An Peinlichkeit nicht zu überbieten

Es sollte ein großer Abend werden für Das Erste. Doch der Auftakt von Barbara Schönebergers „Verstehen Sie Spaß?“-Debüt misslang. Für den Sender könnte das zu einem Problem werden.

Die ARD weiß ganz genau, um was es geht. „In der Showunterhaltung trifft man nicht viele Frauen an“, hatte der ehemalige Senderboss Volker Herres vor zwei Jahren in einem Interview in der „Bild“ geurteilt und damit für viel Wirbel gesorgt. Ihm falle keine Moderatorin ein, die „die große Samstagabend-Show“ präsentieren könne und mit „Empathie und Zugewandtheit so große Mehrheiten für sich begeistert“. 

Nur einen Namen nannte der inzwischen abgelöste Programmdirektor damals: Barbara Schöneberger. Der größte Senderverbund Deutschlands: blank. Lediglich eine Frau im ARD-Showgeschäft, die massenkompatibel ist? Eine erstaunliche öffentliche Diagnose und ein Armutszeugnis – sollte es denn stimmen. (Liebe Grüße gehen raus an Carolin Kebekus!)  

Viel verändert hat sich jedenfalls nicht in den letzten zwei Jahren. Das Erste wirkt nach wie vor alt und männlich. Die Ablösung von Guido Cantz durch Barbara Schöneberger bei „Verstehen Sie Spaß?“ konnte nun als erster Schritt in die richtige Richtung gewertet werden. Denn Tatsache ist: An der 48 Jahre alten Fernsehmoderatorin gibt es kein Vorbeikommen. Sie ist Aushängeschild, Allzweckwaffe und Alleskönnerin in einer Person – und inzwischen existiert kaum eine Show im deutschen Fernsehen, die noch NICHT von Schöneberger moderiert wurde.

Ihre Dauerpräsenz über Sendergrenzen hinweg – vom Eurovision Song Contest bis hin zum RTL-Format „Denn sie wissen nicht, was passiert“ – mag so manchem Zuschauer auf die Nerven gehen. Aber die Fähigkeiten einer charismatischen TV-Persönlichkeit mit Strahlkraft können ihr nicht abgesprochen werden. 

Das hat die gebürtige Münchenerin am Samstagabend bei „Verstehen Sie Spaß?“ erneut unter Beweis gestellt. Sie brillierte als souveräne, zugewandte Gastgeberin, moderierte in schlagfertiger, launiger Unterhaltungsmanier und führte gekonnt durch die dreistündige Liveshow. 

Wäre da nicht dieser Auftakt gewesen. Der ging gründlich in die Hose. Fernsehzuschauer an den TV-Geräten im Wohnzimmer, die das lineare Programm der ARD empfingen, sahen Schöneberger zwar – hörten aber fast fünf Minuten lang gar nichts. Im Livestream des Senders war es nicht viel besser. Zwar kamen Zuschauer dort zumindest in den Geschmack des Opening-Songs „This Is the Greatest Show“. Doch als Barbara Schöneberger anschließend das Publikum begrüßen wollte, herrschte in der Mediathek ebenfalls Stille. 

Die versteckte Kamera ist nicht der Trumpf

Was für eine Peinlichkeit. Da hat die ARD endlich ihre offenbar einzige große Moderatorin im Programm und versemmelt es. Wer auch immer Schuld hatte an der Misere: Schlimmer hätte das Schöneberger-Debüt kaum starten können. Da half auch keine Entschuldigung. „Dieser technische Fehler tut uns sehr leid“, erklärte eine Sendersprecherin auf t-online-Anfrage. Doch: live ist live. 

„Verstehen Sie Spaß?“ besteht zu einem Großteil aus bereits zuvor produzierten Einspielfilmen. Sie sind der Spaßfaktor der Comedyshow, aber nicht ihr Trumpf. Denn Pranks und Pannen gibt es heutzutage auf unzähligen YouTube-Kanälen. Als der Schweizer Fernsehmacher Kurt Felix das Konzept der versteckten Kamera in den Achtzigern erfand, war es noch revolutionär. Doch im Jahr 2022 muss die ARD-Show mit den Livemomenten glänzen. Mit der Moderation, den Gesangseinlagen und den Gesprächen der prominenten Gäste im Studio. 

All das kann Schöneberger. Aber wenn sich die Bräsigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks so wie am Samstag beim „Verstehen Sie Spaß?“-Auftakt derart offensichtlich entlädt, wird es für alle Beteiligten unangenehm. Auch eine stets strahlende und immer gut gelaunt wirkende Barbara Schöneberger versteht irgendwann keinen Spaß mehr. Sie hat sich akribisch auf diese Show vorbereitet, wochenlang ihren Opener geprobt – und dann lässt sie die ARD vor einem Millionenpublikum alt aussehen.

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Fehler passieren, so bitter sie sein mögen. Aber Das Erste sollte gewarnt sein: Wenn nach der selbst formulierten Logik des Senders nur eine Frau für die Samstagabendshow geeignet ist, sollte man es sich nicht mit ihr verscherzen. Sonst ist sie schneller weg, als die ARD ein Tonproblem abstellen kann. 

Das ZDF hat hinlänglich bewiesen, wie gut es große Produktionen hinbekommt. „Wetten, dass..?“ lässt grüßen. Vielleicht ja bald mit Barbara Schöneberger.

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