Fashion ohne Geschlechtergrenzen

Mit Humor und Scharfsinn stellen Hadnet Tesfai und Tarik in ihrem Podcast "Tratsch und Tacheles" gerne gesellschaftliche Klischees auf den Kopf. Doch nicht nur an den Mikrofonen, sondern auch vor der Kamera setzten sie Zeichen – wie bei ihrem Auftritt in der ProSieben-Show "Late Night Berlin" mit Klaas Heufer-Umlauf. Während Tarik mit seiner silbernen Robe für einen echten Wow-Moment sorgte, legte Hadnet ein Knaller-Auftritt im Hosenanzug hin. Wer nun glaubt, dass die beiden sich aus Versehen an der Garderobe des jeweilig anderen bedient haben, hat weit gefehlt. Ein Zufall ist die Wahl ihrer Looks ganz gewiss nicht. Im Gegenteil: Mit ihren Outfits setzen sie eine klare Message und werfen typische Rollenklischees weit über Board.

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GALA: Tarik, mit Ihrem Auftritt im Kleid lösen Sie sich von typischen Geschlechterklischees. Das Ganze nennt sich "Genderless Fashion". Doch was genau bedeutet das für Sie?
Tarik: Für mich bedeutet "Genderless Fashion" einfach, dass alle Menschen egal ob Mann, Frau, cis-geschlechtlich oder non-binär das tragen dürfen, worauf sie Bock haben. Und dass andere Leute das genauso akzeptieren.

Wie sind die Reaktionen, wenn die Menschen euch mit Kleid und Hosenanzug im Fernseher sehen?
Hadnet Tesfai: Die Reaktionen waren in erster Linie sehr positiv. Was natürlich großartig ist, aber auch gleichzeitig eine Schwachstelle in der Gesellschaft aufzeigt. Wir bekamen viele Nachrichten, wie toll und mutig es von Tarik sei, ein Kleid zu tragen. Was schade ist! Denn da merkt man, dass das in der Gesellschaft noch keine Normalität ist.

Tarik: Genau! Eigentlich sollte es keinen Mut brauchen, die Dinge zu tragen, auf die man Lust hat. Man darf auch nicht vergessen, dass ich den Look in einem inszenierten Rahmen einer Fernsehshow getragen habe. Menschen, die so täglich auf die Straße gehen, weil sie zum Beispiel trans oder non-binär sind, bekommen dafür nicht den Applaus, den ich vor der Kamera bekomme. Auf der Straße gucken die Menschen einen komisch an. 

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Was muss sich gesellschaftlich tun, dass jeder das tragen darf, was er will, ohne schräg angeschaut zu werden?
Hadnet Tesfai: Ich glaube, das Ganze fängt schon bei der Erziehung an. Das Konzept von Binarität ist in der Kinderwelt noch sehr verbreitet. Aber da geht es doch schon los! Bei uns daheim gibt es keine Jungssachen und keine Mädchensachen. Es gibt nur Lieblingssachen! Kürzlich habe ich bei einem Dreh eine Handvoll Schleifen bekommen. Die Hälfte gab ich meinem Sohn, die andere Hälfte meiner Tochter. Wenn mein Sohn Schleifen im Haar tragen möchte, darf er das auch. Ich möchte, dass meine Kinder die Freiheit haben, sich selbst auszudrücken, wie sie möchten.

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Bei vielen kommt dann oft der Gedanke auf: "Aber was sollen die anderen denken". Wie kann man davon wegkommen?
Tarik: Es wäre schon viel getan, wenn man sich erst selbst an die eigene Nase fasst. Wie reagiere ich auf Menschen, denen ich begegne, deren Kleidung ich nicht richtig einordnen kann? Diskriminierend? Wenn man an sich selbst arbeitet und anderen gegenüber offen und wertschätzend ist, ist das der erste Schritt. Und wenn alle diesen Schritt gehen, bräuchten wir uns keine Gedanken mehr machen, was wohl die anderen über uns denken.

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