Die epische, 2019 zu Ende gegangene Fantasy-Serie "Game of Thrones" und ihr gegenwärtig erscheinendes Prequel "House of the Dragon" sind auf vielerlei Arten miteinander verbunden. Nicht nur geht es in "House of the Dragon" um die Vorfahren von "GoT"-Hauptfigur Daenerys Targaryen (Emilia Clarke, 35), auch spielt ein Großteil der Serie in Königsmund, der Hauptstadt der Sieben Königslande. Wie in der Mutterserie wird selbstverständlich auch in "House of the Dragon" intensiv um den exklusiven Platz auf dem Eisernen Thron gerungen.
Eine ganz besondere Verbindung zwischen den beiden Erfolgsserien stellt jedoch die sogenannte Prophezeiung um den "Prinz, der verheißen wurde" dar. Bei "Game of Thrones" versteht sich Daenerys als die "Prinzessin, die verheißen wurde", eine Messias-Figur, die Westeros vereinen und gegen die drohende Gefahr aus dem Norden durch die Weißen Wanderer beschützen wird. Bereits in der ersten "House of the Dragon"-Episode hingegen erzählt König Viserys Targaryen (Paddy Considine, 49) seiner Tochter Prinzessin Rhaenyra (damals: Milly Alcock, 22) von besagter Prophezeiung. Sein Ahnherr Aegon, der Eroberer von Westeros, träumte nämlich dereinst von den Weißen Wanderern und dem Tod aus dem Eis – und dieses Wissen wird seit Generationen innerhalb der Herrscherfamilie weitergegeben.
Ironischerweise führt nun in der zuletzt erschienenen achten "House of the Dragon"-Folge genau diese Vorhersage rund um ein vereintes Westeros zur unüberbrückbaren Spaltung der Sieben Königslande. Was ist passiert?
Achtung, Spoiler zu Episode acht von „House of the Dragon“
In der neusten Folge der HBO-Serie steht König Viserys kurz davor, seinen letzten Atemzug auszuhauchen. Ein Familienessen mit den beiden verfeindeten Parteien, seiner Frau Lady Alicent Hohenturm (Olivia Cooke, 28) ihren Kindern sowie ihrem Vater Ser Otto (Rhys Ifans, 55) sowie Prinzessin Rhaenyra (jetzt: Emma D'Arcy, 30), ihren Kindern und ihrem zweiten Ehemann Prinz Daemon Targaryen (Matt Smith, 39) hat den schwer kranken König jeglicher verbliebenen Lebenskraft beraubt.
In seinen Gemächern siecht der an einer Form der Lepra erkrankte Viserys vor sich hin. Seine Ehefrau Alicent gibt ihm zur Schmerzlinderung den Halluzinationen auslösenden Mohnblumensaft. Viserys denkt aber, dass Alicent in Wahrheit Rhaenyra ist. Seine erstgeborene Tochter und designierte Nachfolgerin hält er für "Die Prinzessin, die verheißen wurde". Der konfuse Viserys erklärt der anwesenden Alicent: "Du bist es. Du bist die Verheißung. Du musst es tun."
An dieser Stelle ereignet sich nun eines der womöglich folgenschwersten Missverständnisse in der Geschichte von Westeros. Denn während der sterbende König Viserys eigentlich von seinem Vorfahren Aegon dem Eroberer und dessen prophetischem Traum spricht und mit den Worten "Du bist die Verheißung" seine Tochter Rhaenyra meint, denkt die zuhörende Alicent, dass Viserys ihren gemeinsamen Sohn Aegon Targaryen (Ty Tennant, 20) meint. Königin Alicent versteht Viserys' Aussage als Aufforderung, Aegon anstelle von Rhaenyra auf den Eisernen Thron zu bringen, um das Königreich zu retten.
Neben dem extrem schlechten Gesundheitszustand des sterbenden Königs begünstigt das Missverständnis die Tatsache, dass es in Westeros schlicht zu viele Aegons gibt.
Missversteht Alicent ihren Ehemann tatsächlich?
Nun ließe sich an dieser Stelle der Serie "House of the Dragon" auch annehmen, dass Königin Alicent ihren dahinsiechenden Ehemann in Wahrheit gar nicht missversteht, sondern nur hört, was sie hören möchte. Doch Geeta Patel (46), die Regisseurin der achten "House of the Dragon"-Episode, widerspricht dieser Lesart im Interview mit dem "Hollywood Reporter".
"Die Absicht war, dass [Alicent] aufrichtig denkt, dass [Viserys] ihr sagte, dass ihr Sohn der Thronerbe sein wird", erklärt Regisseurin Patel. Sie habe in dieser Schlüsselszene die "Verletzlichkeit und Unschuld in Alicent" zeigen wollen. Die Figur habe mehr an "das Mädchen, mit dem wir in Episode eins aufgewachsen sind" erinnern sollen. Und tatsächlich schienen Alicent und ihre einstige Jugendfreundin Rhaenyra kurz zuvor in Folge acht einer Annäherung und Versöhnung näher als in all den vorangegangenen Jahren.
Dass dann eine Prophezeiung, die das Reich einen soll, als Katalysator für den kommenden Bürgerkrieg und die folgende Spaltung von Westeros dient, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Doch schließlich liegt es auch in der Natur von notorisch mehrdeutigen Prophezeiungen, dass sie oftmals und auf alle erdenklichen Arten missverstanden werden.
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