Die Filmhighlights von 2022

Ob fantastisch, komisch, realistisch, dramatisch oder schlichtweg bombastisch: Filme können auf so mannigfache Art und Weise für Ekstase und offene Münder beim Publikum sorgen. Stellvertretend für die vergangenen zwölf Monate folgt ein Dutzend Filme, das uns 2022 genau diese Mischung an Begeisterung geliefert hat.

„The Batman“

Es stimmt: Die Nacht ist am dunkelsten vor der Dämmerung. Das zeigt die bockstarke Tour de Force, die "The Batman" von Matt Reeves (56) geworden ist. Denn am Ende der spannenden, mit drei Stunden aber zu langen Kriminalgeschichte im Film-Noir-Stil geht nicht nur endlich die Sonne über Gotham auf – und mit ihr eine potenziell rosige Zukunft für weitere Teile mit Robert Pattinson (36). Auch dämmert Bruce Wayne aka Batman seine vielleicht wichtigste Erkenntnis: Nicht Vergeltung ist das, was die meisten Menschen wollen, sondern Hoffnung.

„The Northman“

Trugen sich "The Witch" und "Der Leuchtturm" von Robert Eggers (39) noch kammerspielartig mit wenigen Darstellerinnen und Darstellern an einem bestimmten Ort zu, durfte er sich mitsamt seinen Tugenden im Gepäck dank "The Northman" endlich auch in größerem Maßstab austoben. Und das tat Eggers auf epochale Weise, erzählerisch, optisch und bildsprachlich. Verrat und Intrige, Sühne und Vergeltung, Schlachten und Mystik – eine Wikinger-Geschichte im Shakespeare-Gewand.

„Everything Everywhere All at Once“

Der Science-Fiction-Film "Everything Everywhere All at Once" demonstrierte eindrucksvoll, wie spannend das Reisen durch Paralleluniversen sein kann – im Gegensatz zu einem gewissen Doctor Strange aus dem Marvel-Kosmos. Michelle Yeoh (60) als zentrale Figur(en) der verworrenen Handlung hat mit "Everything Everywhere All at Once" ein Meisterstück abgeliefert. Der Film selbst ist eine einzigartige Reizüberflutung – das "alles überall auf einmal" im Titel kommt nicht von ungefähr…

„Top Gun: Maverick“

Das moderne Kino muss nicht nur aus Marvel und schwerfälligen Dramen bestehen – diese Lehre prügelte uns "Top Gun: Maverick" nebst Hauptdarsteller Tom Cruise (60) mit Überschallgeschwindigkeit ein. Im Vorfeld des Streifens mehrten sich die Zweifel daran, ob der überstilisierte, zuweilen unfreiwillig komische Action-Bombast aus den 80ern seinen Weg in die Gegenwart finden kann, ihn überhaupt finden darf. Wer nach "Top Gun: Maverick" mit wackligen Adrenalin-Beinen aus dem Kino torkelte, der sagte fast einstimmig: Er kann und er darf.

„Nope“

2017 gelang Jordan Peele (43) mit dem cleveren sozialkritischen Horrorstreifen "Get Out" der große Wurf. In vier der "Big Five"-Kategorien wurde der Film bei den Oscars nominiert, am Ende ging Peele mit dem Goldjungen für das "Beste Drehbuch" nach Hause. Ein wenig mag sich die Formel des Filmemachers über "Wir" nun hin zu "Nope" zwar abgewetzt haben. Dennoch erschuf Peele gemeinsam mit seinem erneuten Hauptdarsteller Daniel Kaluuya (33) damit einen spannenden Streifen, der schlichtweg grandios aussieht und sich nicht nur auf das Genre des Horrorfilms beschränken will.

„Im Westen nichts Neues“

Die Netflix-Verfilmung von "Im Westen nichts Neues" ist der deutsche Oscar-Kandidat. Gut, das allein heißt noch nichts. Doch in der Tat ist es Edward Berger (52) gelungen, die mehrfach verfilmte Geschichte von Erich Maria Remarque (1898-1970) in ein tricktechnisch modernes Gewand zu hüllen, ohne das Gezeigte – das wäre der Kardinalsfehler – zu glorifizieren. Es heißt immer, es gebe keine Anti-Kriegsfilme, nur Kriegsfilme. Einmal mehr beweist "Im Westen nichts Neues", dass das nicht stimmt.

„Smile“

Wirklich eine Horror-Sensation oder nur wieder eine dieser typischen PR-Aktionen, die allen Ernstes vorzeitig aus dem Kino gehende Zuschauer als etwas Gutes verkaufen wollen? Nein, mit "Smile" ist nicht der heftigste Horrorfilm aller Zeiten erschienen – wer das glaubt, kann noch nicht viele Filme dieser Gattung gesehen haben. Sehr wohl aber ist "Smile" einer dieser Filme, wie zuletzt etwa "It Follows" oder "Don't Breathe", die im positivsten aller Sinne grauenvoll sind und sich als überraschend gut entpuppten.

„Glass Onion: A Knives Out Mystery“

Mit seinem Whodunnit-Geniestreich "Knives Out" erschuf Rian Johnson (49) einen ebenso cleveren wie trickreichen Krimifall. Auf die charmante Chemie zwischen Daniel Craig (54) als neuer (womöglich queerer) Kultkommissar Benoit Blanc und Ana de Armas (34) muss leider im zweiten Teil "Glass Onion" verzichtet werden. Auch der neue Fall selbst von Blanc kann nicht mit dem Erstling mithalten und wirkt zuweilen arg konstruiert. Doch zugleich vermochten es wenige Filme 2022, für so eine schräge Form der Unterhaltung wie "Glass Onion" zu sorgen, bei der lauthals im Kino (oder via Netflix) gelacht werden konnte.

„Black Panther: Wakanda Forever“

Es war kein leichter Spagat, der vor den Machern von "Black Panther: Wakanda Forever" lag. Der Blockbuster hält das Vermächtnis seines verstorbenen Hauptdarstellers Chadwick Boseman (1976-2020) in Ehren und bietet zugleich das gewohnte Marvel-Actionfeuerwerk. Nach einigen eher durchschnittlichen Werken wie beispielsweise "Eternals" oder "Thor: Love and Thunder" fanden die Marvel Studios wieder zurück in die Erfolgsspur.

„The Menu“

Ralph Fiennes (60) und "Das Damengambit"-Star Anya Taylor-Joy (26) in einer tief schwarzhumorigen Abrechnung mit ungerechten sozialen Strukturen, dargestellt am zuweilen arg prätentiösen Kult um Kulinarik? Das klang köstlich und war es auch! Ähnliche Filme, wenn auch in deutlich anderem Setting ("High Rise", "Snowpiercer"), nahmen sich der Dekadenzkritik ebenfalls sehenswert an. Doch bei "The Menu" wird sogar noch mit einer Prise "Squid Game" abgeschmeckt.

„Elvis“

Die bis zum Anschlag auf Style gedrehte Optik eines Buz Luhrmann (60) muss man mögen, die wenig gelungene Maske von Tom Hanks (66) dulden – dann kommen mit "Elvis" wahrlich nicht nur Fans des King of Rock 'n' Roll auf ihre Kosten. Natürlich leidet auch der Film über Elvis Presley (1935-1977) an sämtlichen Krankheiten, die mit dem Genre des Musiker-Biopics einhergehen – nur zu häufig gibt's etwa die Rechte an der Musik des jeweiligen Stars nur entgegen einer gewissen Weichzeichnung dessen Werdegangs. Zudem muss Austin Butlers (31) Mut honoriert werden, in die Titelrolle geschlüpft zu sein – das Elvis-Fanlager richtet mit argwöhnischer Strenge.

„Avatar: The Way of Water“

Auch der zweite Teil von "Avatar" mag zwar das Dramaturgie-Rad nicht neu erfinden. Jedoch bietet er einmal mehr eine bildgewaltige Flucht aus dem zuweilen so grauen Schrecken des Alltags, der uns die vergangenen Monate fest im Griff hatte und wohl auch noch die kommende Zeit nicht lockerlassen wird. Da stört es noch nicht einmal, dass der Film mit über drei Stunden eigentlich viel zu lange ausgefallen ist. Man kann "Avatar: The Way of Water" vieles vorwerfen. Doch zeigt er wie in diesem Jahr sonst nur "Top Gun: Maverick", warum Filme ins Kino gehören.

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