Der Anstarr-Effekt: Daher kommt das ständige Gefühl, beobachtet zu werden

Bestimmte Situationen sind prädestiniert dafür, andere Menschen zu beobachten – oder selbst beobachtet zu werden: im Bus, auf der Straße, im Wartezimmer der Arztpraxis. Gehören Sie aber zu den Personen, die sehr häufig das Gefühl haben, dass andere Sie anstarren? Auch wenn Sie es nicht wirklich sehen können, spüren Sie einfach, dass jemand Sie geradewegs anguckt?

In der Psychologie nennt sich dieses Phänomen Anstarr-Effekt. Wissenschaftler:innen untersuchen es schon lange – bereits 1913 hat etwa der Psychologe John E. Coover versucht herauszufinden, ob und wie wir wirklich spüren können, dass jemand uns beobachtet. Die Studie konnte jedoch in den meisten Fällen den Zufall dafür verantwortlich machen, dass jemand korrekt bemerkt hatte, ob eine Person ihn:sie anschaut oder ob er:sie das nur glaubte.  

Die zentrale Frage beim Anstarr-Effekt lautet also: Werde ich gerade wirklich beobachtet oder spielt mir eine subjektive Fehlwahrnehmung einen Streich, sprich: Habe ich fälschlicherweise das Gefühl, angestarrt zu werden? Beide Optionen können verschiedene Gründe haben.

Anstarr-Effekt: Mögliche Ursachen für das Gefühl, beobachtet zu werden

1. Auffälliges Äußeres

Ganz simpel: Der wahrscheinlichste Grund dafür, dass Menschen Sie häufig anschauen, liegt in Ihrem Auftreten. Sie sind attraktiv und haben eine positive Ausstrahlung. Oder Sie fallen anderweitig auf, etwa weil Sie besonders klein oder groß sind, markante Gesichtszüge haben, knallige Kleidung oder bunt gefärbte Haare tragen. All diese Dinge bringen Menschen vermutlich dazu, oft in Ihre Richtung zu blicken.

2. Große Schüchternheit

Bei vielen Menschen, die subjektiv das Gefühl haben, beobachtet zu werden, liegt es daran, dass sie sehr schüchtern sind oder sogar unter einer Sozialphobie leiden. Denn in diesem Fall ist es diesen Personen vermutlich ein Graus, angeschaut zu werden. Sie fühlen sich im Hintergrund am wohlsten und haben große Angst vor Spott und Ablehnung. Und da allein die Vorstellung, im Mittelpunkt zu stehen, ihnen so stark zuwider ist, fallen sie der Fehlwahrnehmung zum Opfer, dass es tatsächlich so ist.

3. Paranoide Züge

Der gravierendste Grund für den Anstarr-Effekt könnte eine psychische Erkrankung sein, beispielsweise eine paranoide Persönlichkeitsstörung. Menschen, die darunter leiden, sind meist sehr misstrauisch und vermuten ständig, dass andere nur ihr Schlechtestes wollen. Das kann so weit gehen, dass sie permanent von dem Gefühl geplagt werden, jemand würde sie beobachten. Sollte das Sie oder jemanden in Ihrem Umfeld betreffen, ist professionelle Hilfe ratsam.

Was hilft gegen das Gefühl, angestarrt zu werden?

Im ersten Fall kann die Lösung recht simpel sein: Schauen Menschen Sie tatsächlich häufig an, weil Sie ein auffälliges Äußeres haben, lässt sich dagegen nicht viel tun – es sei denn, Ihr persönliches Styling ist der Auslöser. In diesem Fall könnten Sie natürlich Ihre Kleidung oder Ihre Frisur ändern, wenn Ihnen die Aufmerksamkeit unangenehm ist.

Für die Fälle zwei und drei kann es helfen, mit einem:einer Psycholog:in oder Ärzt:in über das Thema zu sprechen. Gemeinsam mit dem:der Expert:in können Sie schauen, ob schon Gespräche über das Thema reichen, damit Sie besser mit solchen Situationen können oder ob andere Strategien und Maßnahmen nötig sind, um Ihnen den Leidensdruck des Anstarr-Effekts zu nehmen.

Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und sollte nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Besuch bei einem:einer Ärzt:in oder einem:einer Psycholog:in nicht ersetzen, weshalb wir Ihnen dringend ans Herz legen, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn Sie das Gefühl haben, betroffen zu sein.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, gedankenwelt.de

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