Eine KritikvonDoreen Hinrichs Die ersten beiden Folgen der neuen Stars-Wars-Serie „Obi-Wan Kenobi“ waren von Fans und Kritikern gleichermaßen geradezu euphorisch aufgenommen worden. Die Begeisterung schlug sich auch in den Zahlen nieder: Ewan McGregor & Co. war der erfolgreichste Serien-Start aller Zeiten auf Disneys an Highlights nun wahrlich nicht armem Streamingdienst gelungen. Auch der offizielle Star-Wars-Twitterkanal bedankte sich dementsprechend bei „den besten Fans der Galaxie“.
Und es war in der Tat einiges geboten: Allem voran war da natürlich das Wiedersehen mit dem berühmten Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi selbst – aber auch die zehnjährige Prinzessin Leia (Vivien Lyra Blair) und andere neue Figuren, vor allem Moses Ingram als Dritte Schwester, begeisterten. Erstes großes Highlight war der Cliffhänger der Folge II: Obi-Wan erfährt, dass sein ehemaliger Schüler Anakin Skywalker mitnichten auf Mustafar ums Leben kam, sondern lebt und nach ihm sucht.
Achtung, Spoiler! Sollten Sie die Folgen III bis VI nicht gesehen haben, lesen Sie nicht weiter In Folge III kam es dann auch schon zum ersten feurigen Duell zwischen dem Meister und seinem ehemaligen Schüler auf dem Minenplaneten Mapuzo. Dorthin waren Obi-Wan und Leia mit Hilfe von Haja (Kumail Nanjiani). Diese neue Figur konnte leider, wie sich nun nach dem Finale gezeigt hat, nicht im Ansatz halten, was wir uns von ihr versprochen hatten. Weder hatte Haja erwähnenswerte Screenzeit, noch war er wichtig für die Handlung.
Nicht alle neue Figuren in „Obi-Wan Kenobi“ können überzeugen
Szene aus der ersten Folge der Star-Wars-Serie "Obi-Wan Kenobi" Wenig besser stand es im Verlauf der Serie für Indira Varmas Figur Tala. Mit ihr erhielt die Rebellion zwar ein Gesicht, von dem auch Obi-Wan recht angetan schien, doch war ihr heldenhaftes Ableben zu voraussehbar und in der Kürze der Zeit hatte man kaum die Chance, eine Verbindung zu ihr aufzubauen.
Für das wohlige Krieg-der-Sterne-Gefühl sorgen ohnehin eher Figuren wie Freck, eine Mischung aus Nacktmulch und Maulwurfsgrille und im Original von „Scrubs“-Star Zach Braff gesprochen – abgefahrene Typen aus allen Enden der Galaxie und linkisch agierende und schlecht zielende Sturmtruppler sind der Mix, den es nur in diesem Universum gibt. Und ja: dazu gehören auch die billig wirkenden Kulissen und Knöpfe, die im ultrageheimen Lagerraum die Tür zum megageheimen Fluchttunnel öffnen – und knallrot leuchten. Nur wer mit dem Hydroschraubenschlüssel aufgewachsen ist, wundert sich nicht.
Doch zurück zum Kampf zwischen Darth Vader und seinem früheren Lehrmeister. Für letzteren geht das Gefecht inmitten von Flammen fatal aus. Mit schlimmsten Verbrennungen muss sich Obi-Wan in ein lebensrettendes Tauchbad begeben. Sowohl der Fight als auch die lebensrettende Maßnahme erinnern an Anakins Schicksal auf Mustafar. Das müssen wir hier wohl nicht extra betonen.
In Folge IV kann Obi-Wan Leia aus den Händen der Inquisition befreien, nicht ohne dass die Dritte Schwester einen Peilsender am Fluchtschiff befestigen kann. Überhaupt ist es vor allem Reva, die noch Überraschendes in petto hat. Dass hinter ihrem Hass auf Obi-Wan und ihrer Ergebenheit gegenüber Darth Vader mehr steckt als der Wunsch nach einer Karriere in der Firma Vader & Co., hat wohl jeder längst vermutet.
Obi-Wan zeigt sich entschlossen: „Es endet heute“ Revas wahres Motiv findet Obi-Wan in Folge V heraus: Sie gehörte zu den Jedi-Jünglingen, die Anakin einst während der Order 66 so eiskalt abschlachtete – nur, dass sie entkommen konnte. Klar. Die Chance auf einen direkten Angriff auf Darth Vader lässt sie sich nicht entgehen, der jedoch hat sie längst durchschaut und verletzt sie schwer mit seinem Schwert.
Womit wir beim großen Finale von „Obi-Wan Kenobi“ und Folge VI wären. Wie die Serie enden wird, ist nicht wirklich ein Geheimnis – wie nun alle Fäden zusammengeführt werden, dagegen sehr spannend. Und vor allem muss die Frage geklärt werden. Was verhindert die endgültige Entscheidung zwischen Darth Vader und Obi-Wan?
Die Weichen für den Endkampf scheinen gestellt: Obi-Wan entscheidet sich dagegen, Leia persönlich nach Alderaan zu ihren Zieheltern zurückzubringen. Stattdessen macht er sich auf, um sich seinem ehemaligen Schüler zu stellen: „Ganz gleich, ob er stirbt oder ich – es endet heute.“ Zumindest ist der Jedi in diesem Moment noch davon überzeugt.
Auch auf der Dunklen Seite bereitet man sich vor. „Er ist nicht nur irgendein Jedi“, weist Darth Vader den Einwand des Großinquisitors zurück, dass es vielleicht schlauer wäre, jetzt nicht einem einzigen Mann hinterherzujagen – sondern die Chance zu nutzen, die Anfänge der Rebellion mit einem Schlag im Keim zu ersticken. Aber Durchatmen und cool bleiben gehörte nie zu Anakins Stärken. Als Sith Lord hat sich das nicht geändert.
Wie viel Anakin Skywalker steckt noch in Darth Vader? Der letzte Kampf der zwei ehemaligen Freunde ist dann dementsprechend gewaltig. Vader lässt sich von Hass und Rache treiben, Qbi-Wan strebt nach Güte und Vergebung. Gut und Böse. Jedi und Sith. Lehrer und Schüler. Blau und Rot. Das ist die Quintessenz dieses wunderbaren Weltraummärchens. Die Lichtschwerter brummen, Felsbrocken werden mithilfe der Macht einander um die Ohren gehauen.
Und es zeigt sich, dass es Obi-Wan nie in erster Linie um den Kampf mit dem Sith-Lord ging – er kann und will einfach seinen alten Schüler Anakin nicht aufgeben. Dass er diese Hoffnung (zunächst) jedoch fahren lassen muss, macht im Vader selbst klar: Von Anakin sei in ihm nichts mehr übrig. Obi-Wan fühlt sich schuldig, doch Vader erteilt ihm eine grausige Absolution: „Ich habe Anakin Skywalker getötet.“
Fantastisch, wie dabei wegen seiner halb zerstörten Maske seine Stimme zwischen Skywalker und Darth Vader wechselt. Kenobi tötet Vader nicht, sondern dreht sich um und geht. Das „Obi-Waaaaan!“, das Vader halb krächzt, halb brüllt, sorgt für absolute Gänsehaut.
Ein Auftritt macht Hoffnung auf eine weitere Staffel Später dann auf Alderaan verabschiedet sich Obi-Wan von den Organas und der kleinen Leia – und wir können einmal mehr einen Blick auf die coole Prinzessin und mutige Generalin erhaschen, die sie einst werden wird. Auf Tatooine setzt Reva ihre mörderischen Pläne natürlich nicht um. Sie legt das Schwert – auch bildlich gesprochen – nieder. Theoretisch wäre dies ein guter Ausgangspunkt für ein weiteres Spin-off. Moses Ingram jedenfalls bleibt bis zum Schluss stark, ihrer Figur haben jedoch die mittleren Folgen und diverse Löcher im Plot nicht gutgetan.
Ganz am Ende gibt es noch einmal einen schönen Moment für die Fans und vor allem natürlich Obi-Wan: Sein alter Meister Qui-Gon Jinn – über einen Auftritt Liam Neesons war zahlreich spekuliert worden – erscheint und bescheinigt ihm nun erst bereit zu sein, ihn auch sehen zu können. Mit den Worten „Komm, vor uns liegt ein langer Weg!“, geht er Obi-Wan Kenobi voran – wenn das nicht eine Einladung für eine weitere Staffel ist …
"Obi-Wan Kenobi": Moses Ingram rassistisch beleidigt – jetzt spricht Ewan McGregor Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel