Vor drei Jahren stand das Leben von Tatum O'Neal, 59, auf der Kippe. In jenem Mai 2020 nahm sie eine Überdosis. Die fatale Begleiterscheinung: ein schwerer Schlaganfall. Sechs Wochen lang lag die Schauspielerin im Koma, wie sie im exklusiven Interview mit "People" berichtet. "Ich wäre fast gestorben," sagt sie. Sie hat überlebt, doch ihr Dasein ist seither geprägt von einem täglichen Kampf um ihre Gesundheit und um Fähigkeiten, die zuvor selbstverständlich schienen. Statt auf dem roten Teppich strahlend zu posieren, verbringt sie nun ihre Tage in verschiedenen Rehabilitationseinrichtungen. Tatum muss ganz von vorne anfangen, ihr Gedächtnis trainieren und ihre Fähigkeiten zum Lesen und Schreiben wiedererlangen.
Tatum O’Neal: Ihr Kinder hatten kaum Hoffnung auf ihr Überleben
Auch ihr Sohn Kevin, 37, kommt zu Wort, ihr ältestes Kind aus der 1994 geschiedenen achtjährigen Ehe mit Tennis-Legende John McEnroe, 64. Als seine Mutter ins Krankenhaus kam, erinnert er sich, "war es der Anruf, auf den wir immer gewartet hatten." Tatum war jahrzehntelang im Rausch. Ihre Tochter und die beiden Brüder waren offenbar ständig in Alarmbereitschaft. Dann kam jener Tag im Mai und die Angst wurde real. "Sie hatte auch einen Herzstillstand und eine Reihe von Krampfanfällen", erinnert sich Kevin. "Es gab Zeiten, in denen wir nicht glaubten, dass sie überleben würde." Auch nach der Entwarnung blieb die Sorge: Wird ihre Mutter jemals wieder laufen oder sprechen können?
Was wurde aus …? Die Kinderstars aus dem Kultfilm "Mrs. Doubtfire"sind heute kaum wiederzuerkennen
Tatum hat gekämpft. Ihr Genesungsprozess übertrifft die Erwartungen, aber sie sagt: "Ich habe viel durchgemacht." Was war eigentlich geschehen an jenem Tag, der fast ihr letzter auf Erden gewesen sein sollte?
Gerade erst hatte die Coronapandemie die Welt stillgelegt. Die Schauspielerin griff täglich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten, die unter anderem ihre Rücken- und Nackenschmerzen sowie ihre rheumatoide Arthritis [eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Abwehrsystem die Innenhaut der Gelenke angreift; Anmerkung der Redaktion] lindern sollten. Doch offenbar hielt sie sich nicht an die ärztlich vorgeschriebene Dosierung.
Corona-Isolation wurde Tatum zum Verhängnis
Eine überdosierte Kombination aus Schmerzmitteln, Opiaten und Morphin brachten Tatum buchstäblich zu Fall. Zu ihrem Glück fand sie ein Freund in ihrer Wohnung in Los Angeles. Sie wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht.
"Sie hatte sich sehr isoliert", erinnert sich Kevin an die Wochen vor dem Tag X. "Mit der zusätzlichen Gabe von Morphium und schwereren Medikamenten wurde es langsam beängstigend. COVID, chronische Schmerzen, all diese Dinge führten zu einem Ort der Isolation. Ich glaube nicht, dass es in dieser Situation viel Hoffnung für sie gab."
„Zeitweise stand es auf der Kippe“
Im Krankenhaus wird die Familie mit einem Albtraum konfrontiert. Tatum erhält eine niederschmetternde Diagnose: Aphasie, eine laut Deutsche Schlaganfall-Hilfe erworbene Sprachstörung, die in 80 Prozent der Fälle durch einen Schlaganfall verursacht wird. Der einst hoffnungsvolle Kinderstar lag im Koma "und hatte eine Schädigung des rechten frontalen Kortex [Großhirnrinde; Anmerkung der Redaktion]," erklärt der Sohn.
"Zeitweise stand es auf der Kippe", sagt Kevin. "Ich musste meinen Bruder und meine Schwester anrufen und ihnen sagen, dass sie vermutlich blind und taub war und möglicherweise nie wieder sprechen würde." Aus dem Koma erwacht, ist Tatum unfähig, sich mitzuteilen. "Sie wusste nicht, wo sie war. Sie konnte nicht sagen: 'Ich habe Angst.'" Ihre Familie durfte sie damals nicht besuchen, die strikten Covid-Regeln ermöglichten lediglich Sichtkontakt durch eine Glasscheibe.
Die Sucht ist noch präsent
Noch heute kämpft Tatum um ihre vollständige Genesung. Ihr Sprachvermögen ist nicht vollständig wiederhergestellt – und der Drang zur Sucht noch nicht überwunden. "Die Emotionen, die meine Mutter dazu gebracht haben, Drogen zu nehmen, sind immer noch sehr präsent", erklärt Kevin. Sie ist in täglicher Therapie. "Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, nüchtern zu werden", sagt Tatum. "Jeden Tag versuche ich es."
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Ihr Sohn, ein Schriftsteller, der selbst alkohol- und drogenabhängig war, beschreibt es so: "Sie konnte sich als Mutter immer Nüchternheit wünschen, aber sie wollte sie nie wirklich für sich selbst." Nun hofft er – und sieht bei seiner Mutter den Willen, ihre Dämonen zu besiegen. "Für mich ist dieses letzte Kapitel, in dem sie leben will, nüchtern werden will, lernen will, ein wahres Wunder. Ich denke, das ist wunderschön. Ich war noch nie so stolz darauf, ihr Sohn zu sein. Sie ist voller Liebe und voller Herz." Und Tatum? "Ich bemühe mich jeden Tag", versichert sie. "Ich möchte bei meinen drei wunderbaren Kindern sein."
Tatum O’Neil litt an Ruhm und Schicksalsschlägen
Tatum O'Neal wurde 1974 im Alter von 10 Jahren als beste Nebendarstellerin in dem Film "Paper Moon" mit einem Oscar ausgezeichnet und ist die bis dahin jüngste Preisträgerin.
Ihr Vater ist Hollywoodstar Ryan O'Neal, 82, der damals die Hauptrolle in dem tragikkomischen Roadmovie übernommen hatte. Doch die glamouröse Fassade hatte tiefe Risse. Ihre Mutter Joanna Moore, ebenfalls Schauspielerin, soll tabletten- und alkoholabhängig gewesen sein. Nach der Trennung der Eltern zog Tatum zum Vater, der sich kaum um sie kümmerte. Schon früh griff sie zu Drogen. Nach dem Scheitern ihrer Ehe mit Tennisprofi John McEnroe griff sie zu Heroin. Der Sportler bekam 1998 das alleinige Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder Kevin, Sean, 35, und Emily, 32.
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