Berlin (dpa) – Hat sie es getan – oder nicht? 25 Jahre nach dem Tod eines Jungen, für den sie verantwortlich gemacht wird, kehrt Myrtle „Tilly“ Dunnage in ihren verschlafenen australischen Heimatort zurück.
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Ihre Mutter ist mittlerweile etwas verwirrt und verwahrlost, Tilly (Kate Winslet) selbst ist in Paris längst eine versierte Schneiderin geworden. Und doch treibt sie die Frage um: „Habe ich einen Mord begangen?“ Für die Einheimischen ist die Antwort klar. Wie Tilly in „The Dressmaker – Die Schneiderin“ aufrecht und unbeirrt nach der Wahrheit sucht, zeigt Arte am Freitag (11.6.) ab 20.15 Uhr.
Schon optisch passt Tilly nach ihrer Rückkehrer 1951 nicht in das kleine Dorf und zu seinen schrulligen Bewohnern mit staubverschmierten Gesichtern. Im knallroten Kleid steht sie am Rand des Footballfeldes, die roten Lippen halten die Zigarette, an der sie genüsslich zieht, während die Spieler völlig von Sinnen sind. Eine selbstbewusste, starke Frau, die wie aus einer anderen Welt wirkt inmitten der farblosen Gestalten.
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Für den Rest des Dorfes nur ein Grund mehr, dass Tilly besser so schnell wie möglich wieder verschwindet. Bis sich das Blatt wendet und die erste Frau erkennt, dass sie sich irrt, wenn sie sagt: „Ein Kleid kann gar nichts verändern!“ Kleidungsstück um Kleidungsstück näht Tilly sich ins Sozialgefüge zurück – und bekommt Hinweis um Hinweis darauf, was damals wirklich geschah, an jenem Tag vor 25 Jahren, als sie noch ein Kind war und ein anderes Kind starb.
Regisseurin Jocelyn Moorhouse nannte den Film bei seinem Erscheinen 2015 einen „Magischen-Realismus-Spaghetti-Western“. Da kommt Tilly mitten in der Nacht im Dorf an, steht auf der dunklen Straße, zieht an ihrer glühenden Zigarette und sagt dann trocken: „Ich bin zurück, ihr Mistkerle.“ Zarte Trommeln und Glockenschläge sind zu hören. Statt einem Colt hat sie aber ihre Nähmaschine im Gepäck. Als später die Konkurrentin im Duell um Geschmack und die Herzen der Dorfbewohner ankommt, sieht sie Frauen in extravaganter Abendkleidung beim Dorfklatsch oder dem Glühbirnenwechsel.
Das unterhaltsame Historiendrama spielt mit Elementen von Persiflage, Drama und Liebesgeschichte und basiert auf dem gleichnamigen australischen Bestseller von Rosalie Ham. Neben der starken Kate Winslet bleiben auch Judy Davis als ihre Filmmutter Molly und Liam Hemsworth als ehemaliger Mitschüler, der zarte Bande mit der Ausgestoßenen knüpft, in Erinnerung. Bei den australischen AACTA (Australian Academy Awards) 2015 wurden Winslet und Davis für ihre Rollen als beste Haupt- bzw. Nebendarstellerin ausgezeichnet.
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