"Einzelfälle" ist "Floskel des Jahres" 2020

Begriff laut Projektgründern "brandgefährlich"

Ein unrühmlicher Sieg: Sprachkritiker haben erstmals den Negativpreis „Floskel des Jahres“ verliehen, um auf problematische Wörter und Begriffe aufmerksam zu machen, die 2020 besonders geprägt wurden. Auf Platz eins landete das Wort „Einzelfälle“. Die Betreiber des Projekts „Floskelwolke“ warnen im Hinblick auf die Verharmlosung von Rechtsextremismus vor seiner „brandgefährlichen“ Wirkung.

"Einzelfälle": Innerer Widerspruch

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„Schon der ‚Einzelfall‘ kann als Euphemismus betrachtet werden“, erklären die Journalisten und Betreiber des Webprojekts Floskelwolke, Udo Stiehl und Sebastian Pertsch, den beschönigenden Effekt des Begriffs. „Doch Polizei und Politik haben mit der Verharmlosung von Rechtsextremismus in den Behörden eine unrühmliche Komposition erfunden: die ‚Einzelfälle‘. Ein innerer Widerspruch, der in unserem demokratischen Rechtsstaat brandgefährlich ist.“

Für die „Floskel des Jahres“ waren laut Mitteilung 178 Vorschläge mit wenigen Doppelnennungen eingegangen, zumeist von Medienschaffenden. Die Floskelwolke-Macher fällten schließlich die letzte Entscheidung. Sie erhoffen sich, dass durch den Negativpreis im Journalismus, aber auch im generellen Gebrauch künftig „sensibler und intelligenter“ mit Sprache umgegangen werde.

Die Top 5 der Floskeln 2020

Die restlichen Plätze der „Top Fünf“-Floskeln 2020 gingen an die Worte „Corona-Gegner“, „Europäische Lösung“, „Clan-Kriminalität“ und „Fremdenfeindlichkeit“.

Seit sechs Jahren macht das sprach- und medienkritische Projekt Floskelwolke auf „Floskeln, Phrasen und weitere fragwürdige Formulierungen in deutschsprachigen Nachrichtentexten“ aufmerksam. Mitbetreiber Pertsch betonte, man verfolge die Linie, „niemanden vorzuführen und stattdessen die Worte und Phrasen in den Mittelpunkt zu stellen.“


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