Gesundes Selbstbewusstsein oder schon Narzissmus? Das ist der Unterschied

Viele Menschen glauben, narzisstische Personen hätten ein besonders großes – sogar zu großes – Selbstbewusstsein. Dieser Irrglaube hält sich hartnäckig. Denn ja, sowohl Narzissmus als auch ein gutes Selbstwertgefühl beinhalten eine positive Selbstwahrnehmung. Diese unterscheidet sich allerdings in beiden Fällen stark.

Denn während selbstbewusste Menschen sich selbst als wertvoll einschätzen, schlägt dieser Selbstwert bei narzisstischen Personen meist darin um, dass sie sich selbst zu wichtig nehmen und nur noch auf ihre eigenen Bedürfnisse fokussiert sind.

Selbstwertgefühl vs. Narzissmus: Darin unterscheiden sie sich

Jemand mit einem gesunden Selbstbewusstsein würde etwa dieser Äußerung zustimmen: "Ich bin wertvoll und gut", während es bei einer narzisstischen Person eher heißen würde: "Ich bin etwas Besonderes" oder "Ich bin der:die Beste hier." Diese Person stellt sich immer über andere, während ein selbstbewusster Mensch seinen persönlichen Wert unabhängig von anderen sieht.

Narzissmus heißt in der Regel, sich anderen überlegen zu fühlen. Das Selbstbild dieser Personen beruht komplett auf dem Außen – darauf, wie sie sich selbst im Vergleich mit anderen sehen und vor allem, wie diese anderen sie sehen. Das scheinbar ausgeprägte Selbstbewusstsein gerät schnell ins Wanken, sobald andere einen solchen Menschen kritisieren. Hat jemand dagegen ein gesundes Selbstbewusstsein, ist dieses Gefühl des Selbstwerts losgelöst von anderen. Der Wert als Mensch ist nicht abhängig von solchen Bewertungen durch das Umfeld.

Studie zum Unterschied zwischen selbstsicheren und narzisstischen Menschen

Diese deutliche Unterscheidung zeigte eine niederländische Studie unter der Leitung des Forschers Eddie Brummelman von der Universität von Amsterdam bereits bei Kindern. Das Team bat dafür eine Gruppe von insgesamt 71 Kindern im Alter von etwa viereinhalb Jahren, jeweils vor den eigenen Eltern, einer filmenden Person sowie einem:einer Forschenden ein Lied vorzutragen. Für die Untersuchung wurden vor, während und nach dem Auftritt diverse Vitalwerte und physiologische Reaktionen der Kinder gemessen, um so nachzuvollziehen, wie aufgeregt diese waren.

Drei Jahre später, als die Kinder siebeneinhalb Jahre alt waren, sollten sie dann psychologische Fragebögen ausfüllen, um herauszufinden, ob bei ihnen narzisstische Züge erkennbar waren und/oder wie ihr Selbstbewusstsein ausgeprägt war.

Die Studie zeigte: Die Kinder, bei denen später eine narzisstische Neigung sichtbar wurde, waren vor allem vor ihrem großen Auftritt sehr nervös, während die Kinder mit einem gesunden Selbstbewusstsein zu keinem Zeitpunkt besonders aufgeregt waren.

Ein gesundes Selbstbewusstsein ist nicht vom Außen abhängig

Die Forschenden erkannten in diesen Ergebnissen, dass narzisstische Menschen sich vor allem dann besonders unsicher fühlen, wenn sie befürchten, von anderen beurteilt und bewertet zu werden. Wer ein gesundes Selbstwertgefühl hat, hat dagegen verinnerlicht, dass er:sie auch bei einer schlechten Leistung nichts des eigenen Werts als Mensch einbüßt. Deshalb haben selbstbewusste Personen meist auch nicht so große Angst davor, zu scheitern oder sich zu blamieren.

Das heißt selbstverständlich nicht, dass ein selbstsicherer Mensch nicht auch mal von Lampenfieber geplagt werden kann. Aber er kann vermutlich mit einer drohenden schlechten Bewertung durch andere besser umgehen und damit, dass sich jemand vielleicht über ihn lustig macht. In diesem tief verankerten Selbstwert liegt der entscheidende Unterschied zwischen Narzissmus und einem gesunden Selbstbewusstsein.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, psychcentral.com

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