinder. Robbie wäre aber nicht Robbie, wenn er nicht auch an diesem Abend seinen Frauenschwarm-Bonus ausgespielt hätte.

Die Auserwählten dieses Mal: Lisa und Barbara – zwei Damen aus dem Publikum, die dann nach langem Hin und Her weder zu jung noch zu alt für Mr. Williams waren. Seine eigenen Worte übrigens.

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Die zwei Auserwählten des Abends waren Lisa und Barbara

Für Lisa ging es aufs Sofa, Schulter an Schulter mit dem Star höchstpersönlich. Auf den riesigen Leinwänden erschien ein Rosenbeet, in der Mitte ein Herz für Robbie und Lisa. Robbie schmetterte „Something Stupid“ und räkelte sich um seine etwas verlegene Auserwählte, Streicheleinheiten – beiderseits – inklusive. Romantischer geht es kaum noch. Obwohl: fast.

Als vorletztes Lied haute der 48-Jährige seinen Kuschelrock-Hit schlechthin raus: „She’s the One“. Hier kam Barbara zum Einsatz, denn ihr sollte der Song an diesem Abend gewidmet sein.

Leider hatte sie nicht so viel Glück wie Lisa und wurde nicht auf die 150 Meter breite Bühne geholt. Sie musste auf Kuscheleinheiten mit dem Star vor knapp 100.000 anderen Fans verzichten, dafür prangte ihr Gesicht übergroß auf allen Leinwänden.

Ekel-Fauxpas durch Nikotin-Bonbons

Nach dem Song stellte sich heraus, dass es wohl auch nicht das Schlechteste war, nicht dicht an dicht mit Robbie zu schmusen, denn: Der Star beichtete nach dem Song, dass er währenddessen kurz nach hinten gegangen sei und sich übergeben habe. Grund dafür: Er habe zu viele Nikotin-Minz-Bonbons gelutscht. Fast 70 seien es an dem Tag schon gewesen.

In üblicher Robbie-Manier, seinen Fauxpas mit einem Lächeln überspielend, wurde die Aufmerksamkeit schnell wieder auf Barbara gelenkt. Er fragte sie, ob sie mit der Performance zufrieden gewesen sei und ob der halbe Song als Widmung ausreiche. Barbara nickte, und dann wurde auch schon das letzte Lied angestimmt: „Angels“.

Das Lied, worauf alle noch sehnlich gewartet hatten und um das auch etwas gebangt werden musste. Denn etwa eine halbe Stunde vorher kippte die Stimmung für einige Minuten. Die Bühnenlichter gingen aus, die Musik verstummte. Sollte das schon das Ende des Konzerts gewesen sein? Fragende Blicke und Schulterzucken unter den Fans.

Aber Mr. Williams ließ nicht lange auf sich warten. Der Entertainer hatte nur seine Glitzer-Jacke gegen einen Bademantel getauscht. Das Show-Spektakel konnte weitergehen.

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Williams: „Ich bin ein Narzisst, aber ich liebe es“

Robbie Williams hatte für seine Fans also ein paar Überraschungen parat. So schoss der 48-Jährige zum Beispiel als Belohnung für den „Bambambam“- Einsatz zu dem Lied „The Road to Mandalay“ seitens der Fans ein paar Merchandise-Artikel mit einer Art Luftdruckgewehr ins Publikum.

Überhaupt war der Rockstar sehr emotional und publikumsverbunden unterwegs. Immer wieder bedankte er sich überschwänglich für die jahrzehntelange Unterstützung seiner Fans. Auch Witze auf eigene Kosten, à la „Ich bin ein Narzisst, aber ich liebe es“, kamen nicht zu kurz. Ebenso durfte ein wenig Eigenwerbung für das neue Album und seinen biografischen Film „Better Man“ nicht fehlen.

Witz, Charme und Rock’n’Roll

Insgesamt lieferte der Entertainer aus Großbritannien eine Show mit viel Selbstironie, Charme und jeder Menge Klassiker ab. Ob das einen Höhepunkt in seiner Solokarriere, deren 25-jähriges – bzw. dank Corona 27-jähriges – Jubiläum er mit dem Konzert feierte, darstellte, ist fraglich.

Denn bei der Stimmung war definitiv noch Luft nach oben. Schuld daran war aber nicht das Wetter. Trotz schlimmster Vorhersagen mit Sturm und Regen war der Wettergott auf Robbie Williams‘ Seite.

Lediglich bei dem sonst als Rausschmeißer geltenden Song „Angels“ fing es an, ein wenig zu tröpfeln. Das hielt die Leute trotzdem nicht davon ab, den Klassiker, den Robbie als einzige Zugabe angestimmt hatte, zum Schluss nochmal a cappella zu singen. Mehr gab es leider nicht.

Pünktlicher als so mancher Deutsche verabschiedete sich der Sänger mit einer Verbeugung vor Fans und Band von der Bühne.

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