Tränen, Altersarmut und erste Live-Trennung der Sommerhaus-Geschichte

Aller guten Dinge sind drei, sagt man. Gute Voraussetzungen also für die dritte Folge „Sommerhaus der Stars“ auf Deutschlands Kultursender Nummer Eins: RTL. Und die Reisegruppe Insolvenzverschleppung liefert. Am Morgen nach dem großen Influencer-Almabtrieb (alle gegen die Ösis) wachen die am Vorabend dramatisch von der D-Promi-Uni für Ex-Sternchen in Karriere-Quarantäne exmatrikulierten Marcel und Lisa mittelmäßig euphorisch auf.

Eine KritikvonMarie von den Benken

Diese Kritik stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Als kleinen Treppenwitz für Harmonie-Allergiker hat der Eskalations-Beauftragte von RTL seit einigen Staffeln folgende Regelneuheit bei „Sommerhaus der Stars“ etabliert: Bei den am Abend rausnominierten Haus-Querulanten wird die fristlose Kündigung nicht mehr direkt im Anschluss an das Abstimmungs-Gelage exekutiert. Nein, zur totalen Demütigung müssen sie noch eine letzte Nacht in der baufälligen Bruchbude verweilen.

Atmosphärenhygienisch zweifelhafte Taktik: Marcel Dähne und Lisa Weinberger, die beiden leckersten Österreich-Exporte seit Sachertorte und Cathy Lugner, ignorieren ihre Kurzzeit-Mitbewohner zur Strafe für die sechs Ohrfeigen in Form von Nominierungsbildchen konsequent.

Da grantelt Mario Basler, Ex-Nationalspieler und heute Chef-Lobbyist der Tabakindustrie, natürlich umgehend reflex-empört in die Notizbücher seiner Entourage aus Sascha Mölders (wäre gerne ein so guter Fußballer wie Basler) und Patrick Romer (wäre gerne ein so guter Fußballer wie Sascha Mölders): „Kein Anstand!“ Es gibt Ex-Profis, die zwischen 1996 und 1999 bei Bayern München mit Basler zusammengespielt haben, die behaupten, Basler wäre auch nicht unbedingt jemand, der immer freudestrahlend jedem ein glückliches „Guten Morgen“ angeboten hätte. Wer genau das behauptet, werde ich aber nicht verraten, denn niemand verscherzt es sich freiwillig mit Lothar Matthäus.

Tränenmeer im Sommerhaus: Bei "Stefarina" Dürr hängt der Haussegen schief

Mit mir kann man Pferde pflücken

Quoten-Experte Basler sieht bei der Demission von Marcel Dähne und Lisa Weinberger aber auch das große Ganze und also den Erfolg des Gesamtprojekts: „Wäge denne zwo bleibe de Leudde net vorde Bildschirm!“ (bitte mit der Mario Basler Stimme von Jakob Lundt lesen).

Wegen Mario Basler allerdings offensichtlich auch nicht, denn die zweite Folge „Sommerhaus der Stars“ fuhr selbst für den nach dem DSDS-Fiasko Kummer gewohnten Kölner Randgruppensender RTL schockierende Quoten ein: Nur noch 1,6 Millionen Zuschauer hatten eingeschaltet. Allzeit-Tief. Selbst Andrej Mangolds Workshop „Toxische Männlichkeit“ aus der 2020er Staffel hatte eine Million Zuschauer mehr. An einem Sonntagabend zur Primetime hätte RTL im Prinzip auch nicht weniger Zuschauer gehabt, wenn sie drei Stunden lang live übertragen hätten, wie Stephen Dürr „Deine Grünen Augen machen mich so sentimental“ auf einer Karaoke-Party zur neuen Kollektion von Stardesigner Eric Sindermann alias Dr. Sindsen singt.

Zum Glück geht es vor Ort schnell wieder in den Spielmodus. Ismet Atli, quasi der Thomas Anders von Kader Loth, wenn Kader Loth ein Popduo wäre, wünscht sich „mal ein Spiel, wo man schnell laufen muss“. Wer seit 13 Jahren mit Kader Loth liiert ist, kennt sich vermutlich mit Weglaufen sehr gut aus. Oder Easy, wie Kader ihn liebevoll nennt, hat erkannt, dass er beim letzten Wissensspiel sogar gegen den Kandidaten von „Bauer sucht Frau“ verloren hat und möchte sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren. Kader kann das nicht unterstützen und erinnert ihn: „Du warst doch bei der Armee! Was hast du denn da gemacht? Pferde gepflückt?“ … Hä? Ja, so habe ich auch geguckt. Kader Loth hat eine so verwirrende Wirkung auf mich, vor Schreck habe ich erstmal ein paar Blumen gesattelt.

Wash willst Du denn?

Erinnern Sie sich noch an die Rubrik „Sätze, die man sonst nur auf Porno-Drehs hört“, bei der Katharina und Stephen Dürr zuletzt vorne lagen? Was soll ich sagen: Während des Spiels „Paar Wash“ können die beiden ihren Vorsprung souverän ausbauen. Stephen punktet mit einem jovialen „ich bin gerade am Po!“. Noch besser läuft es nur bei Kader und Ismet:

„Welche Buchstaben haben wir?“

„C, i, g.“

„Ziege!“

Überraschend für Kader Loth ist „Ziege“ jedoch nicht das gesuchte Wort mit neun Buchstaben. Sie röchelt noch ein paar „Scheiße“ in die Bocholter Sommerluft, aber auch das ist nicht die korrekte Lösung.

Patrick Romer wählt eine alternative Taktik und zerreißt sich als erstes das T-Shirt. Was zunächst aussieht, wie ein missglücktes Casting-Video für die Chippendales, ist im Wettbewerbsmodus tatsächlich eine Flächenvergrößerung für das Freirubbeln der benötigten Buchstaben: „Was willst du bei so viel Schlamm mit einem winzigen Schwamm?“ Für diese Idee wird er später kollektiv als Superhirn gefeiert. Selbst die mit einem gewissen Intelligenz-Vorsprung angetretene Familie Dürr ist kurz irritiert. Stephen sieht aus, als hadere er schwer damit, diese exzellente Chance verpasst zu haben, den Paul Janke zu machen und der Nation seinen Waschbrettbauch zu präsentieren. Tristesse Royale bei Augenfarben-Fachkraft Stephen.

Neben Hirn- und Muskelschmalz bedeutet das für Patrick und seine Antonia Hemmer vor allem: Nominierungsschutz. Patrick, der Barack Obama der Landwirte, genießt den Triumph, nicht ohne mit Busenfreund Basler kurz noch Stephen zu analysieren. Für Basler und Patrick offensichtlich der Kim Jong-un des Sommerhauses: „Der ist immer als erster im Bett und der letzte, wo aufsteht“. Wohingegen Basler der letzte ist, wo richtig Deutsch spricht.

Auch ansonsten sind die Rollen gut verteilt. Tattoo-Testimonial Cosimo Citiolo erfrischt regelmäßig mit philosophischen Sätzen wie „Gewinner ist man nur, wenn man gewinnt“. Richard David Precht soll bereits angefragt haben, ob Cosimo für ein gemeinsames Buch zur Verfügung steht: „Bin ich ein Gewinner, und wenn ja: Warum nicht?“

Die Queen ist tot – und Markus Söder wird trotzdem nicht König!

Überraschendes Comeback von Tic Tac Toe

Beim anschließenden zweiten Spiel versagt Kader Loth erneut. Sie kennt das Substantiv von „tolerieren“ nicht. Obwohl sie sonst so ziemlich jedes Wort kennt. Sogar viele, die es gar nicht gibt: „Ich kenne Konstantiv aber nicht Substantiv“. Und bevor Sie jetzt googeln: Als Konstantiv bezeichnet man den Pegelstand in Konstanz bei Hochwasser.

Dr. Sindsen weiht Familie Dürr unterdessen in ein Familiengeheimnis ein: Seine Freundin Katha „hatte vor mir auch einen Prominenten“. Insbesondere die Vokabel „auch“ macht diesen Satz zu einem Gagfeuerwerk. Voller Respekt an Stefarina, bei dieser Aussage nicht in minutenlanges, schallendes Gelächter auszubrechen!

Ebenfalls nichts zu lachen hat Katha: „Du hast mich doch nur mit in die Show genommen, um mich hier drin fertig zu machen“. Endlich hat der epische Satz von Lee (Tic Tac Toe) „Wenn wir wirklich Freunde wären, dann würdest du so’n Scheiß überhaupt nicht machen! Du machst alles kaputt!“ einen würdigen Nachfolger. Eric „Ricky“ Sindermann reagiert leider nicht popkulturell ausgeschlafen mit: „Jetzt kommen die Tränen wieder auf Knopfdruck“, womit er im Trash-TV zweifelsfrei zur Legende geworden wäre.

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Kann denn Liebe Sindsen sein?

Umringt von „Bauer sucht Frau“-Frau Antonia und „Bauer kennt Augenfarbe nicht“-Stephen platzt der gesammelte Sindsen-Frust aus Katha heraus: „Ich bin sowieso blamiert. Ich kann in meinem Job keine Führungsposition mehr bekommen nach dem hier. Ich bin für ihn hier reingegangen, weil er pleite ist!“ Rums! Altersarmut – großes Thema, nicht nur bei Top-Prominenten wie Dr. Sindsen. Aber Deutschlands bekanntester Modedesigner pleite? Wie kann das passiert sein? Und müssten dann nicht Wolfgang Joop und Jil Sander (Deutschlands zweit- und dritterfolgreichste Modedesigner) schon lange vom neuen Bürgergeld leben? Fragen, auf die niemand eine Antwort kennt. Ähnlich wie bei den Wissensspielen.

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Eigentlich würde Pleitegeier Dr. Sindsen kein Zacken aus der Papp-Krone fallen, wenn er sich bei Katha entschuldigen würde. Andererseits ist das Thema Sommerhaus für die beiden unter normalen Umständen spätestens am Mittwoch ohnehin beendet. Dass Team Sindsen in der aktuellen Gefühlskonstellation noch ein Spiel gewinnen wird, scheint ausgeschlossen. Folglich wird ein Großteil ihrer WG-Partner vermutlich Deutschlands zahlungsunfähigsten Modedesigner nun nominieren. Allein, um die beiden vor sich selbst zu schützen.

Bis dahin fließt aber noch viel Wasser die Bocholter Aa runter. Und Blut ins zarte Gebälk von Mario Basler. Der Sendezeit-Fachanalyst weiß nämlich: Sex Sells. Darum bietet er seiner Doris zur Feier des Tages Quick-Kopulation an: „Komm, wir gehen ins Gestrüpp und ich putz dich kurz weg!“ Spontaner, unverbindlicher Sex weit weg von zu Hause – oder wie man als Bundesligaspieler sagt: Auswärtsspiel. In diesem Sinne: Bis Montag!

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