Niko Griesert, 30, ist tatsächlich der erste "Bachelor", an dem ich Gefallen finde – oder eher: fand. Also auf den ersten Blick. Er sieht gut aus, wirkt nicht gekünstelt, sondern nahbar. Er hat keine fragwürdige Vergangenheit wie etwa Ex-"Bachelor" Sebastian Preuss. Niko ist irgendwie süß, vielleicht sogar ein bisschen schüchtern, wirkt normaler und bodenständiger als seine Vorgänger. Optisch ist der 30-jährige Sohn von Osnabrücks Oberbürgermeister genau mein Typ, zu hundert Prozent. Oder sogar mehr. Ob elegant im Anzug oder locker lässig im Hoodie, sogar seine Möchtegern-Hipster-Brille verzeihe ich ihm.
Und dennoch: Nach vier Folgen "Bachelor 2021" dämmert mir so langsam, dass Niko der für mich schlimmste "Bachelor" aller Zeiten sein könnte. Denn er macht genau das, was Generation Tinder macht: Er liebt alle Frauen, hält sich Hintertürchen offen, committed sich. Leider aber zu jeder Frau.
Und das ist ein ganz und gar toxisches Verhalten, das viele Frauen – ob beim "Bachelor" oder in der Realität – verletzt. Mehr noch: Es setzt einem zu, es beschäftigt und prägt einen nachhaltig, man kann daran kaputt gehen. So weit sind die "Bachelor"-Kandidatinnen aber natürlich noch längst nicht.
Niko will es allen Frauen recht machen – das kann nicht klappen
Ich will ihm keine Absicht unterstellen, aber Niko wird mit seiner Art ziemlich vielen Frauen ziemlich weh tun. Denn Niko liebt sie alle und will von allen geliebt werden. Und genau das ist die Krux. Alle Frauen sind "potenzielle Traumfrauen", mit allen kann er sich etwas vorstellen – und das sagt er auch jeder. Schmiert es jeder ums Maul – wie Honig, nur eben in Form von Wörtern. Oder er bringt sogar seine Lippen ins Spiel. In Folge vier hat er schon zwei Frauen geküsst, könnte damit sogar Massen-Knutscher Preuss übertrumpfen. Das erste Lippenbekenntnis mit Denise bereut Niko, hätte "diesen Kuss gerne einer anderen geschenkt", so sagt er selbst. Okay. Man knutscht ja manchmal einfach so aus Versehen. Passiert. Denise wird's schon verstehen. Oder auch nicht.
Heimliche Favoritin ist längst gefunden
Eigentlich hat Niko seine Favoritin nämlich schon längst gefunden, ihr hätte er jenen ersten Kuss vermutlich gerne geschenkt.
An Mimi hatte er sofort Interesse gezeigt. Sie lud er zum ersten Einzeldate ein, man seilte sich von einem Haus ab, gefolgt von einem romantischen Abend, samt tiefer Blicke, Kuscheleinheiten und liebevoller Worte. Oder war auch das nur Show? Mimi wird es irgendwann erfahren, bis dahin muss sie "ihrem" Niko noch dabei zusehen, wie er einer Frau nach der anderen Hoffnungen macht. Hoffnungen auf etwas Ernstes, denn das kann er sich offenbar mit vielen vorstellen.
Ist wirklich nur das Format schuld?
Niko ist Teil einer Show, die darauf aufbaut, dass ein Mann 20 Frauen Versprechungen macht, mit ihren Gefühlen spielt, sie hinhält. Um sie am Ende zu enttäuschen. So fragwürdig das Gesamtkonzept des TV-Formats "Bachelor", so bravourös spielt Niko seine Rolle. Zwar wähnt er sich selbst als "schlechtesten Bachelor aller Zeiten", ist aber im Grunde der beste. Für die Dynamik der Show, für das Entertainment, für die Einschaltquote.
Denn der brünette Traummann hat es perfektioniert, mit seiner Art alle Frauen um den Finger zu wickeln. Indem er sich verletzlich gibt, Gefühle – seien sie gespielt oder nicht – zeigt und dabei stets das sagt, was die jeweilige Date-Partnerin in dem Moment hören möchte. Jede Frau ist eine "potenzielle Traumfrau", jede "haut ihn um", Niko "mag" sie alle.
Vermutlich ist Niko Griesert genau deshalb der "Bachelor". Weil er Frauen vermitteln kann, einzigartig zu sein. Dumm nur, dass es so viele einzigartige Exemplare gibt. 20 sind es beim "Bachelor 2021", rund neun Millionen Single-Frauen sind es in ganz Deutschland. Alle einzigartig. Auf eine festlegen? Das wäre Zeitverschwendung – sowohl für "Bachelor" Niko Griesert als auch für das Gros männlicher Tinder-Nutzer.
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