Patrizia und BiancaLuger unterstützen mit einer Selbsthilfegruppe auch andere Sterneneltern.
Bianca (41) und Patrizia Luger (33) aus Stallehr sind Schwägerinnen. Doch die beiden Frauen sind nicht nur durch ihre Ehemänner miteinander verbunden. Sie tragen auch ein Schicksal gemeinsam, nämlich jenes einer Sternenmami. Die Trauer um ihre Kinder hat sie zwar gebeugt, aber nicht gebrochen. „Wir haben alle Hilfe in Anspruch genommen, die wir bekommen konnten“, berichtet Patrizia. Jetzt wollen sie auch andere Sterneneltern unterstützen. Im Herbst 2020 gründeten Bianca und Patrizia die Selbsthilfegruppe „Sternenmami-Kaffee“
Bedarf vorhanden
Die Pandemie ließ nurein Treffen zu, auch danach sorgen Einschränkungen immer wieder fürUnterbrechungen. Patrizia Luger hat außerdem festgestellt, dass es noch einegroße Hemmschwelle gibt, über dieses Thema zu sprechen: „Es ist immer noch einTabu.“ Gleichzeitig hat sie den Bedarf gespürt, den es trotz allem gibt.Deshalb möchten die Sternenmamis ermutigen: „Bei unseren Treffen haben alleEmotionen einen Platz, die die Trauer mit sich bringt. Es ist uns ein großesAnliegen, dass Sterneneltern aus diesen Nachmittagen Kraft schöpfen und und einpositives Gefühl mit nach Hause tragen.“
Sophie, das Baby vonBianca Luger, wurde im Oktober 2011 in der 41. Schwangerschaftswoche stillgeboren. Das bedeutet, dass das kleine Mädchen bei der Geburt verstorben ist.Knapp zehn Jahre später schlug das Schicksal erneutzu. Im Februar 2020 kam Ferdinand, der Sohn von Patrizia Luger, in der 40.Schwangerschaftswoche zur Welt und verstarb überraschend am nächsten Tag. „Ichwar in einem schwer zu beschreibenden Ausnahmezustand“, erinnert sich Patrizia.In ihrer Schwägerin Bianca fand sie jemanden, mit dem sie ihr Leid uneingeschränkt teilen konnte. „DieGespräche mit ihr haben mir gezeigt, dass es ganz normal war, was ich in dieserSituation mitmachte.“ Familie und Freunde können am meisten Unterstützungbieten, „wenn sie mit den Eltern über das verstorbene Kind sprechen oder gemeinsam schweigen“, wissen Bianca undPatrizia. Nichts schmerze Eltern mehr, als wenn das Kind, das so sehr vermisstwird, einfach aus Gesprächen ausgeblendet werde.
Das Trauern selbstbeginnt laut den Erfahrungen von Patrizia Luger bereits im Krankenhaus, und:„Neben der entsprechenden Einfühlsamkeit des Fachpersonals ist auch Klarheitunendlich wichtig.“ Eltern müssten insbesondere auf den Ablauf der Geburt unddie Zeit danach vorbereitet werden. Ebenso sei es wichtig, den Eltern zu sagen,dass es zu diesem Zeitpunkt mitunter die einzige Möglichkeit ist, Erinnerungenin Form von Fotos zu schaffen. Patrizia Luger: „Dem Fachpersonalsollte auch bewusst sein, dass alles, was mit unseren Kindern in Berührunggekommen ist, wie Deckchen, Hand- und Fußabdruck, Namensband usw. einenunschätzbaren Wert hat, da es das Einzige ist, das uns bleibt.“
Neue Blickrichtungen
Die Eltern derSternenkinder haben den Plan von Familie dennoch nicht aufgegeben. DasTöchterchen von Patrizia und ihrem Mann ist acht Monate alt. Bianca und ihrEhemann sind Eltern eines fünfjährigen Buben. Ihre Sternenkinder werden sieaber nie vergessen. Sie haben immer einen Platz in ihrem Leben. Wie und dass esgeht, wollen Patrizia und Bianca auch anderen Sterneneltern mit dem Sternenmami-Kaffee zeigen. Es bieteteine Möglichkeit, sich in privater Atmosphäre auszutauschen.„Trauerverarbeitung ist individuell, dennoch kann der persönliche Austauschhilfreich sein und die Einsamkeit mildern“, sagt Patrizia Luger und ergänzt:„Bei unseren Gesprächen können sich sowohl Gemeinsamkeiten untereinanderergeben als auch neue Blickrichtungen und Perspektiven eröffnen.“ DieInitiative ist mittlerweile auch bei der Selbsthilfe Vorarlberg gelistet.
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