Bauer sucht GAU vs. Dr. Sindsen im Selbstzerstörungs-Modus

Ein neuer Tag im Intriganten-Stadl von Bocholt. König Mario Basler versucht mit einer spontanen Gesangseinlage schon im Vorspann, dem RTL-Fernsehgarten der Vollzeit-Relevanzverlierer einen Hauch von internationalem Erfolgsflair zu geben. Mit einer rauchigen Stimme, bei der selbst Rod Steward und Bonnie Tyler einen zeitnahen Besuch beim Pneumologen empfehlen würden, trägt er eine Discounter-Version von „FC Bayern, Forever Number One“ vor.

Eine KolumnevonMarie von den Benken

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In Anbetracht der aktuellen Leistungsprotokolle von Baslers Ex-Club FC Hollywood hinsichtlich des Timings ein eher durchschnittlich optimaler Zeitpunkt, aber zum Glück folgen umgehend Liebkosungen wie „Arschloch“, „Schleimer“ und „Wichser“, so dass sich Baslers untauglicher Versuch, nach dem „Sommerhaus der Stars“ als Schlagersänger eine Anschlussverwendung zu finden, in der Vorfreude auf weitere hochintellektuelle D-Promi-Philosophie in Nichts auflöst.

Zunächst aber geht es im Diskutantenhaus der Stars um die Nachanalyse der Nominierung am Vorabend. Ehepaar Dürr hatte alle Stimmen ihrer Mitbewohner auf sich vereinigen können. Im Prinzip eine so eindeutige demokratische Mehrheit, da wäre sogar Erich Honecker vor Neid erblasst. Dennoch bleibt der entsetzten Fanbase von Stephen und Katharina Dürr, die im Wesentlichen aus den Jungs von „Baywatch Berlin“ und einigen Partywracks besteht, die die guten, alten Michael-Ammer-Jahre zwischen 2000 und 2002 überlebt haben, ein unverhoffter Notausgang: RTL schickt Stefarina (halb Stephen, halb Katharina) in eine Exit-Challenge gegen das zweitplatzierte Paar. Das sind Kader Loth nebst Lebenspartner Ismet, deren einzige Stimme von Familie Dürr selbst kam. Ein Hoch auf den dramaturgisch exzellent aufgebauten Abstimmungsmodus.

"Sommerhaus der Stars" 2022: Wer ist dabei? Welche Paare sind raus?

Dr. Sindsen, der Arzt den Frauen verhauen

Bevor die zitternden Kader-Loth-Fans erfahren, ob ihre Gebete erhört werden und die Exit-Challenge aus der Frage „wie ist die Augenfarbe deiner Partnerin“ besteht (Stephen Dürr wäre dann chancenlos), backt Harmoniebotschafter Dr. Sindsen zunächst noch eine Familienpackung Sendezeit-Gulasch auf. Zunächst versucht er, mit ungelenken Trockenübungen auf seiner ohnehin zumeist latent Sindsen-allergischen Katha einen öffentlichen Prime-Time-Beischlaf zu provozieren: „Komm, Baby, wir schreiben jetzt TV-Geschichte.“ Dieser Versuch, seine Freundin zu einem spontanen Schäferstündchen im Vorgarten zu bewegen, missglückt überraschenderweise. Für mich unverständlich, denn Dr. Sindsens ungelenke Hüftbewegungen auf einer schrottreifen Campingliege sind mindestens so erotisch wie die Orthographie von Twitter-Nutzern, die Sahra Wagenknecht für die beste Politikerin unseres Landes halten.

Nachdem er also seine Freundin am vierten Tag in Folge davon überzeugt hat, dass er der stilloseste aber dafür gleichsam skrupelloseste Airtime-Toyboy der TV-Geschichte ist, geht Fettnäpfchen-Trüffelschwein Eric Sindermann den Rest des Tages zur Abwechslung mal Nebelmaschine Mario Basler auf die Nerven. Seine Theorie, Basler würde im Sommerhaus die alte Siegermentalität der Bayern vermissen lassen und ständig Spiele abbrechen, kommt beim Kippen-Maradona nur bedingt gut an. Nach einer kurzen Diskurs-Divergenz zwischen den beiden Streithähnen kommt es in der Vorgartenarena zum Showdown. Deutschlands beliebtester Modedesigner mit Burger-King-Krone wirft Nikotin-Ninja Basler vor, er würde „alle manipulieren“. Glimmstängel-Grandseigneur Basler zeigt sich Dr. Sindsen gegenüber jedoch unnachgiebiger als das britische Justizsystem gegenüber Boris Becker: „Du zeigst deinen Schwanz und am liebsten würdest du hier vögeln.“ Berauscht von seiner eigenen Retourkutschen-Genialität beginnt Basler anschließend, wie ein angeschlagener Boxer vor Dr. Sindsen auf und ab zu tänzeln. Kurz befürchte ich, Supermario hätte einen Schlaganfall, es soll aber wohl nur eine zweitklassige Muhammad-Ali-Hommage sein.

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Dumm und Dümmer

Die an der Diskussion bis zu diesem epischen Moment der argumentativen Königsklasse absolut unbeteiligte Doris (On-Off-Freundin von Dampflolli-Dompteur Basler) schaltet sich daraufhin aus dem Inneren des Hauses ein und schmettert Dr. Sindsen durch das Küchenfenster ein „Du bist ein Arschloch“ entgegen, gefolgt von „Für mich bist du tot, du Wichser!“ Dagegen mutet das Beleidigungs-Finale von Tabakwurst-Schlachtross Mario Basler („Du bist verlogen, du hast noch nie Eier gehabt“) beinahe zärtlich an. Als Entschädigung für eine knappe halbe Stunde verbale Not gegen Elend gewinnen Katharina und Stephen anschließend souverän die Exit-Challenge und sichern sich trotz knapp 342 Gegenstimmen den Verbleib im Sommerhaus der Trashikonen. Ab sofort also nichts mehr im Loth im Kader.

Die Euphorie darüber, dass die Stefarina-Metaebene der Staffel erhalten bleibt, geht im direkt folgenden toxischen „Bauer sucht GAU“-Schmierentheater komplett unter. Vorzeigelandwirt Patrick gleitet beim drittbesten Fußballer im Haus nach Basler und Cosimo Citiolo (Sascha Mölders) ins Abläster-Nirvana und gesteht, dass er eigentlich nicht möchte, dass seine Freundin Antonia zu ihm zieht: „Ich bin noch nicht bereit, 24 Stunden den Kasper zu spielen.“ Von jemandem, der sich seit zwei Wochen im „Sommerhaus der Stars“ den jogginghosenbetuchten Hintern platt sitzt, eine recht mutige Aussage.

King Patrick der I.

Da RTL sich das Sommerhaus ohne Menschen, die niemand kennt, nicht vorstellen kann, schickt der Kölner Rehabilitations-Sender das „Bachelor in Paradise“-Pärchen Marco Cerullo und Christina Grass als Kader-Ersatz. Beide starten direkt ins traditionsreiche Einpark-Spiel, bei dem der blinde Mann sich von der hysterischen Frau in einem schrottreifen Kleinlaster durch einen Heu-Parcours dirigieren lässt. Bauer Patrick gewinnt nicht und gibt anschließend den Game-Märtyrer: „Ich kann nicht immer für Fünf kämpfen. Antonia muss mal drei Synapsen zusammenschalten. Wir gewinnen immer nur wegen mir.“ Sogar Empathie-Guru Basler rät ihm, einen Gang runter zu schalten. Und auch Straßenfußballer Mölders ist empört: „Das macht man nicht, man gewinnt als Team, man verliert als Team.“ Selbst als Antonia heult und mit einem „Ja ich weiß, Du bist perfekt, ich bin es halt nicht“ frustriert Patricks selbsterhobenen Heldenstatus bestätigt, tendiert der Superstar der Selbstüberschätzung nicht zur Einsicht.

Letztendlich gewinnen die Neulinge Christina und Marco das Einpark-Fiasko, während der zweitplatzierte Eric Sindermann den Abend mit einem erneuten Angriff auf Mario Basler krönen möchte. Die dringlich vorgetragene Bitte seiner Katha, ihr wenigstens einen Abend ohne Drama zu schenken, wertet die offiziell als Rapper fungierende tickende Zeitbombe Sindsen als Affront: „Das kommt doch alles von dir, die ganzen Pläne, du machst mich kaputt!“ Was genau damit gemeint ist, können auch langjährige Sindsen-Fans, die mit seiner oftmals etwas eigentümlichen Denkweise vertraut sind, nicht entschlüsseln. Will er gehen? Will er behaupten, Katha hätte ihn gezwungen, die Konfrontation mit Mario Basler zu suchen? Sinn oder nachvollziehbare Kausalitätsketten sucht man im Verhalten von Dr. Sindsen vergeblicher als das Bernsteinzimmer.

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Der Dr.-Sindsen-Showdown der Selbstzerstörung

Der offenbar an ausgeprägten Image-Wahrnehmungsstörungen leidende Modedesigner-Rapper beschwört den Rest des Abends mit flehentlich gen Himmel gereckten Armen das Trash-TV-Schicksal und die Sommerhaus-Götter, womit er diese exorbitante Ungerechtigkeit verdient hätte, gegen die sogar das Schicksal der Sommerhaus-Legende Elena Miras wie ein Bad im Wohlfühl-Geldspeicher wirkt: „Ich habe mich die letzten fünf Jahre so hoch gearbeitet, ich war so ein guter Mensch und diese Frau hat mein Leben verkackt, sie vernichtet mich!“

Cosimo, Ivonne und Sascha versuchen minutenlang, den vollkommen in Selbstmitleid zerfließenden Burgtheater-Darsteller Dr. Sindsen daran zu hindern, vor laufender Kamera seine Karriere vollständig zu begraben, das vermeintliche Schlusswort spricht dann allerdings der aus der Raucherecke herbeigeeilte Mario Basler. Schneller als im Schlafzimmer zum Infight gegen Dr. Sindsen war Basler selbst zu besten Zeiten auf dem Spielfeld nicht. Er scharfrichtert: „Eric, du bist unterste Schublade, du zerstörst hier eine Frau. Du bist würdelos und unzurechnungsfähig.“ Dann folgt noch eine etwas schwer einzuordnende Analogie, in der es irgendwie darum geht, dass Basler „hier an meinem Bein runterscheißen kann“ und aber Dr. Sindsen „da gar nicht hinkommt“. So oder so: Läuft bei Fäkal-Fußballer Mario. In Folge sechs stehen also mindestens zwei Sommerhaus-Beziehungen auf der berühmten Messers Schneide. Können sich Patrick und Antonia sowie Dr. Sindsen und Katha noch mal fangen? Und hat irgendwer Mario Baslers Kackhaufen-Kauderwelsch begriffen? Antworten darauf gibt es genau hier – schon am Donnerstag. Bis dann!

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