Warum man dieses Festival lieben muss

Einmal im Jahr verwandelt sich das kleine Dorf Wacken in Schleswig-Holstein in eine Pilgerstätte für Heavy-Metal-Fans aus aller Welt. 2022 strömten über 80.000 Besucher in die beschauliche 2000-Seelen-Gemeinde, um auf acht Bühnen über 200 Rockbands der härteren Gangart erleben zu können. Aktuell sorgen zwar die Wetterbedingungen vor Ort für Probleme bei der Anreise. Die Veranstalter sind (Stand: 1. August, 15:30 Uhr) dennoch fest entschlossen, die große Sause am 2. August pünktlich anzupfeifen.

Seit der Entstehung des Wacken Open Air im Jahr 1990 hat sich das Festival zu einem weltweit bekannten Kult-Ereignis entwickelt, das nicht nur bei Heavy-Metal-Fans für Begeisterung sorgt. Im Folgenden ein paar handfeste Gründe, warum man Wacken einfach lieben muss.

Hinter Wacken steckt wahre Leidenschaft

Die Gründungsgeschichte des Festivals ist so filmreif, dass sie mittlerweile von RTL+ als Serie verfilmt wurde. In "Legend of Wacken" (TV-Start am 7. Juli 2023) verkörpern die Schauspieler Charly Hübner, 50, und Aurel Manthei, 49, das Gründerduo Holger Hübner, 57, und Thomas Jensen, 57.

Die beiden Wackener Dorfjungs kamen 1989 bei einem Kneipenbesuch auf die verrückte Idee, in einer örtlichen Kiesgrube ein Open Air für harte Rockmusik zu veranstalten. Im nächsten Jahr setzten sie ihren Plan tatsächlich in die Tat um. Teil ihres Konzepts war von Anfang an, den Besuchern nicht nur fetzige Musik zu präsentieren, sondern ihnen auch die Möglichkeit zu bieten, auf dem Gelände zu zelten und nach den Konzerten weiterzufeiern. Ein weiterer Grundsatz bestand darin, den Bewohnern des Dorfes mit ihrer Veranstaltung nicht zu sehr auf den Wecker zu gehen und sie möglichst in das Geschehen einzubinden.

Zu ihrem ersten Wacken Open Air am 24. und 25. August 1990 kamen rund 800 Metal-Fans aus dem Umland, auf der selbstgebauten Bühne spielten neben Thomas Jensens Band Skyline heute weitgehend unbekannte Acts wie Motoslug, Axe 'n' Sex oder Wizzard. Nach dem für ländliche Verhältnisse großen Erfolg wurde beschlossen, das Projekt im folgenden Jahr fortzusetzen.

Unterstützung erhielten die beiden frischgebackenen Festivalmacher dabei unter anderem von der Mutti des Skyline-Drummers, die sich aus ihrer guten Stube heraus um die Kartenverkäufe kümmerte. Ein freundlich gesinnter Landwirt stellte seine umliegenden Wiesen zur Verfügung, um den erhöhten Platzbedarf für Camper zu decken. Mit wahrer Leidenschaft und der Liebe zum Metal gelang es Hübner und Jensen im Weiteren, aus der provinziellen Musikveranstaltung eins der größten Musikfestivals der Welt entstehen zu lassen. Das Wacken-Logo mit dem markanten Stierschädel erinnert bis heute an den dörflichen Ursprung des internationalen Kult-Events.

Wacken legt Wert auf Traditionen

Seit dem Jahr 2000 wird das Festival vor dem offiziellen Start traditionell von der Wackener Feuerwehr-Kapelle "Wacken Firefighters" eingeläutet und löst dabei beim Publikum stets Stürme der Begeisterung aus. Unter dem Motto "Metal meets Brass" brachten sie 2010 sogar einige Metal-Klassiker auf die Bühne, die eigens für die Aufführung durch ein Blasorchester umarrangiert wurden. Seit 2009 erfolgt die offizielle Eröffnung des Spektakels durch die lokale Metalband Skyline, die bereits das allererste Wacken Open Air als Headliner eröffneten – seinerzeit noch mit Festivalgründer Thomas Jensen an der Bassgitarre.

Wacken kümmert sich um den Heavy-Nachwuchs

Wacken bringt nicht nur die Giganten des Heavy Metal und Hardrocks auf die Bühnen, sondern kümmert sich auch liebevoll um den musikalischen Nachwuchs. Das Seitenprogramm "Metal Battle" bietet jährlich internationalen Newcomer-Bands ohne Plattenvertrag ein effektives Sprungbrett zum Erfolg. Wie es die Organisatoren formulieren, werden hier "nicht weniger als die Legenden von morgen" gesucht und gefunden. Nachwuchsmusiker werden systematisch mit erfahrenen Metal-Bands, Bandmanagern, Plattenlabels und "weiteren Experten aus der Metal-Welt" zusammengebracht. Nicht wenige Bands, wie etwa Battle Beast oder Hammercult, starteten nach ihrer Teilnahme am "Metal Battle" tatsächlich ordentlich durch.

Wacken ist nicht nur Heavy Metal

Auch wenn der Fokus des Wacken Open Air auf Heavy Metal und Hard Rock liegt, ist das musikalische Spektrum des Festivals keineswegs nur auf diese Genres begrenzt. So gibt es mit dem "Wackinger Village" und seiner "Wackinger Stage" einen eigenen Tummelplatz für die Fans von Mittelalter-Rock, Viking Metal oder Folk. Immer wieder treten dort auch Acts auf, die völlig aus dem Rock-Raster fallen. So heizten im Jahr 2022 der Deutschrapper Alligatoah, 33, und die Kölner Mundart-Band Höhner dem Publikum ein, selbst Schlagerkönig Heino, 84, gab sich im Jahr 2013 als Überraschungsgast der Band Rammstein in Wacken die Ehre.

Ausgezeichnetes soziales Engagement in Wacken

Im Jahr 2019 wurden die Festival-Gründer Thomas Jensen und Holger Hübner für ihr gesellschaftliches Engagement mit dem Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet. In seiner Verleihungs-Rede lobte Ministerpräsident Daniel Günther, 49, die beiden nicht nur dafür, "Wacken zur Welthauptstadt des Heavy Metal" gemacht zu haben, sondern hob zudem ihre Verdienste um Toleranz, Völkerverständigung und soziales Miteinander hervor: "Sie nutzen die Strahlkraft des Festivals, um auch sozial etwas zu bewegen."

In der Tat: Auf dem Festival können Besucher zu Metal-Klängen Blut spenden und sich für eine Knochenmark-Spende bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei typisieren lassen. Mit ihrer Initiative "LAUTSTARK gegen KREBS" engagieren sich die Wacken-Gründer in der deutschen Krebshilfe und sammeln Spenden für ihren Kooperationspartner "STARK gegen KREBS".

Die anerkannt gemeinnützige Stiftung "Wacken Foundation" hat sich der beratenden und finanziellen Förderung von Nachwuchs-Künstlern der Metal-Szene verschrieben. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Fernsehlotterie starteten die Festival-Organisatoren zudem eine langfristige Kooperation namens "The Lötterÿ", die über das sogenannte "Wacken-Jahres-LOS" Spenden sammelt, die diversen sozialen Projekten, insbesondere kostenlosen Feriencamps für sozial benachteiligte Jugendliche, zugutekommen.

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