Eine KritikvonChristian Vock Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.
Da ist er also. Ganz in Weiß tippelt er die Studiotreppen hoch und wieder runter und begrüßt mit einem „einen wunderschönen guten Tag! Hallo, seid gegrüßt“ ganz höflich das Publikum. Endlich, möchte man sagen. Denn Frederick Lau sollte in der jüngsten Vergangenheit eigentlich bereits zweimal in einer ProSieben-Show zu Gast sein.
Zugegeben, beim einen Mal war eher der Wunsch Vater des Gedanken, denn bei der ProSieben-Gesangsshow „The Masked Singer“ vermutete die Jury nicht nur einmal, dass der Schauspieler im Kostüm des Gorillas steckt. Doch da lag die Jury völlig verkehrt, denn nicht Lau spielte den Gorilla, sondern der isländische Ex-Kicker Rurik Gislason.
Im zweiten Fall aber sollte Lau tatsächlich in einer ProSieben-Show sein – und zwar bei „Schlag den Star“. Ende Januar dieses Jahres war eigentlich das Duell Lau gegen Max Kruse eingeplant, aber Lau musste kurzfristig absagen, woran er am Samstagabend in seinem Einspieler beim obligatorischen Sprücheklopfen noch einmal erinnert: „Letztes Mal hat mich Corona gestoppt, heute stoppt mich keiner.“
„Schlag den Star“: Frederick Lau gegen Marteria Corona hatte Lau also seinerzeit die Teilnahme versaut, dafür sprang kurzerhand Moderator Steven Gätjen ein. Diesmal gibt es aber weder auf der einen noch auf der anderen Seite Ausfälle und so heißt das neueste „Schlag den Star“-Duell: Schauspieler Frederick Lau gegen Rapper Marteria. Die beiden kennen sich zwar, sind sogar befreundet, versprechen aber trotzdem, sich anzustrengen. Und das machen sie dann auch gleich.
Beim Spiel „Die Wand“ stellen sich Lau und Marteria in eine Kletterwand, deren Griffe permanent nach unten rotieren. Die beiden müssen also beständig nach oben klettern, denn sollten sie den Boden berühren, ist das Spiel verloren. Damit es noch ein bisschen schwieriger wird, neigt sich die Wand im Laufe der Zeit langsam nach vorne. Es könnte also gemütlicher losgehen, trotzdem stürzen sich beide in die Wand. Am Ende ist es Rapper Marteria, der mit dem Schuh als Erster den Boden berührt.
Es geht also gut los für Frederick Lau und das sollte auch erst einmal so bleiben. Lau macht einen Punkt nach dem anderen. Von den ersten acht Spielen kann Marteria, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Marten Laciny heißt, lediglich zwei Spiele gewinnen. Eines davon ist das Wettrennen mit einem sogenannten Swincar e-spider, einem offenen Elektrovehikel mit Einzelradaufhängung. Und dieses Rennen zeigt sowohl die guten als auch die schlechten Seiten der Show.
Frederick Lau: "Eine gewisse Spießigkeit finde ich gut" Marteria zu Elton: „Ich hab dich fast gerade überfahren, ne?“ Gut ist, dass das Spiel offensichtlich nicht nur die beiden Kandidaten unterhält, sondern auch den Zuschauer. Zum einen, weil es ein spannendes und enges Rennen ist und zum anderen, weil es unterhaltsam präsentiert wird. „Ich hab dich fast gerade überfahren, ne?“, fragt etwa Marteria nach einem Durchgang Elton und Kommentator Ron Ringguth nutzt die Frage für einen kleinen Kalauer: „Würde laut Reglement keine Strafzeit geben.“
Weniger lustig ist hingegen, dass sich hier ein altes Problem der Show zeigt: der Unterschied zwischen einer TV-Show und einem echten Wettkampf. Denn als Marteria nach Lau an der Reihe ist, bittet Elton den Rapper: „Tut mir nur beide einen Gefallen: Wir haben nur eins von diesen Geräten. Übertreibt es nicht!“ „Was ist das für eine Ansage?“, fragt Marteria zu recht und als auch Ron Ringguth interveniert, schiebt Elton noch hinterher, dass sich der Rapper deshalb bitte nicht zurückhalten soll.
Hier zeigt sich das große Dilemma der Show. Denn natürlich muss das Ganze moderiert und kommentiert werden und anders, als beispielsweise ein Fußballspiel, passiert das oft auch hörbar für die Kandidaten. Und genau dabei können eben auch im Eifer des Gefechts Bemerkungen rausrutschen, die dem einen oder anderen Kandidaten einen Vorteil verschaffen, zumindest aber das Spiel beeinflussen. Das passiert sicher nicht mit Absicht, aber es passiert eben und an diesem Abend gleich ein paarmal.
Einmal unterbricht Elton Marteria nach dessen Runden-Sieg beim Weiterfahren, obwohl der das Recht dazu hätte und dadurch üben könnte. „Ist ja fast so ein bisschen ungerecht, dass du ihm jetzt nicht noch die zwei Runden gibst, Elton. Denn jede Runde hilft ja eigentlich – aber egal“, stellt auch Ron Ringguth fest. Doch ein paar Minuten zuvor greift der Kommentator selbst ins Spiel ein, als er vor dem Start Marteria durch die Blume einen Tipp gibt: „Ein vorsichtiger Marteria sollte das easy schaffen.“ Hier ist es wiederum Elton, der mit einem geflüsterten „Schschsch, hier wird nichts mehr gesagt!“ Ringguth zum Schweigen bringen will.
„Endlich wird der Ton mal ein bisschen rauer bei den beiden Buddys hier!“ Und sonst so? Sonst krankt „Schlag den Star“ auch an diesem Abend an seiner großen Schwäche, dass das Ganze einfach viel zu lang dauert. Doch offenbar gibt es immer noch genügend Zuschauer, die die vier plus x Stunden aushalten, so dass ProSieben mit der Show ausreichend Geld verdient. Das wird sich sehr wahrscheinlich nicht mehr ändern und von der Überlänge mal abgesehen ist es ein unterhaltsamer Abend. Zumindest im Vergleich zu manch anderen Ausgaben zuvor.
Das liegt auch daran, dass Frederick Lau und Marteria zwar fair miteinander umgehen, aber trotzdem gewinnen wollen. Zum Beispiel beim Spiel Minitennis. Da sieht Frederick Lau seinen Ball innerhalb des Spielfeldes, Marteria und der Schiedsrichter jedoch nicht. Lau fordert einen Videobeweis, es folgt eine kurze Diskussion, über die sich Kommentator Ringguth freut: „So, endlich wird der Ton mal ein bisschen rauer bei den beiden Buddys hier!“ Nicht rau, aber dafür spannend wird dann der restliche Abend.
Denn Marteria holt gewaltig auf, hat sogar zwei Matchbälle, die Lau aber abwehrt. Und so geht es um kurz vor 1 Uhr ins letzte Duell. Hier müssen die beiden Promis beim Spiel „Ball halten“ auf einer Bank sitzend einen Fünf-Kilo-Medizinball zwischen die Füße klemmen und hochhalten. Wer es länger schafft, gewinnt. 2,09 Minuten hält es Marteria aus, dann flutscht ihm der Ball durch die Füße und Frederick Lau ist 100.000 Euro vor Steuern reicher.
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