Berlin – Robert Seethaler (56) kehrt in seinem neuen Roman „Das Café ohne Namen“ zurück in seine Geburtsstadt Wien. „Es ist ein Wienroman, aber es ist vor allem ein Stadtroman“, sagte der österreichische Schriftsteller („Der Trafikant“, „Ein ganzes Leben“) der Deutschen Presse-Agentur.
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„Im Grunde genommen ist das, was ich be- oder erschreibe, überall möglich. Er hätte auch in Berlin spielen können oder in London. Es geht um das pure Erleben sogenannter einfacher Menschen.“ Zu denen gehört sein Protagonist Robert Simon, der zu Beginn des Romans 1966 am Karmelitermarkt ein Café eröffnet.
„Aus dem Karmeliterviertel kommen meine Eltern und auch schon die Großeltern. Die Gegend ist jetzt gentrifiziert“, so der in Wien und Berlin lebende Autor. „Damals war das wirklich heruntergekommen, ein Armenviertel. Ich komme daher, das ist das, was mich interessiert und mir nahegeht.“
Im Simons Café treffen sich Schichtarbeiter, Obstbauern und Arbeiterinnen aus der Garnfabrik. „Es sind randständige Menschen, Menschen, die an Grenzen langgehen und die diese Grenzen erweitern und gegebenenfalls überschreiten“, sagte Seethaler. „Im Endeffekt ist es mir egal, was für Hosen die Menschen anhaben, wie viel Geld sie auf dem Konto haben. Es geht darum: Was fühlen sie, wie gehen sie mit Verlust um, mit Verzweiflung, mit kleinen Siegen und großen Niederlagen?“
Der Roman ist aber keine Milieustudie über das Wien der 60er Jahre: „Schreiben bedeutet für mich nicht, einer Wirklichkeit hinterher zu schreiben, sondern eine neue Wirklichkeit zu erschaffen“, sagte Seethaler. „Ich stelle mir etwas vor: Wie wäre es, im Jahre 1966 in einem armen, aber überaus lebendigen Marktviertel zu leben und zu arbeiten?“ © dpa
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