Amira Pocher im Interview: "Beckbodentraining ist essenziell wichtig für alle Frauen"

Amira Pocher ist Moderatorin, Podcasterin und Mama von zwei kleinen Jungs. Ihre Söhne hat sie kurz hintereinander bekommen – dies hat ihren Körper und ihren Beckenboden besonders beansprucht. Während einer Schwangerschaft drückt nämlich nicht nur die Gebärmutter auf die Blase und den Beckenboden, sondern das Becken dehnt sich auch bei der Geburt durch den Kopf des Kindes besonders aus. Um sich zu regenerieren und ihren Körper zu kräftigen, hat die Moderatorin deshalb mit Beckenbodentraining angefangen. Ohne die Stärkung des Beckens kommt es häufig zu Inkontinenz und auch die Muskeln und das Gewebe können schneller verletzt werden. Amira Pocher berichtet von ihren Erfahrungen und erklärt, wie wir unser Becken richtig trainieren. 

Amira Pocher: "Ich habe einfach wahnsinnigen Respekt vor meinem Körper!"

ELTERN: Was hat dir nach der Schwangerschaft besonders gutgetan?

Amira Pocher:  Ich habe mich wirklich geschont und das Wochenbett genossen, denn ich wusste, wie wichtig es ist, nach der Geburt erst einmal langsam zu machen und sich an die neue Situation zu gewöhnen. Auch meinem Körper habe ich die nötige Regenerationszeit gegeben. Das hat mir sehr gutgetan. Man muss nicht gleich wieder funktionieren.

Worauf hast du nach der Entbindung geachtet?

Ich habe darauf geachtet, dass ich mich nicht überanstrenge. Auch beim Heben und Tragen von schweren Dingen habe ich mir Hilfe geholt, denn ich wusste, dass eine zu frühe Belastung meinem Körper schaden könnte.

Was war das Anstrengendste am Wochenbett?

Im Wochenbett war der Schlafmangel sehr aufreibend. Die erste Woche hat man eine Art "Adrenalinschub" – man ist voller Kraft und Euphorie. Nach der ersten Woche nimmt dieser jedoch ab. Das ist schon eine ganz schöne Arbeit, sich daran zu gewöhnen.

Gab es dabei bestimmte Herausforderungen?

Zu Beginn war ich angespannt und wollte alles richtig machen. Ich bin in der Nacht mehrfach aufgewacht, obwohl mein Kind tief und fest am Schlafen war, nur um sicherzugehen, dass es noch atmet. Die größten Herausforderungen waren demnach das Lösen der "Angst" und das "entspannter werden" – eben diese innerliche Unruhe und Nervosität etwas "falsch" zu machen. 

Hast du dir für die erste Zeit danach Unterstützung geholt?

In der ersten Zeit nach der Geburt war meine liebe Mama bei mir und hat mich unterstützt, wo es nur ging! Sie hat mir den Rücken freigehalten. Dadurch konnte ich mehr und mehr in der Mutterrolle aufgehen und mich voll und ganz auf mein Kind konzentrieren. Sie war mir eine unglaublich große Hilfe! Dafür bin ich ihr bis heute dankbar. Auch meine Hebamme war zu Beginn fast täglich bei mir und danach wöchentlich. Sogar meine Kinderärztin war für mich da und kam auch mal zu mir nach Hause – ich hatte wirklich ein ganz tolles und hilfsbereites "Team" um mich herum. 

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Was empfiehlst du frischgebackenen Müttern für ihre Gesundheit?

Achtet auf euren Körper und genießt das Wochenbett. Holt euch Hilfe, wo immer ihr sie braucht, und vernachlässigt nicht die Rückbildung. Auch danach hilft ein gutes Training, wieder ganz in den Sport zurückzukehren, aber alles mit Maß und, wenn es geht, mit professioneller Begleitung.

Welche neuen Erkenntnisse hast du nach der Schwangerschaft für dich gewonnen, die dir vorher nicht bewusst waren?

Nach der Schwangerschaft habe ich definitiv mehr Respekt vor meinem – und allgemein – vor dem weiblichen Körper! Es ist ein Phänomen, was der Körper alles leisten kann, erträgt und wozu er in der Lage ist. Selbst nach einer sehr anstrengenden Geburt hat man – sofort danach – immer noch die Kraft, sich um den Säugling zu kümmern. Ich habe einfach wahnsinnigen Respekt vor meinem Körper!

Beckenbodentraining erfährt viel zu wenig Beachtung und viele vernachlässigen es. Wie wichtig ist das Training für Frauen?  

Beckenbodentraining ist essenziell wichtig für ALLE Frauen, egal welchen Alters und besonders wichtig nach einer Schwangerschaft. Man kann es auch vor der Schwangerschaft tun und sollte es auf jeden Fall um die Menopause herum machen. Wir Frauen sind durch Besonderheiten in der Anatomie des Beckenbodens für Blasenschwäche gefährdet, und ein Drittel aller Frauen werden im Laufe ihres Lebens inkontinent. Dies lässt sich durch ein gutes Präventionsprogramm fast immer vermeiden! Eine Besonderheit, die viele nicht kennen, ist, dass ein starker Beckenboden auch das sexuelle Empfinden verbessert. Es gibt viele gute Gründe, ein Beckenbodentraining zu machen.

Was ist beim Beckenbodentraining zu beachten?

Wichtig ist es, dass es von professionellen Therapeuten durchgeführt wird, denn es ist mehr als ein Muskeltraining. Das Wissen von erfahrenen Therapeuten bringt einen erst zum Ziel. Es gibt noch so viele andere Dinge, die beachtet werden müssen, um den Beckenboden wieder fit zu bekommen und zu halten. 

Du hast die "PelvicFlow" mit einem Start-up entwickelt. Wie nutzt du die App?

Ich habe nach der Rückbildung mit der App begonnen und habe dezidiert meinen Beckenboden gestärkt. Ich kann jetzt ganz normal wieder Sport machen. Das Wissen, das ich aus der App mitgenommen habe, fließt in meinen Alltag ein. Das ist sehr wichtig, um auch langfristig einen gesunden Beckenboden zu behalten. Ich weiß jetzt ganz genau, was gut und was schlecht für mich ist.

Welche Übungen helfen dir am meisten?

Am liebsten mache ich die Übungen, die im Stehen ausgeführt werden. Die kann man einfach so mal machen, ohne die Matte auszurollen. Aber auch die Atmung spielt eine große Rolle. Mit der besonderen Atemtechnik kann ich auch ganz nebenbei ein bisschen trainieren. Das ist mittlerweile zu einem Ritual geworden, mit dem ich auch gut entspannen kann.

Was gibt es bei den Übungen zu beachten?

Wichtig ist, dass wir die Bewegung und Kräftigung mit der Atmung unterstützen. Ansonsten braucht man nur Hilfsmittel, die jeder zu Hause hat. Und eine Matte.

Wie viel Training braucht es, um den Beckenboden nachhaltig zu unterstützen?

Unsere App ist als ganzheitliches Training konzipiert und geht deshalb über acht Wochen. 30 Minuten Training einmal in der Woche und eine spezielle Übung, die man jeden Tag wiederholt. Danach hat man alles, was man braucht, und kann die Übungen, Tipps und Tricks mit in den Alltag nehmen. Und alles wird von der Krankenkasse finanziert, das finde ich genial.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf eltern.de.

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