Berlin (dpa) – Kurz nach seinem Amtsantritt als britischer Premierminister steht Winston Churchill im Frühsommer 1940 vor sehr schweren Entscheidungen. Adolf Hitlers Armeen überrennen Westeuropa und bedrohen Großbritannien.
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Churchills politische Gegner setzen ihn unter Druck, mit Nazi-Deutschland über einen Frieden zu verhandeln. Doch der Staatsmann riskiert die Evakuierung der britischen Truppen aus Dünkirchen und nimmt dafür selbst hohe Verluste in Kauf. „Die dunkelste Stunde“ läuft in der Nacht zu Mittwoch um 0.15 Uhr im ZDF.
Die Hauptrolle als politisches Schwergewicht übernimmt Gary Oldman. Eigentlich hat der Schauspieler keine Ähnlichkeit mit dem britischen Staatsmann. Doch seine täuschende glaubwürdige Verwandlung mit Hilfe von Maskenbildner-Spezialeffekten galt schon vor Filmstart als auszeichnungswürdig – Oldman gewann 2018 einen Oscar und einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller. Auch die Maskenbildner nahmen einen Oscar mit nach Hause. Zu Recht: Oldman gibt überzeugend den mal mürrisch-depressiven, oft nuschelnden und zunehmend isolierten Premierminister. Gary Oldman verschwindet fast völlig unter den Polsterschichten – doch seine Manierismen wirken lebensecht.
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Sechs Monate dauerten die Tests mit Make-up und Fettprothesen. Gleichzeitig entwickelten Regisseur Joe Wright und sein Hauptdarsteller die Rolle in allen Einzelheiten. „Churchill rauchte eine Menge Zigarren und trank viel. Deshalb war sein Atmen sehr spezifisch“, erzählte Regisseur Joe Wright 2018 der Deutschen Presse-Agentur. „Dann begannen wir darüber zu diskutieren, wie er ging – zielgerichtet, mit Energie und Dynamik.“
Die berühmten Reden des begnadeten Rhetorikers und späteren Literaturnobelpreisträgers setzen die Höhepunkte des Films, aber verraten auch seine Schwäche: Die langatmige Rhetorik seines legendären „Blut, Schweiß und Tränen“ erinnert an eine Geschichtsstunde; vieles wird über Worte statt Bilder erzählt. Nur wenn der Film aus der wunderschön stilisierten Isolierung der unterirdischen Kommandozentrale ausbricht, erhaschen wir kurze Blicke auf die stille Verzweiflung der britischen Soldaten und den Durchhaltewillen der Londoner Bevölkerung.
Regisseur Wright ist für seine elegante Filmästhetik bekannt: In „Abbitte“ zeigte er in einer unvergesslichen Sequenz das Grauen des Kriegs am Strand von Dünkirchen. In „Die dunkelste Stunde“ erzählt er diese Geschichte aus anderer Perspektive – als Polittheater – und verknüpft es mit Churchills Biografie. Den Staatsmann verkörpert zwar Oldman. Doch vor allem Kristin Scott Thomas als seine Frau Clementine und Lily James als junge Privatsekretärin schaffen es, die Legende greifbar zu machen und mit manchmal beißendem Humor den Menschen Churchill vom Mythos zu trennen.
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