Manchmal kommen sie wieder: Nur wenige Tage nach „Wetten, dass..?“ feiert mit „TV total“ eine weitere Kultshow ihr Fernsehcomeback. Doch während das Wiedersehen mit der ZDF-Show vielerorts gefeiert wurde, fiel der Neustart bei ProSieben eher durchwachsen aus. Trotzdem kann das Comeback von „TV total“ funktionieren.
Und plötzlich kommt einem alles sehr bekannt vor. Die Intro-Melodie, die Zuschauerin, die von der Tafel die Begrüßung des Moderators abliest, die Studioband Heavytones und als Sebastian Pufpaff über eine Rutschstange zu seinem Showschreibtisch flutscht, muss man unweigerlich an die Momente denken, in denen auch Stefan Raab an dieser Stelle gerne die Showtreppe verschmäht und lieber das Geländer heruntergerutscht ist.
Doch das war vor sechs Jahren. Nun ist „TV total“ zurück und es fühlt sich in den ersten Minuten an, als sei die Zeit stehengeblieben. Normalerweise werden Shows wie „TV total“ mit langem und lauten Gerummel angekündigt – noch dazu, wenn es sich um die Wiederbelebung der einstigen Vorzeigeshow des Senders handelt.
Doch beim „TV total“-Comeback war alles anders. Kaum war die erste Meldung über das TV-Wiedersehen raus, flimmerten am Mittwochabend auch schon die ersten Minuten des neuen „TV total“ über die Bildschirme.
Zeit, richtig die Werbetrommel zu rühren, blieb da nicht. Dafür war Sebastian Pufpaff immerhin am Dienstagabend bei seinem neuen Sender-Kollegen Klaas Heufer-Umlauf zu Gast und durfte ein bisschen erzählen, was denn nun anders ist und worauf man sich als Zuschauer freuen darf.
Und Pufpaff klopfte mächtig auf die Sahne: „Man kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus“, erzählte er da und gab schon mal einen kleinen Einblick in die neue alte Show: „Wir watschen alles in der Medienbranche ab, was es da gibt.“
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Sebastian Pufpaff vs. Bild TV
Damit meint Pufpaff zwei Dinge. Zum einen, dass „TV total“ wieder zu seinen Ursprüngen zurückkehren, also den Fokus wieder auf Mediensatire richten wird. So wie „TV total“ einst gestartet war, ehe es immer mehr zur klassischen Late-Night-Show wurde.
Und zum anderen, dass 2021 eben nicht mehr 1999, das Jahr, in dem „TV total“ zum ersten Mal lief, ist. Deshalb wird dieser Fokus nun eben erweitert. Vom Fernsehen auf alles, was sich seitdem noch so auf dem Medienmarkt tummelt: Instagram, TikTok, Podcasts und Co.
Und das macht Sebastian Pufpaff dann auch. So knöpft er sich zum Beispiel den Podcast von Richard David Precht und Markus Lanz vor. Nicht inhaltlich, sondern die Masche von Markus Lanz, unaufhörlich davon zu erzählen, mit wem er alles schon ein Gespräch geführt hat.
„Eigentlich hat Markus Lanz nie was erlebt, er hat nur alle getroffen“, erklärt Pufpaff und schneidet dann einfach mal das Lanz’sche Namedropping hintereinander: Robert Habeck, Reinhold Messner, Elke Heidenreich, Hubertus Heil, Studenten in Oxford, Sascha Lobo, Barack Obama, Benedikt XVI. und wie sie alles hießen. Wer Lanz kennt, muss hier zumindest kräftig schmunzeln.
Nicht nur schmunzeln, sondern lachen muss man, als sich Pufpaff den neuen „Fernsehsender“ Bild TV vorknöpft. „Ich hab’ jetzt Bild TV gucken müssen – für Sie. Und es hat sich angefühlt wie so ein Autounfall. Du darfst nicht hingucken, willst aber. Irgendwas zwischen Dachlatte und ´Sexy Sport Clips`, so fühlt sich das an. Braucht kein Mensch“, beginnt Pufpaff und zeigt dann, was man bei „Bild TV“ so unter Fernsehen versteht. Dann ist Julian Reichelt dran.
Wetten, dass die „Wetten, dass..?“-Aktion gar nicht so lustig war
Ob Pufpaffs zynisch-sarkastische Sprüche über den ehemaligen „Bild“-Chefredakteur den Vorwürfen gegen Reichelt und den betroffenen Menschen, gerecht wird, sei einmal dahin gestellt. Was er aber aus den Abschiedsworten von „Bild“-Reporter und Reichelt-Buddy, Paul Ronzheimer macht, ist einer der lustigsten Momente des Abends.
In einer Bild-TV-Dankesrede an Reichelt, nennt ihn Ronzheimer den „Mann, der ´Viertel nach Acht` erfunden hat“ und meint damit die gleichnamige Bild-TV-Sendung. Pufpaff versteht das aber bewusst falsch und sagt Folgendes: „Früher gab’s nur 20:14 Uhr. Dann ging es ja direkt weiter mit 20:16 Uhr. Dann kam aber Julian Reichelt und hat gesagt: Moment mal! Hier fehlt doch Viertel nach acht!“
Den spitzesten Pfeil im Köcher hat Pufpaff aber beim klassischen Fernsehen gefunden – zumindest wenn man den Ankündigungen tags zuvor glaubt. „Wir sind viel im Gespräch mit Anwälten im Moment, aber es sieht gut aus, dass man doch einiges sehen kann morgen,“ plauderte Pufpaff vorfreudig bei „Late Night Berlin“ aus und fügte hinzu: „Das ZDF wird’s auch, spätestens in eineinhalb Jahren sehr, sehr witzig finden.“
In der Tat hätte man sich mit dem „Wetten, dass..?“-Comeback am Samstagabend kein größeres Opfer aussuchen können, nur das „auch“ mag nicht so recht passen. Denn so witzig war die „TV total“-Aktion bei „Wetten, dass..?“ dann nämlich auch nicht.
Pufpaffs simple Idee: „Wetten, dass wir es schaffen, auf die Couch von ´Wetten, dass..?` zu kommen!“ Als Reporter-Team des fiktiven „Wetten, dass..?“-Magazins verkleidet, schafft es die „TV total“-Truppe in Nürnberg zwar in die Halle, scheitert dann aber an aufmerksamen Mitarbeitern.
„Du hast mit uns nichts zu tun … und daher: keine Drehgenehmigung.“ Und auch, als es Pufpaff erst als schwangere Helene Fischer und dann mit einem Bagger versucht, hat er keinen Erfolg. Das war’s dann auch schon.
„TV total“-Comeback? Kann funktionieren
Und so ist es am Ende ein insgesamt durchwachsenes Comeback, das „TV total“ da am Mittwochabend hingelegt hat. Es gab durchaus witziges wie die Ronzheimer-Episode oder den Spaß über den Lanz-Podcast. Es gab viel Durchschnitt wie die „Wetten, dass..?“-Aktion, aber auch eine Menge stumpfe Gags.
Etwa, als Pufpaff über den „Schlagerboom mit Florian Silbereisen“ als „Die größte Seuche der Menschheitsgeschichte“ herzieht und dessen Anmoderation mit einer Goebbels-Rede vergleicht. Das war ein bisschen zu platt und daneben und man hätte sich hier Pufpaffs eloquente Spitzzüngigkeit gewünscht, die er sonst als Kabarettist beherrscht. Das ProSieben-Publikum hätte sicher auch weniger Holzhammer und mehr Florett verkraftet.
Trotzdem kann „TV total“ auch in dieser Form, in der es von nun an jeden Mittwoch zu sehen sein wird, funktionieren. Erstens, weil es genügend Zuschauer gibt, bei denen auch dieser grobe Humor immer noch einschlägt. Zweitens, weil Pufpaff sofort die Show zu seiner macht und dann mit maximaler Begeisterung bei der Sache ist – etwas, das Stefan Raab in den letzten Monaten der Show vermissen ließ.
Und drittens, weil es ein kluger Schachzug war, sich beim „TV total“-Comeback auf die Wurzeln der Show zu besinnen und sich auf Medienkritik zu konzentrieren. Der Stoff wird Sebastian Pufpaff hier jedenfalls nicht so schnell ausgehen.
"TV total"-Comeback mit Pufpaff statt Raab: Daher kennt man den Nachfolger
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