"Meine Stimmung ist immer düster"

Ohne Frage gehört Kontra K (33) zu den erfolgreichsten deutschen Rappern – und auch zu den produktivsten. Neun Alben in zehn Jahren konnte der Berliner 2020 vorweisen, die letzten fünf schafften es an die Spitze der Charts. Auch 2021 gibt es neue Musik von Kontra K: "Aus dem Licht in den Schatten zurück", das am 21. Mai erscheint, heißt sein zehntes Werk. Viele der Songs drehen sich um die Höhen und Tiefen im Leben des 33-Jährigen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht Kontra K über seine Beziehung zum Tod, warum das Album auf seiner Beerdigung gespielt werden sollte und weshalb er seinen Humor nie verliert.

Ihr Album trägt den Titel „Aus dem Licht in den Schatten zurück“. 2015 hieß Ihr Album „Aus dem Schatten ins Licht“. Das klingt ein wenig unheilvoll?

Kontra K: Es kommt drauf an, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Ist der Schatten das Gute oder das Schlechte? Wenn man sich die Welt heute anschaut und die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen, dann ist der Schatten fast schon wieder schön und gemütlich. Man ist mit sich allein im Reinen und nicht im Rampenlicht und Dauerbeschuss. Man kann es natürlich auch anders sehen: Um etwas Böses zu bekämpfen, muss man selbst etwas rauer werden.

Auf dem neuen Album drehen sich viele Songs um Ihr eigenes Leben. War das eine große Überwindung für Sie?

Kontra K: Ich schreibe die Songs nicht einfach mal so. Ich habe sie schon 20 Jahre mit mir herumgetragen. Wenn es ein Album gibt, das auf meiner Beerdigung gespielt werden sollte, dann ist es das. Es ist der perfekte Nachruf. Ich habe den Leuten mit dem Album die Möglichkeit gegeben, mich zu verstehen. Es sind mehrere Songs dabei, die verschiedene Facetten von mir zeigen und mich zu dem machen, was ich bin. Alle zusammen ergeben das große Ganze.

In Ihren Songs wird auch das Thema Scheitern angesprochen. Sie gehören zu den erfolgreichsten Rappern in Deutschland – ist Ihnen das überhaupt schon mal passiert? Es wirkt so, als läuft bei Ihnen alles rund.

Kontra K: Das stimmt nicht. Mehr Geld, mehr Probleme. Je höher du steigst, desto tiefer ist der Fall. Es wirkt immer alles viel heller als es scheint. Die Fallhöhen, in denen ich mich bewege, sind viel größer als bei anderen Menschen. Die Kunst besteht darin, wieder hochzuklettern, wenn man abstürzt – und es am besten auch noch einfach aussehen zu lassen. Aber es ist harte Arbeit. Das Scheitern gehört zum Gewinnen dazu. Ich muss gegen die Wand laufen, um zu wissen: Da komm ich nicht durch, ich brauche einen anderen Weg.

Die Texte sind auch teilweise sehr düster. Spiegelt das Ihre momentane Stimmung wider?

Kontra K: Meine Stimmung ist immer düster. Wenn du das Böse erwartest, dann bist du nicht überrascht. Ich befasse mich lieber mit den weniger guten Dingen im Leben. Dann freue ich mich umso mehr über das Gute, das passiert.

Eine Textzeile lautet: „Wir warten alle auf den Tod“. Ist das bei Ihnen so?

Kontra K: Wir warten eigentlich nur auf den Tod und das Leben ist alles dazwischen. Ich habe meinen Frieden damit gemacht. Wenn ich heute überfahren werde, dann habe ich einiges in meinem Leben geschafft. Das denke ich jeden Tag und so lebt es sich gut. Denn ich mache die beste Version aus mir. Und wenn es heute vorbei ist, dann war es wenigstens gut bis hierhin. Man sollte einfach die Zeit nutzen, die man hat.

Viele Konzerte mussten Corona-bedingt abgesagt werden. Wie geht es Ihnen damit?

Kontra K: Wir arbeiten weiterhin zusammen und testen uns jeden Morgen und jeden Abend. Ich gebe lieber mehr Geld für Tests aus, anstatt zu Hause zu bleiben, alles zu vernachlässigen und meinen Betrieb am Ende in die Pleite rutschen zu sehen. Aber man muss auch positiv bleiben. Man darf den Humor auch nicht verlieren. Ich lache auch noch, wenn der Strick um meinen Hals liegt. Das lasse ich mir nicht nehmen.

Ende des Jahres haben Sie eine Tour geplant. Glauben Sie, dass diese stattfinden kann?

Kontra K: Ja. Wenn sich die Situation beruhigt hat, sollte es auch wieder normal werden. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir diese Tour spielen – ich bete dafür. Ich gebe die Hoffnung erst auf, wenn sie verloren ist und nicht mal dann. Ich kenne kein Nein. Wenn es nicht klappt, dann trete ich Anfang nächsten Jahres auf. Wie schön wird das sein, wenn alles wieder aufmacht und wir diese Tour spielen können? Das ist der Moment, auf den ich hoffe und auf den ich hinarbeite.

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