Nach zweijähriger Pause sind in diesem Jahr endlich wieder Festivals möglich. DJ Alle Farben (36), der kürzlich seine neue Single "Let It Rain Down" veröffentlicht hat, ist "sehr glücklich, wieder unterwegs und auf den Bühnen zu sein", sagt er im Interview mit spot on news. Der Musikproduzent, der bürgerlich Frans Zimmer heißt, spricht neben seiner Arbeit auch über sein Sportprogramm und seine Leidenschaft zum Kochen: Der 36-Jährige kann sich sogar vorstellen, ein eigenes Restaurant oder einen Foodtruck zu eröffnen.
Ihre neue Single trägt den Titel „Let It Rain Down“. Wann hatten Sie zuletzt das Bedürfnis, alles von sich abwaschen zu wollen?
Alle Farben: Ich glaube, das Bedürfnis, alles von mir abwaschen zu wollen, hatte ich das letzte Mal mitten in der Pandemie. Der zweite Winter und der gefühlt zehnte Lockdown kamen und ich wusste nicht, wie es weitergeht. Da hätte ich am liebsten alles auf neu gesetzt. Zum Glück ging es ja dann doch sehr positiv weiter und wir können jetzt wieder Festivals spielen.
Gesungen wird die Single von PollyAnna. Was macht Ihre Stimme für Sie besonders?
Alle Farben: Die Stimme geht tief und ist besonders, weil sie einen sehr starken, prägnanten und eigenen Sound hat. Das fand ich beeindruckend und toll. Ich suche immer die besonderen Stimmen, das hört man auch bei Songs wie "She Moves", "Please Tell Rosie" oder "Bad Ideas".
Dieses Jahr sind endlich wieder Festivals möglich, Sie treten unter anderem beim World Club Dome oder dem Parookaville auf. Was bedeuten Ihnen diese Auftritte nach der langen Festival-Pause?
Alle Farben: Festivals bedeuten für mich mein Leben und das, was ich machen will. Ich möchte auftreten. Nach zwei Jahren bin ich sehr glücklich, wieder unterwegs und auf den Bühnen zu sein.
Gehen Sie auch privat gerne auf Festivals?
Alle Farben: Ich schaffe es privat kaum, auf Festivals zu gehen. Ich gehe gern mal auf ein Konzert. Durch meinen Job bin ich aber ja sehr viel auf Festivals unterwegs und bleibe dann gerne mal länger oder komme früher, wenn ich eine Band sehen möchte. Somit plane ich selten, mal privat auf ein Festival zu gehen.
Viele große Festivals werden häufig als nicht nachhaltig genug kritisiert. Wie viel Wert legen Sie privat und beruflich auf dieses Thema?
Alle Farben: Natürlich beschäftige ich mich mit diesem Thema. Wir fahren die meiste Zeit Zug, versuchen hier und da Sachen Flüge einzusparen. Ich selbst betreibe einen Blog, auf dem ich vorwiegend vegan koche. Es ist auf jeden Fall ein sehr präsentes Thema und daher natürlich auch etwas, was mich angeht.
Sie sind trotz Ihres großen Erfolgs auf dem Boden geblieben. Wie schaffen Sie es, so bescheiden und bodenständig zu bleiben?
Alle Farben: Ich bin geerdet geblieben durch mein Umfeld, meine Freunde, Familie und mein Team. Ich glaube, das ist der wichtigste Punkt daran. Auf der anderen Seite genieße ich natürlich auch gerne gutes Essen oder kleinen Luxus, wenn ich reise. Aber alles in allem fühle ich mich wohler, wenn ich geerdet bin und eher bodenständige Sachen mache.
Sie haben eine große Leidenschaft fürs Kochen und sich viele professionelle Skills angeeignet. Könnten Sie sich vorstellen, einmal ein eigenes Restaurant zu eröffnen?
Alle Farben: Ich liebe die Küche, das Kochen, die Kulinarik und alles, was damit zu tun hat. Natürlich kam schon der Gedanke, unter anderem ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Mitte der Pandemie stand auch auf dem Plan, einen eigenen Foodtruck zu eröffnen. Das sind alles Dinge, die ich nicht verworfen, aber definitiv erst mal aufgeschoben habe, solange ich wieder toure. Wenn ich ein Restaurant eröffne, dann möchte ich es auch richtig machen und nicht nebenbei. Ich würde mich darauf freuen, wenn es in der Zukunft klappen würde.
Pharrell Williams steht noch auf Ihrer Liste an Künstlern, mit denen Sie gerne zusammenarbeiten würden. Ist aus diesen Plänen schon etwas geworden?
Alle Farben: Leider nach wie vor nicht. Ich denke, ich würde auch nicht an ihn herantreten, bevor ich nicht den richtigen Song habe. Ich arbeite natürlich viel im Studio, auch in den letzten Monaten und Jahren. Es gab immer mal wieder Ideen, die in die Richtung gehen könnten. Aber ich habe den Schritt noch nicht gemacht, ich fühle mich noch nicht bereit. Sobald aber der richtige Song da ist, werde ich es angehen und ihn fragen.
Nach Ihrem ersten großen Erfolg mit „She Moves“ 2014 haben Sie einen Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weiterging. Sie haben die Notbremse gezogen und eine Pause gemacht. Was haben Sie aus dieser Zeit für Ihr späteres Leben gelernt?
Alle Farben: Niemand kann einen wirklich auf den Erfolg vorbereiten. Man ist am Anfang überfordert. Die Leute, die es geschafft haben und großen Erfolg haben, sind mit sich beschäftigt. Und die Leute um einen herum oder die Leute, die es nicht geschafft haben, können einem nur schwer erklären, wie es ist. Es gibt zwar viel Literatur darüber. Aber trotzdem: Wenn etwas so schnell geht, muss man erst mal damit umgehen können. Jetzt im Rückblick würde ich sagen: Es war ein Lernprozess, der sehr gut gegangen ist. Ich glaube, der hätte auch in eine andere Richtung gehen können, wie man es bei anderen Künstlern gesehen hat.
Sie haben in dieser Zeit auch Ihre Ernährung umgestellt, keinen Schnaps mehr getrunken und mehr Sport getrieben. Halten Sie das weiterhin bei?
Alle Farben: Ja. Ich ernähre mich gut und trinke nach wie vor keinen Schnaps. Sport ist bei mir sogar noch an eine höhere Stelle getreten als damals. Ich bin sehr gerne unterwegs und mache Sport, vom Fitnessstudio über Klettern bis hin zu Squash. Ich habe auch sehr viel Freude daran, Sport mit anderen zu machen, ob mit anderen Künstlern oder Kollegen. Es ist auf jeden Fall ein ganz großes Hobby geworden.
Auf was achten Sie bei Ihrer Ernährung und Ihrem Sportprogramm?
Alle Farben: Beim Sport ist es mir wichtig, Bewegung und Spaß daran zu haben. Da ist es manchmal gar nicht so wichtig, dass es jeden Tag dieselbe Intensität oder Effektivität hat. Es geht darum, dass ich mich dabei wohl und gesund fühle. Bei der Ernährung achte ich darauf, dass es ausgewogen ist. Es darf auch ruhig mal ein Burger oder eine Pizza sein. Aber auf der anderen Seite gibt es bei mir sehr viel Gemüse zu Hause. Ich schaue, dass ich immer was Frisches dabeihabe. Das ist auf Reisen gar nicht so einfach. Aber den Weg gehe ich ganz gut, würde ich sagen.
Vor der Pandemie haben Sie mehr als 150 Shows pro Jahr gespielt, dann kam zeitweise der völlige Stillstand. Wie ist es für Sie, jetzt wieder voll durchzustarten?
Alle Farben: Ich würde gerne wieder so durchstarten. Allerdings ist das Booking noch ein bisschen zaghaft. Manche Festivals gibt es ja auch gar nicht mehr. Im Jahr 2019 waren es schon nur gute 100 Shows. Ich denke, das wäre auch wieder mein Ziel, um die 100 Shows zu spielen. Dieses Jahr kommen wir auf etwa 80, also sind wir dem schon wieder sehr nah.
Viele sind in der Pandemie achtsamer geworden. Nehmen Sie sich nach Corona nun häufiger Auszeiten nur für sich, Ihre Familie und Freunde?
Alle Farben: Ich habe mir auch schon vor der Pandemie Zeit für Freunde und Familie genommen. Darauf setze ich auch einen wichtigen Fokus, mein Umfeld ist mir wichtig. Die Pandemie hat mir natürlich mehr Zeit gegeben, aber das heißt nicht, dass mein Umfeld mehr Zeit hatte. Von daher hat sich da für mich nicht viel geändert. Ich hatte die Achtsamkeit auch schon vorher.
Anfang Juni feiern Sie Ihren Geburtstag. Nehmen Sie sich etwas Besonderes vor? Was wünschen Sie sich?
Alle Farben: Zum Geburtstag wünsche ich mir, einfach nur möglichst viele Freunde zu sehen. Ich spiele am Vorabend beim World Club Dome. Das heißt, ich werde auch dort reinfeiern und dann in den Wochen darauf nach und nach Freunde treffen und die Geselligkeit nachholen. Ich freue mich schon sehr darauf und habe mir nichts vorgenommen. Ich möchte einfach nur schön feiern.
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