Getrennt schlafen: Könnte eine "Sleep Divorce" die Antwort auf Ihre Beziehungsprobleme sein?

  • Im zweiten "Sex and the City"-Film schlägt Mr. Big (Chris Noth) Carrie (Sarah Jessica Parker) eine Sleep Divorce vor: Er möchte zwei Nächte pro Woche in Carries altem Apartment schlafen, während seine Frau in der gemeinsamen Wohnung bleibt. Carrie ist zunächst pikiert, auch ihre Freundinnen reagieren mit Unverständnis, als sie ihnen von dem Vorschlag erzählt. Aber letztlich tut die Option auf eine räumliche Trennung für einige Nächte dem Paar gut – und am Ende haben beide selten das Bedürfnis danach.

    Der Begriff "Sleep Divorce" heißt auf Deutsch so viel wie "Schlafscheidung". Dabei beschließen Paare, in getrennten Betten, wahrscheinlich sogar in getrennten Zimmern, zu schlafen. Es geht dabei nicht um eine tatsächliche Trennung oder Scheidung, sondern nur um die räumliche Abkapselung während der Nachtruhe.

    Sleep Divorces kommen häufiger vor, als wir glauben

    Die Praxis ist gar nicht so selten: Viele Paare, gerade wenn sie schon lange zusammen oder verheiratet sind, gehen irgendwann den Schritt des getrennten Schlafens. Öffentlich darüber sprechen tun allerdings nur wenige, denn das Thema ist immer noch ein Tabu – wer nicht in einem Bett schläft, kann sich ja gar nicht lieben. Dass das nicht stimmt, bestätigen auch Expert:innen, denn wer wegen seines:seiner Partner:in schlecht schläft, riskiert die eigene Gesundheit – und vielleicht sogar die Beziehung.

    Zum Glück löst sich das Stigma rund um das Thema getrennte Betten auf. Der Hashtag #sleepdivorce hat auf TikTok etwa mehr als 300.000 Aufrufe, viele User:innen berichten in dem sozialen Netzwerk von ihren Erfahrungen damit.

    Diese Gründe könnten für eine Schlafscheidung sprechen

    Vor allem die Schlafqualität ist ein wichtiger Punkt, aus dem Paare sich dafür entscheiden, getrennt zu schlafen. Wenn etwa ein:e Partner:in schnarcht und/oder sehr unruhig schläft und häufig aufwacht, ist das letztlich für beide belastend.

    Auch wenn die Schlafrhythmen sehr unterschiedlich sind, kann das die Erholung negativ beeinflussen. Das kann im Extremfall durch Schichtdienste ausgelöst werden, wenn eine Person beispielsweise erst mitten in der Nacht ins Bett kommt. Es reicht aber auch schon, dass eine Person eher eine Lerche ist und die andere eine Nachteule. Wer sich ständig beim Ins-Bett-Gehen und Aufstehen gegenseitig weckt, sorgt schnell für Unzufriedenheit.

    Und schlechter Schlaf beeinträchtigt nicht nur unsere Stimmung und Gesundheit – auch die Beziehung kann darunter leiden, wenn wir das Gefühl haben, dass unser:e Partner:in uns von unserer Nachtruhe abhält.

    Wie spreche ich eine Sleep Divorce am besten an?

    Wie kontrovers das Thema diskutiert wird, zeigt, wie sensibel es ist. Wenn Sie glauben, dass Sie und Ihr:e Partner:in von getrennten Betten beziehungsweise Schlafzimmern profitieren könnten, sollten Sie die Idee vorsichtig ansprechen. Sie kennen Ihr Gegenüber und können daher selbst am besten einschätzen, wie es auf einen solchen Vorschlag reagieren könnte.

    Wenn Sie Angst haben, dass ihr:e Partner:in Ihre Idee der "Sleep Divorce" falsch auffassen könnte – nämlich als Wunsch nach einer tatsächlichen Trennung –, sollten Sie sich vorher genau überlegen, wie Sie das Thema anbringen. Erklären Sie sachlich und ruhig, worum es Ihnen geht – und vor allem, worum nicht. Hören Sie sich seine:ihre Antwort an und seien Sie offen dafür, andere Lösungen zu finden, mit denen Sie beide zufrieden seid. Jede Beziehung ist einzigartig, und was für andere funktioniert, muss noch lange nicht für Sie das Beste sein.

    3 Tipps für eine funktionierende Sleep Divorce

    1. Finden Sie Ihr persönliches Modell

    Es gibt kein Patentrezept für die perfekte Sleep Divorce. Einige Paare entschließen sich, komplett getrennt zu schlafen, andere nur ein paar Tage die Woche, wieder andere wählen eine Halb-halb-Lösung. Auch ob eine:r der Partner:innen zum Schlafen ins Gästezimmer zieht oder ob er:sie sich direkt ein eigenes Schlafzimmer oder sogar eine eigene Wohnung einrichtet, bleibt natürlich jedem Paar selbst überlassen. Finden Sie heraus, was für Sie persönlich funktioniert und Ihnen als Paar und als Individuen guttut.

    2. Auf ausreichend körperliche Nähe achten

    Nur weil ein Paar sich entschließt, getrennt zu schlafen, heißt das natürlich nicht, dass es keinerlei körperliche Nähe mehr gibt. Wenn diese allerdings nicht automatisch durch das Schlafen im selben Bett gesetzt ist, sollten Paare darauf achten, dass es trotzdem noch genug Körperlichkeit in der Beziehung gibt. Das meint natürlich einmal Sex, aber auch Kuscheln und Umarmungen. Denn das Bindungshormon Oxytocin, das dabei ausgeschüttet wird, ist nicht nur für unsere Gesundheit wichtig, wir brauchen es auch für eine starke Partnerschaft.

    3. Evaluieren Sie das Thema regelmäßig neu

    Wenn Sie eine Sleep Divorce ausprobieren, kann es helfen, immer wieder eine Art Check-in zu machen und zu schauen, ob beide Partner:innen (noch) zufrieden mit der Lösung sind. Dazu gehören Fragen wie: Was hat sich seit der Schlafscheidung verändert? Möchten wir beide noch getrennt schlafen? Ist das aktuelle Modell noch passend für uns? Die Antworten auf diese Fragen können Ihnen die Richtung weisen, die für Sie beide als Paar die richtige ist.

    Verwendete Quellen: bustle.com, goop.com

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