"Camping mit Herz": Kalle muss Kröten schlucken

Berlin – Erst einmal muss Kalle sich erbrechen, kurz vor dem Auftritt. Und dann stehen nur eine Handvoll Zuschauer vor der Kaufhausbühne, über der ein Banner mit der Aufschrift „Camping Kalle im wilden Osten“ prangt.

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Der Schlagersänger Karl-Heinz „Kalle“ Sollheim (Christoph M. Ohrt trägt Vollbart und singt selbst) trällert dennoch lustlos seinen einzigen Hit „Unter der Sonne“, wo er doch viel lieber Countrymusik auf Englisch singen würde – bei der die Fans aber schreiend davonlaufen.

Mit dem Campen hat es der überhebliche Typ mit Hörgerät auch nicht so, das Schlafen im Freien verabscheut er. Doch in der Komödie „Camping mit Herz“ am Samstag (20.15 Uhr) im NDR Fernsehen muss der abgehalfterte Star manche Kröte schlucken.

Ein Abend mit Kalle auf dem Zeltplatz

Denn seine Managerin Tess (Isabell Gerschke) hat sich einen PR-Gag ausgedacht. Sie hat im Radio einen Abend mit Camping Kalle auf einem Campingplatz verlost. So landet er auf dem heruntergekommenen Küsten-Zeltplatz „meeresglück“ (klein geschrieben) von Desiree (Diana Amft) und ihrer Mutter Martha (Nina Franoszek). Die Damen stehen kurz vor der Pleite und hoffen auf mehr Buchungen, wenn Kalle kommt.

Doch sie haben getrickst: Eigentlich war der Auftritt des B-Prominenten auf der benachbarten Luxusanlage namens „Meeresglück“ (groß geschrieben) von Desirees Ex-Mann Werner (Peter Schneider) geplant, und länger bleiben muss er nun aufgrund einer TV-Wette auch noch.

Diana Amft („Der Bulle und das Landei“) hatte bei den Dreharbeiten zum Camping-Film im Herbst auf dem Darß an der Ostseeküste offensichtlich nicht gerade bestes Zeltwetter. Der Nachrichtenagentur dpa sagte sie vor der Erstausstrahlung des Filmes 2019 dazu: „Ups, jetzt muss ich wohl verraten, dass wir nach Drehschluss tatsächlich in einem Hotel übernachtet haben. Die sogenannten Dauercamper haben es sich auf dem Platz wirklich gemütlich gemacht, mit kleinem Zäunchen und so. Da kann ich mir schon vorstellen, dass es warm eingekuschelt ein schönes Gefühl sein muss, mit warmem Tee in der Hand die frische Seeluft zu genießen.“

Drehbuchautor und Regisseur Josh Broecker („Marie Brand“) ist eine ganz ordentliche Komödie gelungen, die von vielen lebendigen, oft witzigen Dialogen und der Spielfreude der gut aufgelegten Schauspieler lebt. Die wendungs- und temporeiche Handlung ist – gerade zum Anfang – konstruiert, die Figurenzeichnung nicht durchweg überzeugend, und das Wort „authentisch“ wird arg strapaziert.

Das (Liebes-)Geplänkel zwischen Desiree und Kalle und einige Rückblenden in Kalles Kindheit wirken fehl am Platze. Ein Hauch von Romantik mag sich dennoch einstellen, denn die Musik ist gut, die Landschaft sehr schön eingefangen – für einen lauen Sommerabend reicht’s allemal. © dpa

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