Wie Teresa Enke ihr Trauma nach dem Suizid ihres Ehemanns verarbeitete

Teresa Enke kämpft für Betroffene

„Es ist eine Krankheit wie ein Kreuzbandriss oder Krebs“ – das musste Teresa Enke (45) selbst über Depressionen lernen und genau dafür kämpft sie nun seit Jahren mit der Arbeit ihrer Robert-Enke-Stiftung. Am 10. November 2009 beging ihr Ehemann, der ehemalige Nationalspieler Robert Enke (32), Suizid. Im „Mental Health Matters“-Gespräch mit „Gala“ spricht die 45-Jährige nun darüber, wie sie die Krankheit erlebte, wie sie ihr Trauma nach dem Tod ihres Mannes verarbeitete und welche Rolle ihre Tochter Leila dabei spielte.

Depressionen dürfen kein Tabu-Thema sein

„Ich habe mit einer Hülle zusammengelebt“, beschreibt Teresa Enke die depressiven Phasen ihres Ehemanns. Anfangs habe sie „nicht verstanden, wieso er nicht aufstehen und rausgehen konnte“, schließlich wusste sie damals selbst nur wenig über die Krankheit und ihre Auswirkungen. „Ich musste erstmal begreifen, dass Betroffene nichts machen können“, erklärt sie im Interview mit „Gala“. In den schlimmsten Phasen habe sie ihren eigenen Ehemann nicht wiedererkannt: „Ich hatte auch den Eindruck, ihm ist es egal, wie ich mich fühle.“ Heute weiß sie: „Das ist ein Trugschluss […] Viele denken, wenn sie nicht mehr da sind, geht es allen besser. Das führt oft zu Suizidgedanken.“

Robert Enke verschwieg seine Erkrankung lange und gab an, unter einer bakteriellen Infektion zu leiden. Depressionen waren ein absolutes Tabu-Thema – insbesondere im Sport. „Er hatte Angst, dass man mit dem Finger auf ihn zeigt und dass andere denken, dass ein Torhüter doch mental fit sein müsse“, erinnert Teresa sich. Ihr „Robbi“, wie sie ihn liebevoll nennt, entschied sich gegen eine stationäre Behandlung in einer Klinik, um seine Depression weiter geheim zu halten. Ein Thema, welches Teresa als Vorsitzende der Robert-Enke-Stiftung sehr am Herzen liegt: „Deshalb kämpfe ich in der Stiftung auch dafür, dass es für den Sportler Möglichkeiten gibt, im Training zu bleiben und trotzdem eine Therapie machen zu können.“

„Mama weine nicht“ – Der Satz ihrer Tochter, der alles änderte

Doch Teresa musste auch für sich selbst kämpfen. Nach Roberts Suizid befand sie sich in einer „Blase“ – zwischen lauernden Paparazzi und dem Alltag mit ihrer kleinen Tochter Leila. Die 45-Jährige wollte nicht, musste aber zurück ins „normale“ Leben finden – ihrer Tochter zu Liebe. „Ich hatte eine Verantwortung. Leila hat ein Recht darauf, eine Mutter zu haben, die funktioniert. Ich wollte ihr nicht so ein Chaos hinterlassen“, macht sie im Interview deutlich.

Ihre Tochter war es auch, die ihr 2011 die Augen öffnete. Während eines Winterspazierganges kamen Teresa bei der Erinnerung an Robert Tränen. „Dann legte Leila, dieser kleine Mensch, ihre Hand auf meine Schulter und sagte einen Satz, den sie davor noch nie gesagt hat: ‚Mama weine nicht.‘ Da bekomme ich auch jetzt noch Gänsehaut.“ Für Teresa Enke war es der entscheidende Moment, um sich selbst helfen zu lassen: „Ich habe direkt kehrtgemacht und habe mir eine Klinik gesucht, die mir geholfen haben, das Trauma aufzuarbeiten. Denn nach zwei Jahren war diese Traurigkeit noch so stark.“

Teresa Enkes Stiftungsarbeit

Teresa Enke hat das Thema Depression zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Gemeinsam mit dem DFB, Enkes Ex-Verein Hannover 96 und der DFL will sie mithilfe der Robert-Enke-Stiftung Aufklärungsarbeit zu der Krankheit leisten, Betroffenen helfen und die Öffentlichkeit sensibilisieren. Und seit 2009 hat sich in ihren Augen schon viel getan, wenn auch noch nicht genug: „Die Akzeptanz ist da. Die Menschen reden viel offener und öfter über psychische Erkrankungen. Viele Unternehmen wissen mittlerweile, dass mentale Gesundheit eine sehr wichtige Rolle spielt. Aber natürlich ist noch viel Luft nach oben. Das liegt eben daran, dass man eine Depression nicht sehen und zum Beispiel in einem MRT feststellen kann.“

Beratung der Robert-Enke-Stiftung

Den ganzen Artikel und weitere Gespräche aus der Interviewreihe Mental Health Matters lesen Sie auf gala.de.


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