Die junge Regisseurin Luzie Loose besticht im neuen Tatort Saarland mit einem Vater-Sohn-Drama und zwei ungewöhnlichen, giftigen Tieren. Fragen und Antworten zum Tatort „Das Herz der Schlange“.
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In „Das Herz der Schlange“ heckt der alte Roland Schürk einen teuflischen Plan aus, um Kommissar Adam Schürk ins Gefängnis zu bringen. Die Inszenierung des neuen Höhepunkts im Vater-Sohn-Drama des saarländischen „Tatort“ übernahm die junge Regisseurin Lucie Loose. Sie bekam den Auftrag nach einem ungewöhnlichen Speeddating.
Die Kapkobra
Kommissar Adam Schürks Vater Roland hält sich in seinem Wohnzimmerterrarium eine kleine Schlange, die später als Kapkobra bezeichnet wird. Anders als Schürks Exemplar sind Kapkobras meistens gelb. Sie gehören mit rund 130 Zentimetern Länge zu den kürzesten Kobraarten, gelten aber als die häufigste und giftigste Schlange Südafrikas. Im Gegensatz zu anderen Kobras spucken sie nicht, sondern beißen. Ihr neurotoxisches Gift greift Nervenzellen an und führt beim Menschen in etwa fünfzig Prozent der Fälle unbehandelt zum Tod. Kapkobras ernähren sich von einer Vielzahl von Kleintieren und suchen in den heißen Sommermonaten oft die Kühle menschlicher Behausungen auf, auch rund um die Hauptstadt Kapstadt sind sie oft zu finden. Südafrikanische Bauern wissen sie als Schutz vor die Ernte gefährdenden Nagetieren zu schätzen.
Der bunte Frosch
Die Hauptrolle in Roland Schürks Terrarium allerdings spielt der Mitbewohner der Kapkobra, ein kleiner bunter Frosch. Wie bei ihnen beiden sei die Schlange zwar kräftiger, erklärt der Vater seinem Sohn, aber der Frosch sei gefährlicher.
Der Veterinär im „Tatort“ kennt das Tier nicht. Die leuchtenden Farben aber erinnern an die sogenannten Pfeilgiftfrösche. Rund 190 Arten leben in den Regenwäldern von Mittel- und Südamerika. Sie sind nur wenige Zentimeter groß, doch ihre Hautdrüsen produzieren toxische Substanzen, die schon in kleinsten Mengen tödlich sein können.
Der goldfarbene, in Kolumbien beheimatete Schreckliche Pfeilgiftfrosch (phylobates terribilis) etwa ist nur etwa drei Zentimeter groß (und damit sogar größer als viele andere Pfeilgiftfrösche), doch ein einzelner Tropfen seines Giftes kann einen Erwachsenen töten. Es gehört damit zu den giftigsten in der Natur vorkommenden Substanzen.
Wie genau die Giftproduktion in den Tieren funktioniert, wird von Wissenschaftlern noch untersucht – vermutlich verarbeiten sie Gifte ihrer Nahrung oder der Vegetation. Denn Pfeilgiftfrösche, die in Gefangenschaft und ohne die Insekten ihres natürlichen Lebensraums aufwachsen und gehalten werden, produzieren das Gift nicht.
Anders als der Name vermuten lässt, ist von nur vier Arten bekannt, dass ihr Gift von Ureinwohnern für Waffen verwendet wird. Weit häufiger ist das aus Pflanzen gewonnene Pfeilgift Curare.
Die junge Regisseurin
„Das Herz der Schlange“ ist der erste „Tatort“ für Luzie Loose. 1989 an der Ostsee geboren, ist sie ungewöhnlich jung für eine „Tatort“-Regisseurin. Ungewöhnlich ist auch, wie es zur Zusammenarbeit kam: Wie bereits 2018 veranstalteten die ARD-eigene Produktionsgesellschaft Degeto und die ARD-Landesrundfunkanstalten während der Berlinale 2020 das „Speeddating“, eine Veranstaltung, die sich ausschließlich an weibliche Regisseurinnen richtet und mit dem die Degeto ihren Frauenanteil erhöhen will.
Bewerberinnen haben dort die Gelegenheit, in kurzen Interviews ARD-Redakteurinnen ihre Ideen vorzustellen. Dabei habe Luzie Loose, so der Saarländische Rundfunk, „das klare Interesse signalisiert“, einmal bei einem „Tatort“ Regie zu führen.
Luzie Loose studierte Kommunikation an der Universität der Künste und Regie an der Filmakademie Baden Württemberg und der La Fémis in Paris und lebt in Berlin. Ihr erster Kinofilm war die Coming-of-Age-Geschichte „Schwimmen“ von 2018. Außer-dem hat sie bei der Jugendwebserie „Druck“ und der Serie „Wir“ für ZDFneo Regie geführt und ist Drehbuchautorin.
Ihr Rat an Nachwuchsfilmer: „Ich denke, für junge Menschen ist es gut, sich einen Plan zu machen, der zu gleichen Teilen realistisch und utopisch ist.“ Es ist gut, die Branche zu kennen, sich viel anzuschauen und sich bewusst zu machen, wo man hin möchte. Neu in der Branche zu sein, kann man gut als Vorteil nutzen, um von den alt bekannten Vorgehensweisen abzuweichen.“
Der tote König
„Der König ist tot“, begrüßt Kommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) am Ende des „Tatort“ seinen Kollegen und alten Freund Adam Schürk (Daniel Sträßer), als der aus dem Gefängnis entlassen wird. Der König – so hat sich Adam Schürks despotischer Vater genannt. Der Satz soll Trost spenden. Aber Adams Antwort lässt ahnen, dass die Macht, die der alte Schürk ausübte, damit nicht vorbei ist: „Lang lebe der König“. Tatsächlich hilft ihm die Bezeichnung „König“, ein Rätsel zu lösen, das sein Vater ihm kurz vor dem Tod gegeben hat – für die Zuschauer ein Hinweis, dass Vater-Sohn-Geschichte weitergeht. Aber woher stammt die Redewendung, mit der, meist spöttisch, angedeutet wird, dass etwas nur scheinbar vorbei ist?
„Le roi est mort, vive le roi“ – „der König ist tot, es lebe der König“ war die Formel, mit der in Frankreich der Tod des alten Königs bekannt gegeben und gleichzeitig der neue ausgerufen wurde. Zugleich wurde damit die Kontinuität der französischen Erbmonarchie und die Regelung betont, dass beim Tod des Königs die Krone sofort in den Besitz des Nachfolgers übergeht. Zum letzten Mal wurde der Spruch 1824 beim Tod Ludwigs XVIII. und der Ausrufung seines Nachfolgers Karl X. gebraucht. Dieser wurde während der Julirevolution gestürzt und floh ins Exil.
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