Münchner "Tatort: Flash": Woher kennt man den demenzkranken Therapeuten?

  • In „Flash“ spielt ein an Demenz erkrankter Psychotherapeut eine tragende Rolle.
  • Gibt es tatsächlich Institute, in dem Senioren wie in Theaterkulissen durch ihr altes Leben tanzen können? Wie funktioniert Erinnerung?
  • Spannende Details zum Münchner „Tatort“.

Mehr Infos zum „Tatort“ finden Sie hier

Wer spielt den demenzkranken Therapeuten?

Auf beeindruckende Weise verkörpert der 1941 in Breslau geborenen Schauspieler Peter Franke in „Flash“ den gealterten Norbert Prinz. Peter Franke trat nach einem Gesangsstudium und privatem Schauspielunterricht in Essen – sein Traum war es, den Papageno in Mozarts „Zauberflöte“ zu singen – an verschiedenen Kleintheatern auf, bevor er ab 1969 auf den städtischen Bühnen unter anderem von Düsseldorf, Köln und Frankfurt stand.

Seit 1974 ist er ein vielbeschäftigter Fernsehschauspieler, er trat in zahlreichen Serien und Krimis auf, darunter in zum Beispiel „Bella Block“, „Stubbe“, „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. In der Anwaltsserie „Der Dicke“ mit Peter Pfaff spielte er ab 2007 den Cafébesitzer Robert Merker. In der Kinderserie „Rennschwein Rudi Rüssel“ (ab 2008) war er Opa Oskar.

2003 war Peter Franke in Sönke Wortmanns Kinofilm „Das Wunder von Bern“ zu sehen; in dem Film über den unerwarteten Weltmeistertitel der deutschen Fußballnationalmannschaft 1954 spielt er Bundestrainer Sepp Herberger.

Wie kam es zu diesem „Tatort“?

Ursprünglich wollten die Produzenten einen historischen „Tatort“ drehen, wie sie auf der Webseite des Bayerischen Rundfunks erzählen. Allerdings fanden sie keine vernünftige Herangehensweise: „Batic und Leitmayr ermitteln in ihrem jetzigen Alter im München der 1970er-Jahre? Junge Schauspieler verkörpern Batic und Leitmayr, die einen historischen Fall aufklären? Beide Ansätze wirkten leider weder praktikabel noch sinnvoll, so dass wir die Idee mit dem historischen Tatort erst einmal wieder ad acta legten.“ Dann stießen sie auf die so genannte Reminiszenztherapie, und so kam es „zu einem Erzählansatz, der in der Gegenwart ein historisches Setting erzählt und dennoch in die Logik des Tatorts passt“.

Ein überragender Hauptdarsteller in einem leider nicht ganz überzeugenden Krimi

Was ist die Reminiszenztherapie?

Die Therapieform geht auf den amerikanischen Mediziner und Gerontologen Robert Butler (1927-2010) zurück, der 1963 einen wegweisenden Fachartikel zur Bedeutung von Lebensrückblicken und Rückbesinnung (Englisch „reminiscence“) für die Lebensqualität im Alter veröffentlichte. Reminiszenztherapie wird vor allem in Altersheimen eingesetzt. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) des gemeinsamen Bundesausschusses erklärt: „Sie beruht darauf, dass im Alter vor allem die im Langzeitgedächtnis gespeicherten Erinnerungen gut verfügbar sind.

Die Personen sollen sich in der Therapie an Erlebnisse und Erfahrungen aus ihren vergangenen Tagen erinnern und sie lebendig halten, zum Beispiel mithilfe eines „Erinnerungskoffers“, der etwa Fotos, alte Briefe und persönliche Gegenstände enthält. „Dadurch sollen das Erinnerungsvermögen bewahrt und die Lebensqualität verbessert werden.“

Der Mediziner Klaus-Christopher Amelung, der die Webseite Demenzhilfe Deutschland betreibt, bezeichnet die Therapie als eine Möglichkeit vor allem für Pflegepersonal, „hinter der Erkrankung wieder den Patienten mit seiner Biographie zu erkennen“ und besser kennen zu lernen: „Insgesamt scheint die Behandlung für Demenzerkrankte, die sich in Pflegeheimen befinden, effektiver zu sein, wahrscheinlich weil in der häuslichen Umgebung meist bereits viele Gegenstände zu Erinnerungen anregen, der zusätzliche Effekt also weniger ausgeprägt ist.“

Gibt es das Institut im „Tatort“ wirklich?

Die in „Flash“ von Professor Vonderheiden (André Jung) betriebene Einrichtung, in der ältere und demente Menschen ein paar Stunden inmitten von Kulissen von früher verbringen, ist fiktiv. Aber 2017 wurde das Dresdner Altersheim Alexa weltberühmt, weil dort ein DDR-Erinnerungszimmer eingerichtet worden war, um dementen Senioren bei der Bewältigung ihres Alltags zu helfen.

Internationale Medien berichteten, wie die Alltagsgegenstände aus den sechziger und siebziger Jahren der DDR starke Emotionen bei den Besuchern auslösten. Verloren geglaubte Fähigkeiten kamen zurück, die Senioren seien auch außerhalb der im Raum verbrachten Zeit offener und freundlicher. „Die Leute kommen aus ihrer Lethargie heraus“ so Gunter Wolfram, Leiter des Pflegeheims.

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Wo finde ich mehr Informationen?

Begleitend zu „Flash“ hat das Erste die Dokumentation „Tatort Gehirn – Wie funktioniert Erinnern und Vergessen?“ in die Mediathek gestellt. Im BR-Fernsehen läuft die Reportage aus der Reihe „Gut zu wissen“ am Samstag, 2. Juli, um 19 Uhr.

Der Film geht der Frage nach, wie realistisch die Ermittlungsmethoden der Münchner Kommissare sind und wie Therapien gegen das Vergessen funktionieren. Dafür begleitet er Wissenschaftler, die Erinnern und Vergessen auf neuronaler Ebene untersuchen und Spezialistinnen, die sich die Aufklärungsarbeit zum Umgang mit Demenzkranken zur Aufgabe gemacht haben.

Außerdem findet sich auf der Internetseite des Bildungskanals ARD Alpha ein Special zum „Tatort Gehirn“ mit Hintergrundinformationen zur Funktionsweise des menschlichen Mega-Speichers.

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Verwendete Quellen:

  • prisma.de: Peter Franke
  • agentur-regine-schmitz.de: Peter Franke
  • gesundheitsinformation.de: Reminiszenz-Therapie
  • demenzhilfe-deutschland.de: Die Wirkung von Reminiszenztherapie bei Demenz (07.01.2019)
  • cambridge.org: Reminiscence as autobiographical memory: a catalyst for reminiscence theory development (01.03.1998)
  • Zeit.de: Dr. Damals (27.04.2017)
  • nzz.ch: Montags bis freitags hat die DDR wieder geöffnet
  • npr.org: Nursing Home Recreates Communist East Germany For Dementia Patients (22.01.2018)

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