"Otto total" bei RTL: Otto an Großhirn: lachen!

„Hollerähidi!“ Es genügt ein Wort und jeder zwischen 9 und 99 weiß, worum es geht. Der Humor von Otto Waalkes wirkt seit Generationen. Immer noch und immer wieder. RTL hat dem Komiker einen ganzen Samstagabend gewidmet und lässt ihn selbst auf die vergangenen 50 Jahre zurückblicken.

  • Eine KritikvonChristian Vock

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    Ein Teppich, ein Sessel, ein Schreibtisch, ein Lackboden, eine Skyline im Hintergrund. Es könnte ein ganz normales, kleines Late-Night-Studio sein. Wären da nicht drei Dinge, die man so in typischen Spätabendshows eher nicht sieht. Ein gelb-roter Leuchtturm in der Skyline, ein kleinerer auf dem Schreibtisch und zwei knutschende Ottifanten an dessen Front.

    Da ist klar, dass RTL hier an einem Samstagabend um 20.15 Uhr keine neue Late-Night-Show etablieren will. Stattdessen soll „Otto total“, der Name deutet es an, Deutschlands National-Blödel-Komiker einen Platz im Programm geben. Wenn man genauer ins TV-Programm sieht, wird daraus sogar ein ganzer Abend und eine Nacht, denn nach „Otto total“ folgen noch eine ganze Reihe weiterer Otto-Shows.

    Otto Waalkes präsentiert Otto Waalkes

    Los geht es aber erst einmal mit „Otto total“ und da verspricht RTL Folgendes: „‘Otto Total’ ist die ultimative Clip-Show mit vielen Highlights aus Ottos Karriere. In seiner unnachahmlichen Art führt der kultige Ostfriese durch seine besten Momente aus den letzten 50 Jahren Bühnen-, Kino- und TV-Präsenz – garniert mit neuen Kurz-Animationen.“

    Otto präsentiert Otto, könnte man auch sagen. In der Praxis sieht das dann so aus: Waalkes sitzt an seinem Late-Night-Schreibtisch, reißt ein paar Witze und geht an seinen Laptop, um vorbereitete Video-Anrufe entgegenzunehmen. Denn RTL hat sich gedacht, dass man Ottos Karriere wohl am besten nicht zeitlich unterteilt, sondern thematisch. Also „rufen“ immer wieder Prominente an und lassen im Gespräch irgendwie ein Stichwort für das nächste Thema fallen.

    Zum Beispiel Helge Schneider. Der kommt humoristisch gesehen eigentlich aus einer anderen Ecke als Waalkes, macht den Spaß aber mit und fragt Otto: „Wie alt warst du, als du geboren wurdest?“ Damit ist das Thema gesetzt und mit einem „Wir schauen uns derweil mal an, was für ein liebes Kind ich war“ leitet Waalkes dann reihenweise Clips aus seiner Karriere ein, in denen er in irgendeiner Form als Baby oder Kleinkind zu sehen ist.

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    „Otto total“: „… und ich wohne hinterm Deich“

    Ähnlich verhält es sich beim nächsten Gast, dem Komiker Freshtorge. Der fragt Otto, warum Ostfriesland Ostfriesland heißt, wo es doch eigentlich südwestlich von Nordfriesland liegt. Eine einladende Frage für ein paar Kalauer und natürlich, um an die vielen Ostfriesland-Bezüge aus Waalkes’ Arbeit zu erinnern.

    Und so sieht man Ottos Ostfriesische Telefonmassage, das Buch der Friesen, natürlich den Friesenschwur und selbstverständlich auch Waalkes Version von Stings „Englishman in New York“. Sie wissen schon: „Bin ein Friesenjung, bin ein kleiner Friesenjung und ich wohne hinterm Deich.“

    Und so hangelt sich Waalkes in seinem Late-Night-Studio von Promi zu Promi und von Thema zu Thema. Mit seiner einstigen Film-Partnerin Jessika Cardinahl gelangt er zum Thema Reisen, mit seinem Kollegen Willy Astor natürlich zum Thema Bayern, mit Henning Baum zum Thema Charakterrollen, mit Lena Meyer-Landrut zum Thema Kochen und so weiter. Das ist zwar in der Regel alles ein bisschen sehr konstruiert, aber es passt.

    Zumindest fast immer. Denn ob sich Heidi Klum mit ihrem Auftritt, bei dem sie eigentlich nur ihr Dekolleté präsentiert, einen Gefallen getan hat, sei einmal dahingestellt. Trotzdem ist es eigentlich eine ganz gute Entscheidung, Ottos Schaffen einmal thematisch und nicht chronologisch aufzurollen, denn so bekommt man einen guten Überblick über das, was den Komiker seit 50 Jahren auszeichnet: Parodien, Grimassen, Wortspiele, Körperkomik, Geräusche und immer wieder ganz viel Musik.

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      Dabei kann man sich über die Qualität seiner Späße freilich streiten. Für die einen sind sie altbacken, für die anderen Klassiker. Aber egal, wofür man sich entscheidet: Sätze wie „Dänen lügen nicht“ oder „Großhirn an Faust: ballen!“ gehören zum allgemeinen Erfahrungsschatz. Otto kennt jeder. Sein Humor umarmt Generationen und wird das wohl noch eine Weile tun. Das muss man erst einmal schaffen.

      Und wenn man da am Samstagabend vorgeführt bekommt, wie Waalkes seit 50 Jahren parodiert, kalauert, reimt, juxt und blödelt, wird klar: Ottos Witze funktionieren nur mit Otto. Ein anderer würde mit seinen Gags untergehen und Otto mit denen anderer. Auch das muss man erst einmal hinbekommen. Ottos Späße sind seit 50 Jahren erprobt, haben ein Schema und Alleinstellungsmerkmal – und funktionieren. Ob man darüber lacht, liegt an einem selbst.

      Umso erstaunlicher ist daher, dass RTL sich bei „Otto total“ für eine Show ohne Studio-Publikum und mit Konserven-Lachern entschieden hat. Erstaunlich, aber verzeihlich, schließlich funktioniert nur so das Format mit Clips aus 50 Jahren Otto und damit ein leicht verdaulicher Rückblick auf das Schaffen des ostfriesischen Komikers.

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