Bei „Wer wird Millionär?“ stellt Günther Jauch die Fragen und stichelt gelegentlich in Richtung Kandidat oder Publikum. Doch an diesem Montag muss er sich eine ausführliche Bewertung seiner Leistung anhören.
Doch Jauch diskutiert mit ihr und meint, auf seinen Fingernägeln sei das gar nicht überall der Fall. Er läuft um seinen Quiztisch herum und zeigt der Diplom-Kauffrau seine Maniküre. Völlig unbeeindruckt erwidert Dagmar Gumnior: „Da steht ‚manchen‘. Lesen Sie doch mal die Frage!“ Der RTL-Moderator schüttelt nur mit dem Kopf, die Show nimmt ihren gewohnten Gang.
Dagmar Gumnior: Die „Wer wird Millionär?“-Kandidatin ist Diplom-Kauffrau, Betriebspsychologin und Personalerin. (Quelle: TVNOW / Stefan Gregorowius)
Doch am Ende glänzt die Personalerin erneut mit ihrer entwaffnenden Ehrlichkeit. Als ihr Show-Aus bereits besiegelt ist – sie scheiterte an der 64.000-Euro-Frage – holt sie ein Blatt Papier aus der Tasche und streckt Günther Jauch sein Arbeitszeugnis entgegen. Der 64-Jährige verliest es vor laufenden Kameras.
„Er ist jederzeit um Verbesserungsvorschläge bemüht“
„Herr Jauch hat ein exzellentes Fachwissen, welches über das eigene Fachgebiet weit hinausgeht“, trägt Jauch den ersten Satz vor und guckt fragend in die Runde. Die Personalerin urteilt: Das sei gut, alles in Ordnung, der Moderator könne weiterlesen.
„Er verfügt über eine überzeugende Art, sein Wissen mit den Kollegen zu teilen und ist jederzeit um Verbesserungsvorschläge bemüht“, lautet der nächste Satz im Arbeitszeugnis. Jauch ist positiv gestimmt: „Hört sich doch gut an, oder?“ Doch nun erklärt Dagmar Gumnior: „Das bedeutet, sie sind ein Klugscheißer.“ Laut der Personalerin würde ein solcher Satz so viel ausdrücken wie: „Sie drängen jedem ihr Besserwissen auf und machen immer Verbesserungsvorschläge.“ Das sei absolut nicht positiv.
Auch der nächste Abschnitt in dem Papier liest sich auf den ersten Blick gut. „Sein Verhalten gegenüber Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten ist vorbildlich.“ Jedoch kommt auch hier die Kandidatin zu einem eindeutigen Urteil: Das sei „ganz schlimm“. „Vorgesetzte müssen hierarchisch an erster Stelle stehen“, so Gumnior und wenn dem nicht so ist, lägen „Probleme mit Vorgesetzten“ vor. Ein eindeutiger Hinweis auf einen renitenten Mitarbeiter.
RTL-Redaktion antwortet: „Wir sind nicht einverstanden“
„Das ist ja der Knaller“ bescheinigt Günther Jauch der Personalerin, die dieses Arbeitszeugnis bereits vor der Sendung für den Moderator angefertigt hat. „Er war stets bemüht“ kenne er zwar als gängige Formulierung, von der jeder weiß, dass sie nichts Gutes bedeute. Dieses Arbeitszeugnis hier sei ihm aber alles in allem unverdächtig vorgekommen.
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Abgeschlossen wird der Personalbogen mit diesem Urteil: „Wir danken Herrn Jauch für seine sehr guten Leistungen und wünschen ihm alles Gute.“ Erneut eine Fallstrick-Formulierung, so Gumnior. „Weiterhin viel Erfolg wäre schön, aber den hatten sie offenbar nicht, deshalb lässt man es weg“, könne man daraus zwischen den Zeilen lesen. Jauch ist baff und beendet die Bewertung seiner Leistung mit einem Blick auf seinen Bildschirm: „Wir sind nicht einverstanden“, steht dort geschrieben. Das habe ihm seine Redaktion mitgeteilt. Doch was damit genau gemeint sei, wisse er nicht.
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