"maischberger. die woche" in der ARD: Sahra Wagenknecht irritiert mit Rassismus-Aussage

Jens Lehmanns Whatsapp-Nachricht an Dennis Aogo schlug hohe Wellen. Sie war auch Thema bei „maischberger. die woche“, wo Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht das Wort Rassismus für den Zusammenhang unpassend fand – und gegen „Lifestyle-Linke“ austeilte.

Es ist ein Buch, das innerhalb der Linken noch für viel Zündstoff sorgen dürfte: Sahra Wagenknecht von der Linkspartei hat den Anspruch, in ihrer Abhandlung „Die Selbstgerechten“ zu analysieren, warum ihre Partei – trotz der Schwäche der SPD – bei niedrigen Umfragewerten verharrt.

„maischberger. die woche“ mit Linken-Politiker Sahra Wagenknecht als Gast

Am Mittwoch war die 51-Jährige bei „maischberger. die woche“ zu Gast, um auszuführen, warum die gesellschaftliche Linke in Deutschland aus ihrer Sicht auf die falschen Themen setze und sich so selbst entkerne. Als Hauptgrund für eine Entfremdung vom Wähler hat sie die sogenannte Identitätspolitik ausgemacht.

In „Die Selbstgerechten“ schreibt sie von Identität als „Marotte“ und „skurrilen Minderheiten“, Sandra Maischberger hakte nach. „Ich meine natürlich nicht Menschen, die aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden“, stellte Sahra Wagenknecht klar. „Ich meine einen Diskurs, bei dem der ganze Ehrgeiz darein gesteckt wird, sich irgendwie von der Mehrheitsgesellschaft zu unterscheiden.“ So sei eine Diskussion darüber, ob es nun 60 oder 100 Geschlechter gebe, abgehoben. „In der Regel wissen die Leute gar nicht, warum sie plötzlich dann als rassistisch oder frauenfeindlich oder homosexuellenfeindlich geächtet werden.“ Eine Diskussion darüber, ob eine Weiße das Gedicht einer schwarzen Frau übersetzen dürfe, sei eine Verharmlosung von echtem Rassismus.

Sandra Maischberger ist irritiert: „Also man darf nicht-öffentlich rassistisch sein?“

Als aktuelles Beispiel wurde dann der Fall Jens Lehmann diskutiert. Der ehemalige Fußballnationalspieler verlor seinen Posten im Aufsichtsrat des Bundesligisten Hertha BSC Berlin, die Fernsehsender Sky und SPORT1 wollen ihn nicht mehr einladen. Er hatte in einer – offenbar aus Versehen an den Betroffenen selbst geschickten – Whatsapp-Nachricht den Ex-Fußballer Dennis Aogo als „Quotenschwarzen“ bezeichnet. „Ist das jetzt rassistisch?“, wollte Sandra Maischberger von ihrer Gesprächspartnerin wissen.

„Wenn er das in der Öffentlichkeit gesagt hätte, würde ich sagen, da ist eine Grenze überschritten, aber es war ja nicht für die Öffentlichkeit gedacht.“ Sandra Maischberger war irritiert: „Also man darf nicht-öffentlich rassistisch sein?“ Die Linken-Politikerin präzisierte, sie finde die Aussage „nicht okay, aber ob man gleich mit diesen Brachialmaßnahmen dagegen vorgehen muss – ich weiß es nicht.“ Die Ausweitung des Niedriglohnsektors würde auch sehr viele migrantisch geprägte Familien treffen, allerdings bliebe da ein Aufschrei aus. Sich umgekehrt aber auf Aussagen wie die von Jens Lehmann zu fokussieren und als „das Allerschlimmste“ zu fokussieren, das könne sie „nicht nachvollziehen“. Wenngleich Wagenknecht einräumte, den Begriff „Quotenschwarzer“ nicht für „sinnvoll verwendbar“ zu halten.

Dann holte Sandra Maischberger die „taz“-Kolumnistin Anna Dushime in die Diskussion, die einzige Schwarze in der Runde. Für sie sei Lehmann der „Verlierer der Woche“. Seine öffentliche Entschuldigung sei keine gewesen. In Richtung Wagenknecht machte Dushime deutlich: Viele Menschen seien durchaus in der Lage, sich mit mehreren Themen zu beschäftigen. Es sei „verkürzt und unehrlich“, zwei Themen wie Diskriminierung und soziale Ungleichheit gegeneinander auszuspielen. „Es kann doch nicht sein, dass Menschen, die nicht betroffen sind, entscheiden dürfen, ab wann reale Diskriminierung beginnt“, so Dushime. Es sei gut und wichtig, dass ein Bewusstsein geschaffen wurde. Rassismus würde nun mal nicht erst bei Gewaltverbrechen anfangen. Endlich würden Betroffene gefragt und Dinge, die vorher im öffentlichen Diskurs nicht als rassistisch galten, zu Recht als Rassismus benannt.

Sahra Wagenknecht: „Das ist dann ‚Lifestyle-links'“

Der allgemeine Diskurs in der gesellschaftlichen Linken ist nach Meinung von Sahra Wagenknecht von einer bestimmten, „woken“ Klientel geprägt. „In der Politik sollte man ja nicht nur akademische Debatten führen“, meinte die Politikerin. Diese gingen an den Problemen der meisten Menschen vorbei. „Ich finde diese Überheblichkeit, mit der man sich über soziale Belange hinwegsetzt, hat mit links nichts zu tun. Das ist dann ‚Lifestyle-links“. Gemeint sei ein relativ gut situiertes, meist akademisch gebildetes, in Großstädten lebendes Milieu. Dieses könnte das Fahrrad benutzen, würde aber gleichzeitig privilegiert auf Menschen herabsehen, welche auf dem Land einen Diesel fahren müssten.

Beispielsweise habe man als Akt der „Symbolpolitik“ – so Wagenknecht – bei Knorr die umstrittene „Zigeunersauce“ in „scharfe Sauce“ umbenannt, aber Mitarbeitern der Firma einen unfairen Tarifvertrag aufgezwungen. „Das ist in der ganzen Twitter-Blase und der ganzen Diskussion keine Erwähnung wert.“ Ihr sei es im Grunde völlig egal, wie diese Sauce nun heiße. Daraufhin wurde sie von der Moderatorin darauf hingewiesen, dass es dabei nicht um sie, sondern um Sinti und Roma ginge.

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Dieser Inhalt wurde news.de vonswyrl.tv zur Verfügung gestellt.

loc/news.de

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