"That’s My Jam" mit Bill und Tom Kaulitz: Irgendwas mit Musik

Die Sache mit der Musik ist eigentlich recht simpel. Man kann sie hören. Das sollte eigentlich genügen, aber ein genügsames Wesen war der Mensch noch nie. Deshalb hat er noch so einiges mit und um Musik herum gemacht: Wettbewerbe, Merchandising, Musikvideos, TV-Castings, Bücher, Videospiele, Karaoke, Musikfernsehen und sogar Shows, in denen kostümierte Promis singen.

  • Eine KritikvonChristian Vock

    Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

    Einer, der weiß, dass man mit Musik mehr machen kann, als sie nur anzuhören, ist Jimmy Fallon. In seiner „Tonight Show“ präsentierte der US-Unterhalter immer wieder musikalische Spielchen, und 2021 entstand daraus die eigenständige Show „That’s My Jam“ bei NBC. Seit 12. Mai ist nun das deutsche Pendant beim RTL-Streaming-Portal RTL+ zu sehen und seit dem 26. Mai auch bei RTL. Doch wo NBC ein Jimmy Fallon genügt, braucht RTL gleich zwei Gastgeber: Tom und Bill Kaulitz.

    Mehr News über TV-Shows

    „That’s My Jam“: „Buntes Party-Game mit Musik, guter Laune und Gesang“

    Und darum geht es bei „That’s My Jam“: Die Kaulitz-Brüder sind Gastgeber, treten aber auch in allerlei Spielchen rund um Musik gegeneinander an, wobei die eigentliche Arbeit ihre jeweiligen Teams machen. Tom Kaulitz erklärt das Ganze so: „Das hier ist ein buntes Party-Game mit Musik, guter Laune und Gesang.“ Warum er dabei schreit, ist nicht ganz klar, aber die Kaulitz-Twins sollten mit der Schreierei den ganzen Abend über nicht aufhören.

    Etwas weniger exaltiert gehen die Teams der beiden die Sache an, und das sind in der Auftaktfolge Jasna Fritzi Bauer und Jan Delay für Bill und Daniel Donskoy und Elif für Tom Kaulitz. Für große Ekstase gibt es beim ersten Spiel der Show auch keinen Grund, denn simpler könnte das Spiel kaum sein. Die Studio-Band spielt Songs an, und wer den Song als Erster erkennt, tritt auf ein Fußpedal, wodurch ein Mikrofon in die Luft geschossen wird, dass es aufzufangen gilt.

    „Ich würde euch auch sehr bitten, diese Mikrofone auch wirklich zu fangen. Die sind selbstverständlich aus echtem Gold und das sind meine privaten Mikrofone. Ich möchte gerne, dass die heile bleiben“, setzt Bill Kaulitz eine Marke, welche Art von Humor in der Show zu erwarten ist. Da will sein Bruder nachziehen und meint nach einem Mikrofon-Fang-Versuch von Bill: „Ich zeig‘ euch mal, wie’s cooler geht.“ Natürlich geht es bei ihm nicht cooler, denn er greift ins Leere.

    TV-Shows

    ESC-Finale und ZDF-Krimi holen die meisten Zuschauer

    „Ich mag mein Schnitzel nur auf Eis“

    Humoristisch geht es bei „That’s My Jam“ also einsteigerfreundlich zu, immerhin zeigt der exaltierte Moderationsstil der Brüder irgendwann auch bei Jan Delay Wirkung. Denn während Elif und Daniel Donskoy von Beginn an voll bei der Sache sind, steht Delay da wie ein Fußballer in der Freistoßmauer. Zwar freundlich lächelnd dabei, aber doch etwas desinteressiert. Als der Rapper aber einen Song nach dem anderen errät, scheint auch er emotional in der Show angekommen zu sein.

    Das tut dem Ganzen gut, denn nichts ist tödlicher für so eine Show, als wenn einer der Kandidaten keinen Bock darauf hat. Fast genauso tödlich ist es, wenn die Spielchen, die man sich ausgedacht hat, nicht zünden, und hier reicht die Palette von originell bis muss nicht sein. Wenn Elif und Co. etwa Musik-Begriffe im Tabu-Stil umschreiben müssen, dann gibt es dafür sicher keinen Innovationspreis.

    Wenn die vier Kandidaten aber eine gepimpte Karaoke-Version spielen, dann hat das durchaus einen Unterhaltungswert. Da singt dann Jan Delay „That’s the Way (I like It)“ abwechselnd im Stil von Barry White und Barry Gibb, und wenn Jasna Fritzi Bauer „I Swear“ mit einem von einer KI erzeugten Text singt, klingt das so: „Ich mag mein Schnitzel nur auf Eis, hasse, wenn ein Gedicht sich reimt. Diese Frisur und mein Hund haaren. Ein Beil ist so scharf wie Britney Spears, ‚Prost‘ heißt in England meistens ‚Cheers’.“

    Lesen Sie auch:

    • Flirtversuch mit Kiwi: Zuschauer empört über Zarrella-Show im „Fernsehgarten“
    • „Ich seh‘ das Gehirn, was soll ich sagen?“
    • Überraschung für Jan Delay

      Das hat Witz, und kurz darauf ist in dem durchorganisierten Format sogar noch Raum und Zeit für Improvisation. Und so bekommt Jan Delay ein kleines Funkeln in den Augen, das sogar durch seine Sonnenbrille glitzert, als Tom und Bill kurz zu „Wir waren mal Stars“ von Deutsch-Rap-Legende Torch ansetzen. „Damit haben die mich jetzt echt aus der Reserve gelockt“, zeigt sich Jan Delay gerührt, nicht geschüttelt.

      Zum Schluss gibt es dann ein obligatorisches Spiel, das bei Jimmy Fallon als „Slay It, Don’t Spray It“ bekannt ist. Dabei singt jedes Team nacheinander Songs vom Teleprompter, doch wenn der Text plötzlich eine Lücke hat, muss trotzdem mit den richtigen Zeilen weitergesungen werden. Gelingt das fehlerfrei, gibt’s Punkte und das gegnerische Team erhält eine Kurzdusche; gelingt es nicht, läuft es genau umgekehrt. Am Ende stehen Elif und Donskoy als reichlich begossene Pudel und Jan Delay und Jasna Fritzi Bauer als Sieger da.

      Was bleibt also nach der Auftaktfolge von „That’s my Jam“? Ein liebevoll gestaltetes Studio im Stil des Originals, zwei Moderatoren, die das Ganze insgesamt gut, weil im passenden Tonfall wuppen und dazwischen viel Kindergeburtstag. Und so weiß man am Ende der knapp 60 Minuten: Tom Kaulitz hatte vollkommen recht mit seinem „bunten Party-Game mit Musik, guter Laune und Gesang“. Mehr ist „That’s My Jam“ nicht, mehr will es aber auch nicht sein.

      Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel