Das macht ihr an Social Media Angst

Mit ihrer sanften Stimme und den emotionalen Texten sang sich die gebürtige Kasselerin LEA (29) innerhalb kürzester Zeit in die Herzen von Millionen. Am Freitag (5. November) erscheint ihr mittlerweile viertes Album. In "Fluss" verarbeitet die Singer-Songwriterin persönliche Erlebnisse – positive sowie negative. Die Musik sei ein Ventil für ihre Gefühle, "wenn ich darüber geschrieben habe, kann ich besser abschließen", verrät die Sängerin. Zudem spricht LEA im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news über die Gefahren von Social Media, inwiefern sie unter Selbstzweifeln leidet und was sie an Castingshows nicht leiden kann.

Ihr neues Album trägt den Titel „Fluss“. Ist bei Ihnen momentan alles im Fluss?

LEA: Ich habe das Gefühl, das Leben ist ständig im Fluss. Es gibt keinen Tag, an dem es stillsteht. Selbst in der verrückten Corona-Pandemie. Die letzten sechs oder sieben Jahre meiner musikalischen Karriere waren sehr aufregend. Es ist wahnsinnig viel passiert. Jeder Tag in meinem Leben ist anders.

In dem gleichnamigen Song besingen Sie das Ende einer Beziehung oder einer Freundschaft. Was hat Sie zu diesem Track inspiriert?

LEA: Der Song ist mir sehr wichtig. Ich beschreibe das Ende der Freundschaft mit meiner besten Schulfreundin. Es ging mir damals sehr nahe und auch heute beschäftigt es mich noch. Es gab keinen richtigen Grund für das Ende der Freundschaft. Es gab keinen großen Streit, wir haben uns einfach voneinander entfernt. Ich habe sehr lange nicht verstanden, warum wir nicht mehr befreundet sind. Aber ich bin dankbar für Zeit mit ihr, für diese Freundschaft. Ich vermisse sie zwar, aber ich kann es heute besser akzeptieren. Ich bin nicht mehr wütend oder enttäuscht. Es soll einfach nicht mehr sein. Freundschaften zerbrechen und neue entstehen.

Sie singen darin „Ich weine einen Fluss aus Tränen“. Sind Sie nahe am Wasser gebaut?

LEA: Das kommt auf das Thema an. Aber generell bin ich ein sehr emotionaler Mensch. Das merkt man auch an meinen Liedern. Die Musik ist für meine Gefühle ein Ventil. Ich verarbeite dadurch vieles, was mir emotional nahe geht. Wenn ich darüber geschrieben habe, kann ich besser abschließen.

„Swimmingpool“ handelt davon, jemand anderes zu sein. Sind Sie mit sich im Reinen? Gibt es etwas, dass Sie gerne an sich ändern würden?

LEA: Auf Social Media ist man ständig mit dem Leben anderer konfrontiert. Ein scheinbar perfektes Leben, was natürlich nicht der Realität entspricht. Social Media ist Fluch und Segen zugleich. Ich kann meine Musik präsentieren und mit Fans in Kontakt bleiben. Aber es macht mir auch Angst. Man kann darin verloren gehen und Selbstzweifel entwickeln.

Ich habe vor Kurzem etwas Wichtiges von einem Freund gelernt. Wenn du eine Eigenschaft an jemand anderem bewunderst, dann darfst du diese nicht als etwas Alleinstehendes betrachten. Stattdessen solltest du dich immer fragen: Möchte ich mit dem Menschen komplett tauschen? Nur das wäre eine faire Annahme. Denn einen Menschen muss man als Gesamtpaket betrachten. Dann merkt man meistens schnell: Ich bleibe lieber ich selbst.

Haben Sie manchmal Selbstzweifel?

LEA: Ich bin nicht frei davon. Das ständige Vergleichen auf Social Media spielt dabei eine Rolle. Ich versuche mich davon zu lösen. Weil ich weiß, dass es ungesund ist und vieles auf Instagram und Co. nicht der Realität entspricht.

Wie schaffen Sie es, sich davon zu lösen?

LEA: Ich versuche, nicht zu viel Zeit auf den Plattformen zu verbringen. Ich poste nicht alles, was ich mache. Ich teile viel, wenn es um die Musik geht. Ich überlege aber nicht den ganzen Tag, was ich als Nächstes posten könnte. Allerdings war das nicht immer so. Ich habe eine gewisse Zeit lang mein ganzes Leben nur noch durch eine Social-Media-Brille gesehen. Immer überlegt, was cool aussehen würde. Ich habe aber schnell gemerkt, wie ungesund das ist. Deshalb zeige ich weniger Privates, um mehr Privatsphäre zu haben. Ich bin seitdem zufriedener und beschäftige mich mehr mit mir selbst.

„Dicke Socken“ ist eine Art Liebeslied an Ihre Eltern. Welche Rolle spielen Ihre Mutter und Ihr Vater in Ihrem Leben?

LEA: Die Familie ist mir sehr wichtig. Ich wohne jetzt in Berlin, aber für mich bleibt Kassel meine Heimatstadt. Ich bin dort groß geworden und verbinde viele Geschichten damit. Mir sind die Stadt und die Menschen dort sehr wichtig. Ich versuche, alle eineinhalb bis zwei Monate für ein paar Tage nach Hause zu fahren.

Meine Eltern waren immer für mich und meine Schwester da. Haben immer versucht, uns alles zu ermöglichen. Sie haben darauf gehört, was wir wollen und hatten keine vorgefertigten Pläne für uns. Ohne meine Eltern würde ich heute keine Musik machen. Mit sechs Jahren habe ich mit Klavierstunden angefangen, zu Hause wurde immer viel Musik gemacht. Das hat meine Kindheit und Jugend geprägt.

Für wen gehen Sie durch jedes „Gewitter“?

LEA: Der Song ist für einen ganz besonderen Menschen. Es ist eine Liebeserklärung und ich wollte der Person einfach Danke sagen.

Wie gehen Sie mit Gegenwind um?

LEA: Ich will natürlich, dass den Leuten meine Musik gefällt. Gegenwind ist immer unangenehm. Aber ich versuche, mir treu zu bleiben. Ich stehe zu 100 Prozent hinter meinen Songs. Wenn das nicht so wäre, könnte mich der Gegenwind schnell umschubsen.

Sie waren vergangenes Jahr als Gastcoach im Team von Nico Santos bei „The Voice of Germany“ zu sehen. Könnten Sie sich vorstellen, selbst auf dem Drehstuhl Platz zu nehmen?

LEA: Ich bin mir nicht sicher. Ich selbst komme nicht von der Casting-Ecke. Allerdings finde ich es spannend, Leute an die Hand zu nehmen und zusammen an ihrer Musik zu arbeiten. Daran bin ich interessiert. Ich mag es allerdings nicht, Menschen zu bewerten und werde auch nicht gerne bewertet. Deshalb habe ich nie an einer Castingshow teilgenommen. Ich mag es nicht, wenn mir jemand sagt, was ich anders machen soll. Aber generell finde ich es ein spannendes Format.

Sie haben es nicht über eine Castingshow versucht, sondern wurden mithilfe von YouTube bekannt. Würden Sie jungen Musikern heute empfehlen, es über soziale Medien zu versuchen?

LEA: Dank Social Media kann man ohne großes Label seine Musik präsentieren. Dadurch ist man sehr selbstbestimmt. Deshalb würde ich es jedem raten. Das Allerwichtigste ist, seine eigenen Texte zu schreiben. Denn dadurch hebt man sich von der Masse ab. Für die Karriere ist es unerlässlich, etwas Neues und Eigenes zu schaffen.

Sie feiern nächstes Jahr Ihren 30. Geburtstag. Inwiefern macht Ihnen die Zahl Angst?

LEA: Es ist ein komisches Gefühl. Früher als Kind dachte ich: 30-Jährige sind erwachsen, stehen im Leben und haben alles erreicht. Jetzt kommt man selbst in das Alter und fühlt sich wie eine 16-Jährige. Aber ich bin dankbar, ich hatte bisher ein sehr erfülltes Leben. Ich versuche, mich von der Zahl nicht stressen zu lassen.

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